„Mehr Geld für Bayerns Flugtaxi“: Ex-Airbus-Chef über den CSU-Aiwanger-Streit

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CSU und Freie Wähler mit Chef Hubert Aiwanger streiten über Volocopter (Bildmontage) © Imago (Fotomontage)

Der Streit um Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger und eine verweigerte Staatsbürgschaft für das Flugtaxi-Start-up Volocopter geht weiter.

München – Soll Bayern Geld dafür bereitstellen, den badischen Elektroflugzeugbauer Volocopter nach Oberpfaffenhofen zu holen? Die Frage einer 50-Millionen-Kreditbürgschaft des Freistaats als Bedingung für eine gleich hohe Finanzspritze des Bundes ist zwischen CSU und Freien Wählern umstritten. Nun hat sich der frühere Airbus-Chef Tom Enders zu Wort gemeldet: „Bund und Bayern spielen aktuell Pingpong“, ärgert er sich.

Enders ist heute Chairman, also Aufsichtsratsvorsitzender von Lilium, eines unmittelbaren oberbayerischen Konkurrenten. Er stützt aber den Wettbewerber: „Zögern und Zaudern hat zu wirtschaftlichem Erfolg noch nie beigetragen“, warnt er. „So läuft man Gefahr, eine ganze Branche aufs Spiel zu setzen.“

Batterieelektrisches Fliegen: Deutsche Kapitalgeber knausern mehr als andere

Mit dem griffigen Begriff „Lufttaxis“ haben die Unternehmen sich auch selbst ein Bein gestellt. Fluggeräte für wenige reiche Passagiere im Nahverkehr sind nicht wirklich populär. Doch längst wurden dank besserer Batterietechnik die anvisierten Strecken länger, die Kabinen größer. Der chinesische Flugzeugbauer Comac arbeitet mit Staatshilfe bereits an einem 19-Sitzer: Immer noch klein, aber schon ein Verkehrsflugzeug. Auf Kurz- und Mittelstrecken ist batterieelektrisches Fliegen keine ferne Utopie mehr. Auch die USA stützen ihre Elektro-Flugzeugentwickler massiv. Rund 600 Millionen Dollar flossen dort an Joby, 200 Millionen an die Firma Archer. 

Private Investoren gehen überall ins Risiko. Aber deutsche Kapitalgeber knausern mehr als andere. Von 1,4 Milliarden Dollar, die Lilium weltweit eingesammelt hat, kamen nur rund zwei Prozent aus dem Inland. Das Investorengeld sichert in der Entwicklungs- und Anlaufphase das Überleben. Es wird in der Hoffnung auf künftige Gewinne aufgezehrt. Doch schon da profitieren Fiskus und Sozialkassen. Rund 200 Millionen Abgaben hat allein Lilium in den letzten fünf Jahren abgeführt. 

Flugtaxi-Streit: „Bayerische Politik können jetzt wieder Luftfahrtgeschichte schreiben“

„Bayerische und deutsche Politik können jetzt wieder Luftfahrtgeschichte schreiben“, sagt Enders. Elektrifizierung sei die beste Chance für die Luftfahrt, ihren Beitrag für die Dekarbonisierung zu leisten. Für ihn geht es um alles oder nichts. „Bayern und der Bund können jetzt ein Technologiezentrum für das elektrische Fliegen werden. Oder sie werden für unsere Branche schlicht irrelevant. So digital ist die Entscheidung.“

Vor einer solchen Entscheidung stand das Land schon einmal. Als in den 60ern in Räumen des Deutschen Museums in München Ingenieure erste Entwürfe für einen europäischen Airliner auf Papier brachten, glaubten nur wenige an einen Erfolg. Motor hinter der Entwicklung war Franz Josef Strauß. Der CSU-Vorsitzende und spätere Ministerpräsident setzte sich wie kein anderer für das hochriskante deutsch-französische Projekt ein. Dass daraus mit Airbus der heute erfolgreichste Verkehrsflugzeugbauer der Welt werden sollte, konnte auch Strauß nicht wissen. Sicher ist aber eines: Ohne massive staatliche Hilfe wäre Airbus lange vor dem Erstflug gescheitert.

In Bayern droht die Bürgschaft an anhaltendem Widerstand von Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (FW) zu scheitern. Was würde Strauß heute zum Streit im Kabinett sagen? „Er würde sich im Grab umdrehen“, sagt ein langjähriger Kenner der Branche.

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