Beerdigung von Alexej Nawalny: Der Mut der Verzweifelten

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Russland, Moskau: Anatoli Nawalny (l-r) und Ljudmila Nawalnaja, die Eltern des russischen Oppositionsführers Alexej Nawalny, nehmen am offenen Sarg Abschied von ihrem Sohn in der Kirche zu Ehren der Gottesmutterikone «Lindere meine Trauer» während der Trauerfeier für den Kremlgegner Alexej Nawalny. © dpa

Trotz Warnungen des Kreml kamen am Freitag tausende Menschen zur Trauerfeier für Alexej Nawalny. Es war eine Demonstration gegen Putin – doch der Beginn einer breiten Bewegung ist es nicht.

Moskau – Kurz vor der Beerdigung hatte das Regime in Russland noch mal die Muskeln spielen lassen: Nach anonymen Drohungen fand sich zunächst kein Bestatter, der den Sarg von Alexej Nawalny zum Friedhof transportieren wollte. Wie menschenverachtend! Unter diesen Vorzeichen überraschte es dann, wie viele am Freitag den Mut aufbrachten, sich von dem Regimegegner zu verabschieden.

Nawalny-Trauerfeier als Demonstration gegen Putin

Diese Trauerfeier war vor allem eine Demonstration gegen Wladimir Putin. Den Slogan „Nein zum Krieg!“ hatte man zuletzt kaum noch gehört. Kein Wunder: Immer wieder gab es Berichte, Kriegsgegner würden von Wladimir Putin direkt an die Front geschickt. Am Freitag brach sich dann ein Mut der Verzweiflung Bahn, den man nur bewundern kann. Zugleich sollte man sich aber im Westen davor hüten, daraus den Beginn einer breiten Bewegung abzuleiten.

Putin-Kritiker hat es immer gegeben. Doch offener Protest bleibt meist auf die Großstädte beschränkt. Auch wenn man den offiziellen Umfragen nicht trauen kann, dürfte die staatliche Dauerpropaganda im Riesenreich ihre Spuren hinterlassen haben. Und angesichts der harten Repression der Sicherheitskräfte ziehen sich kritische Geister oft ins Private zurück.

Witwe von Alexej Nawalny blieb Beerdigung fern

Interessant ist auch, wer nicht zur Beerdigung kam: Nawalnys Witwe. Julia Nawalnaja hat zwar angekündigt, die Arbeit ihres Mannes fortsetzen zu wollen. Mit ihren Auftritten ist sie auf dem Weg, zur neuen Ikone des Widerstands zu werden. Aber seinen Fehler wollte sie offenbar nicht wiederholen. Alexej hatte sich nach dem Vergiftungsversuch auf den Weg nach Moskau gemacht. Es war sein letzter Tag in Freiheit.

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