Blaue Lichter überall, heulende Feuerwehrsirenen, gewaltige Stichflammen und ein mächtiger Polizeihubschrauber: Beim Marktoberdorfer Blaulichttag 2025 war auf dem Festplatz beim Modeon jede Menge Action angesagt. Die Branche, die sich dem Helfen, Bergen und Retten verschrieben hat, hatte unter der Führung der Marktoberdorfer Feuerwehr mit ihren Kommandanten Michael Strauß und Markus Jüngling ein Programm auf die Beine gestellt, bei dem vor allem junge Augen leuchteten, bei dem es aber auch einiges zu lernen gab.
Marktoberdorf - Beispiel Fettbrand: Da will man sich ein leckeres Schnitzel braten, hat das Öl in die Pfanne gegeben und den Herd angestellt, plötzlich klingelt es an der Tür. Man öffnet, hält einen Ratsch mit dem Nachbarn, und bis man zurück in der Küche ist, hat das heiße Fett bereits zu brennen begonnen. Das falscheste, was man jetzt tun kann, demonstrierte Feuerwehr-Zugführer Ronny Kulak, der sich aus gutem Grund in einen hitzebeständigen Feuerschutzanzug geworfen hatte. Als er einen Topf vermeintliches Löschwasser in das brennende Fett schüttete, schoss nämlich eine gewaltige Stichflamme in den Himmel, Kulak stand zur Gänze in Flammen.
Wie man’s stattdessen richtig gemacht hätte, verdeutlichte Zugführer Dierk Siepert am Mikrofon: Einfach einen Deckel auf die Pfanne legen, den Herd abschalten - und warten, bis die ganze Sache abgekühlt ist. Der Unterschied: Ein kleiner Schreck gegenüber einem formidablen Küchenbrand oder gar noch Schlimmerem.

Die mehreren hundert Zuseher der Vorführung zeigten sich ebenso beeindruckt wie Marktoberdorfs dritter Bürgermeister Michael Eichinger, der auf eine Stippvisite vorbei gekommen und voll des Lobes über die vielfältigen Organisationen war, die zumeist mit ehrenamtlichen Mitgliedern für den Nächsten da sind. Am Start waren beim Blaulichttag neben der Feuerwehr die Marktoberdorfer Wasserwacht mit ihrem Vorsitzenden Benjamin Rößle (die erstaunlicherweise mehr als 400 Mitglieder zählt und damit deutlich mehr als die Feuerwehr), die örtliche Bereitschaft des Roten Kreuzes, das Technische Hilfswerk Kaufbeuren mit Zugtruppführer Alexander Werner an der Spitze sowie die Verkehrswacht und die Profis der Marktoberdorfer Polizeiinspektion.
Blau unterwegs - allerdings nur simuliert
Apropos Verkehrswacht: An deren Stand konnte man nicht nur sein Fahrkönnen am Simulator überprüfen, sondern auch als deutlich angetrunkener Fußgänger einen kleinen Parcours absolvieren. Den Alkoholpegel simulierte dabei eine spezielle Brille - mit teils erschreckenden Ergebnissen: Der Autor dieser Zeilen etwa irrlichterte bis zu 40 Zentimeter neben der vorgegebenen Linie umher. Am Steuer eines Autos hätte es bestimmt gewaltig gekracht - mit entsprechenden Folgen. Nur gut also, dass die Beamten der Polizei unaufmerksame Automobilisten (wie jüngst bei einer Schulwegkontrolle) nicht nur in die saure Zitrone beißen lassen, sondern auch blaue Verkehrsteilnehmer aus demselben ziehen.
Polizeihubschrauber im Anflug
Am Samstag zeigten die Beamten aber vornehmlich ihre Ausrüstung und ihre Fahrzeuge, wobei das imposante Polizeimotorrad vor allem die kleinen Besucher begeisterte. Sogar eine Sitzprobe im Sattel war drin. Dann aber kündigte sich mit kräftigem Schrabbschrabb ein luftiger Besucher an: Ein Einsatzhubschrauber der Polizei, der in einem eleganten Einkehrschwung direkt neben dem Festplatz landete. Der Wind, den der Helikopter dabei erzeugte, war einer der Marke gewaltig! Dass während des Manövers ein ausreichender Sicherheitsabstand eingehalten wurde, war nur folgerichtig. Kaum hatten die Piloten aber die Rotoren abgestellt, bildete sich eine große Menschentraube um den mehrere Millionen Euro schweren H145 von Airbus.
Wer nach diesem Spektakel bei wahrlich sengender Spätsommerhitze erschöpft war und eine Pause brauchte, der konnte sich im eigens dafür aufgebauten Zelt erfrischen und stärken. Zu sehr zivilen Preisen übrigens! Zurück zur - oftmals lebensrettenden - Arbeit der freiwilligen Feuerwehr: Deren Helfer zeigten nicht nur, wie sie mit einem hydraulischen Rettungssatz einen verunfallten Autofahrer aus dem völlig demolierten Wrack seines Gefährts bergen und wie sie mit ihrer bis zu 23 Meter hohen Drehleiter Menschen aus Lebensgefahr retten können. Sie hatten vielmehr auch einen besonders dramatischen Unfall aufgebaut: Das Wrack eines Volkswagens, das unter einem mächtigen Fendt-Traktor begraben war.
Spezielles Gerät bei schweren Unfällen für die Feuerwehr Marktoberdorf
Der neunjährige Bastian aus Ronried, der selbst schon bei der Walder Kinderfeuerwehr aktiv ist, ließ sich von Feuerwehrmann Rasso Rehle demonstrieren, dass selbst unter einem mehr als zehn Tonnen schweren Koloss noch ausreichend Raum zum Überleben vorhanden sein kann. Die Marktoberdorfer Stützpunktfeuerwehr verfügt für solche Unfälle über spezielles Gerät, mit dem auch solch gewaltige Lasten angehoben werden können, damit ein Auto wie in diesem Fall nicht noch weiter zerquetscht werden kann.
Über den Tag verteilt waren es wohl mehrere Tausend Besucher, die sich über die Arbeit der Blaulicht-Organisationen informierten und die vielfältigen Vorführungen bestaunten. Das Ganze hatte natürlich auch den Sinn, Nachwuchs zu gewinnen: Junge Menschen für die freiwillige Arbeit in den verschiedenen Gruppierungen zu begeistern. Wer Interesse hat und erstmal nicht weiter weiß: Im Bürgerbüro des Rathauses vermittelt man sicherlich gerne den ersten Kontakt zu Wasserwacht, Feuerwehr und Co.! Im Fall unseres kleinen Bastian ist dies freilich nicht nötig. Der Neunjährige lernte beim Blaulichttag zwar einiges Neues dazu, bleibt aber „seiner“ Feuerwehr in Wald treu. Weil er dort nicht nur einer sinnvollen Freizeitbeschäftigung nachgehen kann, sondern auch viele Freunde gefunden hat.