„Sehr ungewöhnlich“: Österreich erlebt Erdbebenserie in Tirol – Expertin erklärt Phänomen
In Österreich waren 140 Erdbeben vergangenes Jahr zu spüren. Besonders in Tirol war die Zahl mit 70 „besonders hoch“. An einem Ort bebte es gleich 50 Mal.
Wien – Ungewöhnlich häufig bebte die Erde 2024 im österreichischen Bundesland Tirol. Erdbeben-Hotspot: das Gebiet um Waidring und Pillersee bei Kitzbühel. Allein 50 spürbaren Erdbeben verzeichnete dort der Erdbebendienst GeoSphere Austria. Selbst für Seismologen eine „außergewöhnliche Erdbebensequenz“.
„Außergewöhnliche Erdbebenserie“ in Tirol – 46 Erdbeben binnen eines Monats an einem Ort
Das stärkste Erdbeben der Magnitude 3,9 schreckte viele Tiroler im Morgengrauen um 4.50 Uhr aus dem Schlaf. Das Ereignis am 23. Januar 2024 war der Höhepunkt einer „außergewöhnlichen Erdbebenserie“ in Tirol im Raum Waidring und Pillersee – die jedoch schon am 9. Januar begann. Dem stärksten Beben gingen mehrere Erdbeben voran: am 19. Januar 2024 rüttelte ein Erdstoß der Stärke 3,4 Menschen bis nach Kitzbühel um 3.30 Uhr wach. Um 20.28 Uhr folgte ein Erdstoß der Stärke 3,5.
Besonders kräftig war damals das stärkste Beben in Waidring, St. Ulrich am Pillersee, Erpfendorf, Kirchdorf und St. Johann in Tirol zu spüren. Auch aus Bayern gingen laut dem österreichischen Erdbebendienst Meldungen ein. Es gab Risse in den Mauern. Putz bröckelte von den Wänden, Gegenstände wurden verschoben oder fielen um, berichtet GeoSphere Austria.
Erdbeben in Österreich 2024: Zahl weit über den Wert der vergangene Jahre
In dem Gebiet rund um Waidring wurden 46 Erdbeben vom 12. Januar bis 12. Februar verzeichnet. Bis zum Ende des Jahres folgten noch vier weitere Nachbeben. Dabei wurde die Erdbebenserie laut dem Expertenbericht von etwa 350 nur instrumentell registrierten schwachen Erdbeben begleitet.

Experten rätseln über Erdbebenserie in Tirol
Die 140 Erdbeben in Österreich liegen „deutlich über dem Durchschnitt der letzten zehn Jahre von 67 spürbaren Beben pro Jahr“, so Seismologin Rita Meurers von der GeoSphere Austria in einer Mitteilung. Die Experten beobachten aber „keinen Trend zu mehr Erdbeben, die Zahl der Erdbeben in Österreich schwankt von Jahr zu Jahr stark“. Für die Zunahme im Jahr 2024 sei vor allem eine bemerkenswerte Bebenserie im Raum Waidring-Pillersee in Tirol verantwortlich.
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„Die Häufung von 50 solcher Beben ist schon sehr ungewöhnlich, vor allem weil es viele mit einer Magnitude von mehr als 3,0 gab“, sagte Seismologin Meurers der Tiroler Tageszeitung. Und es im Raum Waidring-Pillersee „keine klassische tektonische Störungszone“ im Untergrund gäbe.
Vor 100 Jahren traten schon ähnliche Erdbeben in Tirol auf
Im Jahr 1921 seien jedoch an gleicher Stelle schon eine ähnliche Erdbeben-Serie aufgetreten. Der Erdbebendienst gehe deswegen davon aus, dass es sich um eine seismisch aktive Zone handle. An solchen Zonen bauen sich Spannungen auf, die über die Jahre immer größer werden. Irgendwann starten Bruchvorgänge und bauten sich stufenweise im Untergrund ab. „Es ist besser, wenn sich die Spannungen im Untergrund in so einer Serie lösen und nicht bei einem einzigen Erdbeben“, so die Seismologin.
Erdbeben in Österreich im Jahr 2024 | Zahl der verspürten Erdbeben |
Österreich | 140 |
Tirol | 70 |
Steiermark | 20 |
Niederösterreich | 16 |
Kärnten | 13 |
Vorarlberg | 9 |
Oberösterreich | 5 |
Quelle: GeoSphere Austria |
Geht die Erdbebenserie in Tirol in Waidring weiter?
Kurz vor Weihnachten bebte die Erde bei Waidring in Tirol erneut. Der österreichische Erdbebendienst meldete eine 22. Dezember 2024 kurz nach Mitternacht ein Erdbeben der Magnitude 2,4. Das Beben wurde im Bereich des Epizentrums von mehreren Personen deutlich verspürt, heißt es auf Internetseite von GeoSphere Austria. Schäden an Gebäuden waren keine zu erwarten. Ob sich die Erde dort beruhigt, bleibt abzuwarten.
Das stärkste Beben in Österreich ereignete sich 2024 übrigens nicht in Tirol, sondern in Niederösterreich am Semmering. Bei einer Magnitude von 4,6 wurden leichte Schäden an vielen Gebäuden im Epizentralgebiet verursacht. „Es gab zum Beispiel Risse im Verputz und in Mauern, herabgefallene Verputzteile und Schäden an Rauchfängen“, so Seismologin Meurers, „auch einige Dachziegel fielen herab, Bücher stürzten aus Regalen und kleine Gegenstände fielen um“. (ml)