Nordkorea-Soldaten an Grenze verlegt: Plant Putin die nächste Eskalation im Ukraine-Krieg?

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Der südkoreanische Geheimdienst schätzt, dass mehr als 12.000 Nordkorea-Soldaten in Russland stationiert sind. Ein Teil soll nun nach Belgorod verlegt worden sein.

Belgorod – Die nur 25 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernte Region Belgorod gehört zu den am stärksten vom Krieg getroffenen Gebieten Russlands und geriet bereits mehrfach unter ukrainischen Beschuss. Nun gibt es neue Entwicklungen in der Oblast, die die Nordkorea-Soldaten betreffen. Diese Truppen unterstützen Wladimir Putin im Ukraine-Krieg. „Ein Teil des Militärs der Demokratischen Volksrepublik Korea wurde an die Grenze der Oblast Belgorod verlegt“, erklärte Andrii Kovalenko, Leiter des Zentrums zur Bekämpfung von Desinformation beim Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrat der Ukraine, auf Telegram.

Nordkorea-Soldaten im Ukraine-Krieg nach Belgorod verlegt

Russland und die Ukraine hatten sich vor einigen Tagen mit gegenseitigen Drohnen- und Raketenangriffen überzogen. Zunächst sorgten ukrainische Drohnen in mehreren russischen Regionen für Alarm und Schäden. „In der Stadt Alexejewka sind durch den Absturz von Drohnentrümmern auf dem Territorium eines Unternehmens Produktionshallen beschädigt worden“, schrieb der Gouverneur der russischen Grenzregion Belgorod, Wjatscheslaw Gladkow, bei Telegram. Zudem seien ein Infrastrukturobjekt und eine Stromleitung getroffen worden.

Ukraine Krieg - Nordkorea
Nordkoreanische Soldaten sollen für Russland kämpfen. (Archivbild) © Uncredited/KCNA via KNS/AP

Russland bezahlt mit Öl: Nordkoreas Soldaten im Ukraine-Krieg

Die Entsendung nordkoreanischer Soldaten geht mit einer intensiven Zusammenarbeit zwischen Russland und Nordkorea einher. Seit März 2024 soll Russland Nordkorea mit über einer Million Barrel Öl (56.000 Tonnen) versorgt haben, wie die BBC unter Berufung auf Satellitenbilder berichtet. Insgesamt sollen 43 Öltanker von russischen Häfen in Nordkorea angekommen sein. Der britische Außenminister David Lammy erklärte, das Öl sei Bezahlung für Waffen und Truppen Nordkoreas. Diese Lieferungen verstoßen laut BBC gegen die UN-Sanktionen gegen Pjöngjang.

Zusätzlich soll Russland Nordkorea Luftabwehrsysteme und Raketen geliefert haben. Im Gegenzug entsendet Nordkorea Soldaten zur Unterstützung im Ukraine-Krieg. Bloomberg berichtet, dass Pjöngjang bis zu 100.000 Soldaten bereitstellen könnte. Nach Einschätzungen von ukrainischen und südkoreanischen Geheimdiensten gehören viele dieser Soldaten zum „11. Korps“ – einer Eliteeinheit, die auf Infiltration, Sabotage und Attentate spezialisiert ist. „Diese Soldaten sind darauf trainiert, ein hohes Maß an körperlichen Schmerzen und psychischer Folter auszuhalten“, sagte Michael Madden, Nordkorea-Experte vom Stimson Center.

Nordkorea-Soldaten im Ukraine-Krieg: Kampfeinsatz in Kursk und Donbass erwartet

Im Angriffskrieg gegen die Ukraine wolle Nordkorea seine Armee mit moderner Kriegsführung vertraut machen und gleichzeitig Südkorea einschüchtern, erklärte Serhij Kuzan, Leiter des regierungsunabhängigen Zentrums für Verteidigung und Kooperation, im ukrainischen Fernsehsender Prjamoi. „Sie werden wahrscheinlich in den Regionen Kursk und Donbass auftauchen“, vermutet Kuzan.

Die USA gehen laut ihrem Verteidigungsminister davon aus, dass tausende nach Russland verlegte nordkoreanische Soldaten „bald“ in Kampfhandlungen gegen die Ukraine eintreten werden. Auf der Grundlage ihres Trainings und der Art und Weise, wie nordkoreanische Soldaten „in die russischen Formationen integriert“ würden, „rechne ich fest damit, dass sie bald an Kämpfen beteiligt sein werden“, sagte US-Verteidigungsminister Lloyd Austin am Samstag bei einer Zwischenlandung.

Bislang habe er noch keine „nennenswerten Berichte“ darüber gesehen, dass nordkoreanische Soldaten „aktiv an Kampfhandlungen beteiligt“ seien, fuhr der Pentagon-Chef fort. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj behauptet indes: „Einige dieser Truppen haben bereits an Kampfhandlungen gegen ukrainische Truppen teilgenommen, und es gibt bereits Opfer.“ Die USA gehen demnach davon aus, dass etwa 10.000 nordkoreanische Soldaten in der russischen Grenzregion Kursk stationiert sind und dort „in die russischen Formationen integriert werden“.

Ukraine hält Stellung in Kursk: Rückzug vorerst ausgeschlossen

Die Ukraine will sich nach Angaben aus Armeekreisen vorerst nicht aus der russischen Grenzregion Kursk zurückziehen. Die ukrainische Armee werde so lange bleiben, „wie es angebracht ist“, erfuhr die Nachrichtenagentur AFP aus Armeekreisen. Die Armee kontrolliere derzeit rund 800 Quadratkilometer in der Region. Die maximale Fläche, die besetzt gehalten worden war, habe knapp 1400 Quadratmeter betragen.

Genaue Informationen über die tatsächliche Zahl nordkoreanischer Soldaten oder deren Aktivitäten liegen indes nicht vor. Die meisten Angaben beruhen auf Einschätzungen von westlichen Experten. Weder Moskau noch Pjöngjang haben bislang zu den Berichten Stellung genommen. Laut Pentagon wurden anfangs rund 11.000 nordkoreanische Soldaten geschätzt – Bloomberg berichtete, dass die Zahl bereits deutlich höher sein könnte. (jal mit dpa)

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