Merz fordert mehr Arbeit von Deutschen! Es stimmt - doch es gibt ein großes Aber
Schon vor seiner ersten Regierungserklärung im Bundestag gab Friedrich Merz beim CDU-Wirtschaftsrat einen Vorgeschmack auf seine Pläne für Deutschland. Weit oben auf der Agenda: die Energiepreise senken und Bürokratie abbauen. Besonders wichtig sei allerdings, dass die Bürger auch mit anpacken.
"Wir müssen in diesem Land wieder mehr und vor allem effizienter arbeiten. Mit Viertagewoche und Work-Life-Balance werden wir den Wohlstand dieses Landes nicht erhalten können", sagt der Kanzler.
Merz hat nur halb recht: Mehr arbeiten allein bringt nichts
Ich sage: Friedrich Merz hat im Kern recht. Doch er greift zu kurz. Mehr arbeiten allein bringt nichts, wenn die Einstellung nicht stimmt. Und es bringt auch nur dann etwas, wenn das System endlich aufhört, Leistung zu deckeln und Fleiß zu bestrafen.
Wir leben in einem Land, in dem Menschen, die ranklotzen, mehr Papierkram als Anerkennung bekommen. Ich bin seit mehr als 30 Jahren Unternehmer und zahle schon mindestens genauso lange den Spitzensteuersatz. Ich habe Leistungsträger in Unternehmen erlebt, die irgendwann nicht mehr motiviert waren und angefangen haben, eine ruhige Kugel zu schieben.
Gesetze und Genehmigungen sind zum echten Produktivitätskiller geworden
Warum? Weil es ihnen rein rechnerisch so gut wie nichts gebracht hat, weiter ranzuklotzen. Der Großteil ist bei den Steuern hängen geblieben und nur eine minimale Erhöhung überhaupt als Netto angekommen.
Über Martin Limbeck
Martin Limbeck ist Mehrfachunternehmer, Investor, fünffacher Bestsellerautor und einer der führenden Experten für Sales und Sales Leadership in Europa. Mit seiner Gipfelstürmer Mentoring GmbH unterstützt er Unternehmer dabei, ein Sales-Mindset zu entwickeln, Vertrieb zur Chefsache zu machen und ihre Firma zur Sales Driven Company zu transformieren. Als Botschafter von Kinderlachen e.V. engagiert er sich für kranke und hilfsbedürftige Kinder in Deutschland. Mehr auf martinlimbeck.de
Wir haben Fachkräftemangel in unserem Land. Nicht nur, weil keiner mehr arbeiten will. Sondern weil sich in vielen Fällen Arbeit einfach nicht lohnt.
Weil Gesetze und Genehmigungen zum echten Produktivitätskiller geworden sind. Hier muss dringend etwas geschehen!
Mit der Idee, einen Feiertag zu streichen, kommen wir nicht weiter
Bertram Brossardt, Geschäftsführer der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft, hatte zum Wochenbeginn bereits eine Idee: Einen, am besten sogar mehrere Feiertage abschaffen. Das würde der deutschen Wirtschaft viel bringen und die Arbeitnehmer nicht stark belasten.
Als Beispiel nannte er den Pfingstmontag. Je nach Berechnungsmethode würde das bis zu 8,6 Milliarden Euro pro Jahr bringen, sagen Finanzexperten.
Wenn das der große Masterplan zur Rettung der deutschen Wirtschaft ist, dann gute Nacht, Deutschland. Ich glaube nicht, dass allein durch eine Feiertagsstreichung ein signifikanter wirtschaftlicher Impuls entstehen wird.
Natürlich könnte dadurch das Bruttoinlandsprodukt rein rechnerisch minimal steigen. Doch die Entlastung wäre marginal. Glauben Politiker wirklich, dass Bürger motiviert Vollgas geben, wenn du ihnen einen gewohnten Feiertag streichst? Ich denke nicht.
Wir brauchen ein echtes Leistungs-Mindset
Was wir brauchen, sind nicht ein oder zwei Arbeitstage mehr im Kalender, sondern mehr Output in der Zeit, die schon da ist. Echte Motivation, etwas zu leisten. Eine reine Erhöhung von Wochenarbeitszeit oder Arbeitstagen im Jahr wird nur dazu führen, dass die, die jetzt schon keine Lust haben, weiter unproduktiv sind und weiter prokrastinieren.
Damit ein Wandel hin zu echter Lust auf Leistung möglich wird, brauchen wir motivierte Menschen, gute Rahmenbedingungen und ein echtes Leistungs-Mindset.
Merz hat recht: Wer mehr arbeitet, sollte mehr Netto haben
In seiner folgenden Rede vor dem Bundestag brachte Merz dann auf den Punkt, woran unsere Wirtschaft seit Jahren krankt: "Leistung muss sich wieder lohnen!"
Seiner Idee nach soll jeder, der freiwillig mehr arbeitet, auch mehr Netto vom Brutto haben. Überstundenzuschläge sollen dazu steuerfrei werden und Prämien für die Ausweitung der Arbeitszeit steuerlich begünstigt werden.
Das wäre ein Schritt in die richtige Richtung – allerdings reicht das noch nicht. Und ändert auch nichts an der Ausgangslage, dass viel zu hohe Steuersätze schon die reguläre Arbeitszeit für viele zur Farce machen.
Friedrich Merz hat einen ersten Schritt in die richtige Richtung getan
Ich bin Unternehmer. Für mich gibt es keine 40-Stunden-Woche, oft bin ich doppelt so lange im Einsatz. Warum? Weil es mir Spaß macht. Und ich bin überzeugt davon, dass es mehr Menschen so gehen würde, wenn sich Fleiß und Eigenverantwortung wieder mehr lohnen würden in unserem Land.
Nicht nur steuerlich, sondern auch in Form von weniger Bürokratie und mehr Digitalisierung – und einer Entlastung des Mittelstandes, auf dessen Schultern unsere Wirtschaft fußt.
Friedrich Merz hat einen ersten Schritt in die richtige Richtung getan. Doch das kann erst der Anfang sein. Wir brauchen eine ehrliche Debatte über Arbeit, Wohlstand und Werte.
Und wir brauchen mehr Menschen, die den Mut haben, unbequeme Wahrheiten auszusprechen – dass Leistung wieder Anerkennung verdient, dass Wohlstand nicht vom Staat kommt, sondern vom Einsatz jedes Einzelnen, und dass Stillstand keine Option ist in einem Land, das seine Zukunft gestalten will und muss.
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"Limbeck. Unternehmer. Das Standardwerk für erfolgreiches Entrepreneurship" von Martin Limbeck
Dieser Beitrag stammt aus dem EXPERTS Circle – einem Netzwerk ausgewählter Fachleute mit fundiertem Wissen und langjähriger Erfahrung. Die Inhalte basieren auf individuellen Einschätzungen und orientieren sich am aktuellen Stand von Wissenschaft und Praxis.