2016 erfüllte sich Elvis Scapolan neben dem Rathaus in Oberwarngau seinen Traum vom eigenen Betrieb. Er öffnete eine Eisdiele mitten in einem Dorf – und hatte Erfolg. „Il Gelato“ ist zur Marke geworden in der Region.
Warngau – Ein Spätsommertag, kurz nach 9 Uhr. Eigentlich hat Elvis Scapolan seine Eisdiele noch nicht geöffnet, doch stehen die ersten Kunden schon an der Theke. Sie müssen nicht lange warten. Schnell holt der 48-Jährige die Behälter mit 16 Sorten Eis aus der Kühlung und legt los. Eine Kugel Schokolade für die Kleinste der vierköpfigen Familie, Stracciatella ist gefragt, auch Erdbeere und Joghurteis. Florian ist mit seiner Frau und den Kindern aus Sachsenkam nach Warngau geradelt, nun gibt es bereits morgens eine süße Erfrischung. Und Elvis, wie die Einheimischen den Pächter „ihres“ Eiscafés „Il Gelato“ nennen, ist in seinem Element.
Die aus Jesolo stammende Familie Scapolan ist in der dritten Generation im Eisgeschäft unterwegs. Schon in der Heimat hatte sie ein Eiscafé. Als die Eltern nach Deutschland auswanderten, produzierten sie der Reihe nach in München, Frankfurt am Main, Bamberg und Ottobrunn bei München Eis. „Wir sind ein typischer Familienbetrieb“, sagt Scapolan, der sich 2016 neben dem Rathaus in Oberwarngau seinen Traum vom eigenen Betrieb erfüllte. Freunde hätten ihn für verrückt erklärt, in dem kleinen Ort eine Eisdiele zu eröffnen, erinnert er sich, was ihn aber nicht von seinem Plan abhielt. „Papa hilft ja mit, manchmal auch die Mama.“
Vater Raffaele gilt in Teilen der Kundschaft als mindestens schrullig. „Er ist 70 und müde von der vielen Arbeit“, entschuldigt Scapolan die Eigenheiten des Seniors. „Papa arbeitet ununterbrochen seit seinem 16. Lebensjahr, er ist krank und deshalb manchmal grantig.“ Der Sohn gibt ihm möglichst oft frei. „Auch jetzt habe ich ihn in den Urlaub geschickt.“
Scapolan stellt sein Eis heute nicht mehr selbst her, sondern bezieht es nach eigener Rezeptur von einer Manufaktur. Neben den Klassikern Schokolade, Haselnuss, Erdbeere und Vanille hat er je nach Jahreszeit auch Sorten wie Griechischer Joghurt, Pistazie oder Zimtpflaume im Angebot. Bei den Eisbechern sind Kiwi, Amarena oder Baileys gefragt.
Kreationen nur fürs Auge mit mehr Obst als Eis im Becher so groß wie ein Pokal lehnt Scapolan ab. „Die Leute wollen Eis essen und keinen Obstsalat.“ Das sieht auch Marina so, die mit ihren Kindern Julian und Melina im Anhänger aus Reitham hergeradelt ist. Für alle gibt es die Kugel Lieblingseis in der Waffel. Als Kind habe er im elterlichen Betrieb seine Lieblingssorten immer in eine Tasse gefüllt. Entsprechend serviert Scapolan sein Eis in Schalen, die Kaffeetassen ein wenig ähneln.
Seinen eigenen Weg ging der Eisverkäufer auch beim Service. „Ich war der Erste in der Gegend, der auf Selbstbedienung umstellte.“ Dafür hat er sieben Tage die Woche vormittags bis abends geöffnet. Eigentlich findet er 1,80 Euro für die Kugel Eis zu teuer. Aber die Rohstoffe für die Herstellung machen das nötig. Bei Familienfeiern oder Vereinsfesten rollt der 48-Jährige mit seiner dreirädrigen Ape an und verkauft das Eis an Ort und Stelle.
Nach und nach hat Scapolan sein Angebot erweitert. Es gibt auch Panini und Toasts. Zurzeit bietet er Arancini an, mit Hackfleisch oder Gemüse gefüllte sizilianische Reisbällchen. „Die kommen sehr gut an.“ Schon vor einiger Zeit hat er einen Pizzaofen angeschafft und verkauft viereckige Fladen in mehreren Variationen. Im kommenden Winter will er vor seiner Eisdiele eine Holzhütte aufstellen und dort Glühwein und warme Gerichte anbieten. Dann schließt zumindest vorübergehend der gegenüberliegende Gasthof zur Post.
An Warngau schätzt Scapolan den Zusammenhalt der Einheimischen. So gebe es mit der Konditorei Klaus oder der scheidenden Wirtin Petra Spiegler keinerlei Konkurrenzdenken. „Wir waren und sind ein Team.“ Im Juli kommenden Jahres will er das zehnjährige Bestehen von „Il Gelato“ mit einem Sommerfest feiern. Und weil ihn seine zweite Heimat Warngau an die italienischen Wurzeln erinnert, ist er sich sicher: „Hier bleibe ich die nächsten 15 Jahre.“
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