Experten warnen: Abschaffung der Mütterrente würde Altersarmut erhöhen
Die Ampel muss sparen – insbesondere die Altersvorsorge ist teuer. Die Mütterrente bildet eine kostspielige und umstrittene Maßnahme. Was würde es bedeuten, sie abzuschaffen?
Berlin – Eine aktuelle Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) untersucht die Folgen bei der Streichung der Mütterrente. Sie zeigt, dass der Wegfall der Mütterrente das Einkommen von einkommensschwachen Rentnerinnen um acht Prozent senken und den Gender Pension Gap erheblich vergrößern würde. Das Armutsrisiko würde um 14,4 Prozent und der Gender Pension Gap um mehr als 20 Prozent steigen.
Mütterrente streichen und Altersarmut riskieren?
Die Mütterrente wurde vor zehn Jahren eingeführt, um die Rentenansprüche von Müttern, die vor 1992 Kinder geboren haben, zu verbessern. Die Reform zielte darauf ab, die Rentenlücke zu schließen, die durch eine unzureichende Berücksichtigung der Kindererziehungszeiten in der Vergangenheit entstanden ist.
Fiele die Mütterrente wieder weg, könnte die Bundesregierung jährlich zwar rund 14 Milliarden Euro sparen. Fast neun Millionen Rentnerinnen, die vor 1992 Kinder geboren haben, würden aber durchschnittlich 107 Euro im Monat fehlen.
Ärmere Mütter würden am meisten verlieren
Die Studie macht deutlich, dass die potenziellen Kürzungen in der Mütterrente erhebliche Auswirkungen auf unterschiedliche Bevölkerungsgruppen haben. Besonders betroffen wären Frauen aus niedrigeren Einkommensschichten und Frauen mit mehr als drei Kindern. Das Risiko der Altersarmut für Rentnerinnen würde dann von 19,4 auf 22,3 Prozent ansteigen.
„Die Mütterrente rückgängig zu machen ist nicht nur rechtlich fragwürdig, es hätte auch finanziell erhebliche negative Folgen“
Geschiedene Mütter ebenfalls stark betroffen
Während die ärmsten 20 Prozent der Bevölkerung mit einem Rückgang ihres Einkommens um gut acht Prozent rechnen müssten, wären die Auswirkungen für die reichsten 20 Prozent deutlich moderater, mit einem Rückgang von nur gut ein Prozent.
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Besonders betroffen wären Rentnerinnen, die mehr als vier Kinder haben, da sie im Falle des Wegfalls der Mütterrente mit einem durchschnittlichen Einkommensverlust von etwa 15 Prozent rechnen müssten.
Auch geschiedene und ledige Mütter würde die Maßnahme treffen, da ein Wegfall der Mütterrente nicht durch die Einkünfte eines Partners gesichert wird.

Wer finanziert die Mütterrente?
Eine Sprecherin der Rentenversicherung erklärte gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND), dass die Ausgaben für die Mütterrente I und II im Jahr 2022 etwa 12,9 Milliarden Euro betragen haben. Obwohl der Bund die Rentenversicherung mit mehr als 100 Milliarden Euro fördert, werden die Kosten der Mütterrente ausschließlich durch die Beiträge von Arbeitgebern und Arbeitnehmern gedeckt und nicht durch Steuermittel finanziert.
Der allgemeine Bundeszuschuss sei zwar jährlich gestiegen, reiche aber nicht aus, um die zusätzlichen Ausgaben für die Mütterrente vollständig zu decken. Daher gibt es immer wieder Forderungen, die Mütterrente zu kürzen oder zu reformieren.
Kurzfristiges Sparen hätte verheerende Folgen für Mütter
Die DIW-Studie verweist, dass die Streichung der Mütterrente zwar zu kurzfristigen Einsparungen von 14 Milliarden führen könnte, die grundlegenden Probleme jedoch bestehen blieben. Diese Probleme liegen in der Ungleichheit und dem Risiko der Altersarmut während der Erwerbsphase, erläutert Johannes Geyer vom DIW.
„Dazu müssten gezielt Maßnahmen für eine höhere Frauenerwerbstätigkeit und eine Stärkung der partnerschaftlichen Aufteilung der Sorgearbeit ergriffen werden“, heißt es in dem Bericht. Schlussendlich fordert das DIW, die Kinderbetreuung und Pflegeinfrastruktur auszubauen sowie die Anreize im Steuersystem durch eine Reform des Ehegattensplittings und der Minijobs zu verbessern.