Bei der neuen Themenausstellung im Kemptener Kunstkabinett werden zwei Jubiläen gefeiert

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Marc Chagalls Farblithographie „La Baie“ aus der Sammlung Dr. Maul gehört zu den wichtigsten Werken in der Ausstellung. Maria und Dr. Erich Farkas bei der Vernissage. © Lajos Fischer

Das Kemptener Kunstkabinett prägt seit 1961 als Ausstellungsort und Begegnungsstätte die Allgäuer Kunstszene, sowohl künstlerisch als auch menschlich, mit einer erstaunlichen Kontinuität. Gesicht und Seele der Einrichtung ist Maria Farkas mit ihrem Mann Dr. Erich Farkas.

Kempten – Der Kreisbote hat die beiden kurz nach der Vernissage der aktuellen Ausstellung mit dem Titel „Zwischen Himmel und Erde“ besucht und blickt mit ihnen gemeinsam auf eine reichhaltige Geschichte zurück, die in diesem Jahr mit zwei Jubiläen verbunden ist.

Am Anfang steht ein zwölfjähriger Kemptener Junge, Wilhelm Maul, der 1913 in einem Antiquariat auf dem St.-Mang-Platz eine Zeichnung erwirbt. „Die Faszination des Schönen, besonders der bildenden Kunst, ergreift ihn und weckt die Leidenschaft zu sammeln, die ihn sein Leben lang begleiten wird“, schreibt über ihn Alfred Hoentzsch. Während seines Medizinstudiums erwarb er beispielsweise eine Radierung von Marco Ricci um den Preis von „zwei Semmeln“, wie er in dem dazugehörigen „Steckbrief“ notierte.

Die Geburt des Kemptener Kunstkabinetts

Die Kunstbegeisterung des Arztes ließ nicht nach und die Nachkriegsjahre begünstigten den Aufbau einer umfangreichen Kunstsammlung. Eine Flut von Kunstwerken kam auf einmal auf den Markt. Außerdem fanden zahlreiche Künstler aus dem Osten im Allgäu Zuflucht und fingen hier wieder an zu arbeiten. Der Litauer Michael Pascevitius war einer der namhaftesten. Der Kauf einiger ihrer Werke sei für die Künstler eine wichtige Überlebenshilfe gewesen.

Auch Heinz Schubert gehörte zu denen, die das Schicksal nach dem Krieg nach Kempten verschlagen hatte. „Er war nicht nur ein guter Künstler, sondern auch ein Mann, der Dinge sofort in die Hand nahm“, erinnert sich Maria Farkas. Schubert habe seinem Freund Dr. Maul davon erzählt, dass es in Prag kleine Galerien in Privathäusern gebe. „Die Ausstellungsnot der Kunstschaffenden war sehr groß.“ Ein Café sei der einzige Ort in Kempten gewesen, wo man habe Bilder zeigen können. Ihr Vater habe die Idee aufgegriffen und 1961, nachdem zwei Zimmer im 2. Stock seines Hauses freigeworden waren, dem Berufsverband Bildender Künstler Schwaben-Süd – Schubert gehörte zu dessen Mitbegründern – zur Verfügung gestellt: Das Kemptener Kunstkabinett war geboren. Eine Ausstellung folgte der nächsten. Um die Künstler darüber hinaus zu unterstützen, habe er nahezu bei jeder Ausstellung ein Werk erworben. Sein Leitmotiv war „der Kunst ein Zuhause zu geben“.

Themenausstellung in drei Teilen

Nach dem Tod des Vaters, Dr. Wilhelm Maul , übernahm Tochter Maria Farkas als Kuratorin die Weiterführung des Kunstkabinetts, unterstützt von Dr. Erich Farkas. 1984 entschied sich das Kuratorium versuchsweise für ein Projekt, das das Profil der Galerie bis heute prägt: jährliche Themenausstellungen, die die Künstlerinnen und Künstler gemeinsam entwickeln. Auf den Plakaten im Treppenhaus des Kunstkabinetts können die Besucher auf die letzten 40 Jahre zurückblicken.

Seit 1994 – also seit 30 Jahren – haben die Themenausstellungen drei Teile: kunsthistorische Werke aus der Sammlung Dr. Wilhelm Maul, die unter dem jeweiligen Thema gesehen werden können, von zeitgenössischen Künstlern vorwiegend aus dem Allgäu und von der Künstlergruppe „La Cerchia“ aus der Kemptener Partnerstadt Trient.

Die Ausstellung ist bis 20. Oktober zu besichtigen. Öffnungszeiten: Donnerstag bis Samstag: von 16 bis 18 Uhr, Sonntag und Feiertage von 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung. Am 10. Oktober gibt es einen Kulturabend mit Musik, Gedichten und Künstlergesprächen. Es gilt die im Rahmen der Vernissage geäußerte Empfehlung von Dr. Christine Müller Horn: „Lassen Sie sich verzaubern von Himmelsleitern, Engeln, Vögeln und einem Kopf in den Wolken.“ „Den Himmel und die Erde berühren – davon leben wir Menschen“, sagte Annette Zappe im Namen der ausstellenden zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstler bei der Vernissage.

Feste, Konzerte, Ausstellungen: Was man in Kempten und Umgebung unternehmen kann, lesen Sie im Veranstaltungskalender.

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