Trump siegt bei US-Wahl – diese strategischen Fehler läuteten die Niederlage der Demokraten ein

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Die Demokraten zeigen einen zu biederen Wahlkampf. Trump überzeugt auf TikTok und in Podcasts. Harris verspielt ihren großen Vorsprung schnell.

Washington – Donald Trump ist der strahlende Triumphator, Kamala Harris ist am Boden. So stark und selbstbewusst sie ihre Kampagne nach dem Ausscheiden von Joe Biden begann, so schnell zerfiel ihr Momentum letztlich zu Staub, was in einem erdrutschartigen Sieg für die Republikaner resultierte. Doch wo lagen die Versäumnisse des Harris-Teams? Was lief schief, und wie hätte man Trump schlagen können?

Die Ursachen dafür liegen beispielsweise in den sozialen Medien. Die Demokraten verpassten es, auf Netzwerken wie TikTok genug junge Menschen zu erreichen. Das Wahlkampfteam von Harris und Biden ist TikTok bereits im Februar beigetreten, Trump zog erst im Juni nach, und war auf Anhieb erfolgreicher als seine demokratischen Konkurrent:innen. Ihm folgen 13,5 Millionen Menschen, Harris nur 8,3.

Trump erreicht die Wähler über Podcasts

Trump erreichte auch viele Wähler durch seinen Auftritt im Podcast von Joe Rogan und anderen Szene-Größen in der USA. Harris sagte diesen dagegen ab. Innerhalb von drei Tagen wurde das Gespräch mit dem Stand-up-Comedian ganze 27 Millionen Mal aufgerufen. Auftritte wie diese, in denen sich Trump nahbar und als Familienmensch inszenieren konnte, spielten dem früheren Präsidenten in die Karten.

Wahlpleite auch durch die sozialen Medien? Kamala Harris konnte bei Tiktok & Co. nicht so überzeugen wie Donald Trump.
Wahlpleite auch durch die sozialen Medien? Kamala Harris konnte bei Tiktok & Co. nicht so überzeugen wie Donald Trump. © IMAGO/Firdous Nazir

Das vielleicht offensichtlichste Versäumnis aber könnte es gewesen sein, dass die Demokraten zu spät die Reißleine zogen, was die Kandidatur von Joe Biden anging. Dass er durch zunehmend senil wirkende Auftritte nicht mehr in der Lage sein würde, sich Trump zu stellen, war bereits seit längerer Zeit absehbar. Ende Juli übernahm Harris, weniger als vier Monate vor der Wahl. Auch die Republikaner waren überrumpelt. Sie genoss zunächst hohe Umfrage, doch diese schrumpften mit jedem Tag. Fast schon zu selbstsicher wirkten anfangs die Auftritte der demokratischen Kandidatin, die Wahlkampfspenden in Rekordhöhe und Unterstützung von Superstars wie Taylor Swift auf ihrer Seite wusste. Dennoch suchte man innovative Wahlkampfmethoden bei den Demokraten vergeblich.

Harris muss sich fehlende Distanz zu Biden vorwerfen lassen

Biden wurde indes bis zum Schluss zur Belastung für Harris. Bei Harris‘ Schlussplädoyer gab er ein Interview, in dem er Trumps Anhänger als „Müll“ bezeichnete. Obwohl er es später zurücknahm, war der Schaden bereits angerichtet, Trump nahm die Aussage bei einem Aufritt in Pennsylvania dankbar auf und erschien mit Warnweste in einem Müllwagen.

US-Wahlen 2024 - Harris Fans sind enttäuscht
Enttäuschte Kamala-Harris-Anhängerinnen bei der US-Wahl 2024. © UPI Photo/IMAGO

Auch die fehlende Distanz zu Biden muss sich Harris vorwerfen lassen. Auf die Frage, was sie bezüglich unsicherer Grenzen und mangelnder Sicherheit anders machen würde, antwortete sie „Da fällt mir nichts ein.“ Die Vizepräsidentin konnte enttäuschten Wählern der Demokraten somit nicht erklären, was sich unter ihrer Führung im Vergleich zur Biden-Ära ändern solle. Harris verpasste es auch, durch klare Botschaften Wähler mit niedrigerem Bildungsstand anzusprechen. Sie erklärte und antwortete zumeist mit Fakten und versuchte, ihre Beweggründe auszuführen.

Trump landete durch seine kurzen und populistischen Statements hingegen genau in jener Wählergruppe Punktsiege. Das Reizthema Abtreibung wurde zudem vom Harris-Team überbewertet. Viele weiße Frauen gaben in Befragungen an, dass wirtschaftliche Stabilität für sie das wichtigere Thema sei. Ebenfalls wurde der Einfluss des Nahostkonflikts unterschätzt. Schon die ersten Ergebnisse aus Michigan zeigten, dass arabischstämmige Amerikaner Harris wegen ihrer Nähe zu Israel abstraften.

Katerstimmung statt Feierlaune bei den Demokraten

Nun herrscht bei den Demokraten düstere Stimmung statt Feierlaune: Auf den Wahlpartys der Demokraten haben sich bei den Anhängerinnen von Harris Zukunftsängste breit gemacht. „Ich habe Angst, ich bin jetzt nervös“, sagt Charlyn Anderson, als sie die Wahlparty an der Howard University in Washington verlässt. „Wir geben nicht auf, bis es zu Ende ist, aber ich habe Angst.“

Und Ex-Student Ken Brown sagte über Trump: „Er ist ein furchtbarer Kandidat, deshalb ergibt das Ganze einfach keinen Sinn. Ich weiß nicht, wer ihn wählt.“ Andere Unterstützer reagieren aber auch irritiert, als sich die Nachricht verbreitet, dass Harris sich in der Wahlnacht nicht mehr äußern wird. Auch das ist wohl kaum das richtige Zeichen an die Unterstützer und passte in Harris‘ fehlerbehafteten Wahlkampf somit ins Bild. (cgsc mit dpa)

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