Vom Quereinsteiger mit Herz zur Fachkraft

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Pädagogische Fachkräfte bildet das Bildungsinstitut Impulskraft aus, das Kinderland-Geschäftsführerin Petra Götzenberger gerade gegründet hat. Hier steht die Betriebswirtin im neuen Schulungsraum in Thalham. © Thomas Plettenberg

Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels in der frühen Bildung geht die Kinderland Weyarn GmbH neue Wege: Sie bildet jetzt Quereinsteiger aus – in ihrem neu gegründeten Bildungsinstitut, der Impulskraft GmbH.

Weyarn – Petra Götzenberger (56) steht im frisch renovierten Schulungsraum im ersten Stock des Verwaltungssitzes der Kinderland GmbH in Thalham und sagt: „Wenn jemand mit Herz und Verstand, Freude an der Arbeit mit Kindern und einer großen Portion Liebe an die Sache herangeht, ist er hier richtig aufgehoben.“ Die Geschäftsführerin der Kinderland GmbH, die in drei Landkreisen insgesamt 16 Kitas mit 1350 betreuten Kindern betreibt, hat gerade das Kinderland-Bildungsinstitut Impulskraft GmbH gegründet. Es richtet sich an Quereinsteiger, die sich für die Arbeit mit Kindern qualifizieren lassen wollen.

Mehr qualifiziertes Personal für Kinderbetreuung gesucht

Götzenberger nutzt dafür das neue „Gesamtkonzept für die berufliche Weiterbildung“ des Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales, das – ergänzend zur klassischen Erzieher- und Kinderpflegeausbildung an Fachakademien – mehr qualifiziertes Personal für die Kinderbetreuung hervorbringen soll. „Für uns als Träger ist dieses Konzept der richtige Schritt in die richtige Richtung“, sagt Götzenberger. Denn trotz vielfältiger Maßnahmen, die bereits ergriffen worden seien, stoße die Branche personell an ihre Grenzen.

Je nach Prognose-Szenario fehlen laut Staatsinstitut für Frühpädagogik und Medienkompetenz (IFP) in den kommenden fünf Jahren deutschlandweit zwischen 20 000 und 72 500 Fach- und Ergänzungskräfte, um den Bedarf an Kitaplätzen zu decken. Dabei gibt es durchaus Interessenten, die gerne mit Kindern arbeiten würden, feinfühlig und zugewandt sind. Allein: Sie haben keine einschlägige Ausbildung. „Meist handelt es sich dabei um Mütter, die Erfahrung im Umgang mit Kindern und auch eine abgeschlossene Berufsausbildung haben“, sagt Götzenberger. Oft kommen sie aus Berufen, die aufgrund der Arbeitszeiten schwer mit Familie zu vereinbaren sind, etwa Hotellerie und Gastronomie.

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Götzenberger kennt diese Bewerber gut. Einige nicht einschlägig qualifizierte, aber dennoch geeignete Kräfte arbeiten in den Kinderland-Kitas als sogenannte pädagogische Unterstützungskräfte (PUK) im Team mit Erziehern und Kinderpflegern. Götzenberger hat damit gute Erfahrungen gemacht. „Quantität macht einen Teil der Qualität aus“, sagt die Betriebswirtin, deren 14 und 17 Jahre alten Töchter einst selbst eine Kinderland-Einrichtung besucht haben. Im Personalschlüssel tauchen die PUK zwar nicht auf, aber de facto leisten sie einen wichtigen Beitrag im Kita-Alltag, nicht zuletzt, weil sie die Fachkräfte entlasten. Jetzt kann ihnen Götzenberger mit der neuen Qualifizierungsmaßnahme ein theoretisches Fundament und Aufstiegsperspektiven bieten. Berufsbegleitend und während der Arbeitszeit.

800 Praxisstunden sind Voraussetzung

Konzept und Curriculum hat das Ministerium vom IFP erarbeiten lassen, die Dozenten sind vom Ministerium zertifiziert. Die Maßnahme besteht aus fünf Modulen, die in drei Blöcke unterteilt sind. Der Zugang in die jeweiligen Blöcke erfolgt abhängig von den Vorkenntnissen der Bewerber. Block A qualifiziert über 200 Unterrichtseinheiten zur Assistenzkraft, Block B über 220 Einheiten zur Ergänzungskraft, Block C über 300 Einheiten zur Fachkraft. Für alle Blöcke sind mindestens 800 Praxisstunden Zugangsvoraussetzung, außerdem ein Mindestalter von 21 beziehungsweise 25 Jahren. Damit will das Ministerium sicherstellen, dass es sich um eine Weiterbildungsmaßnahme handelt, die den Fachakademien keine Konkurrenz macht: Ein 17-Jähriger, der gerade seinen Schulabschluss gemacht hat, kommt für die Maßnahme nicht infrage.

Die Lehrinhalte orientieren sich am Berufsalltag: Umgang mit Streitsituationen, Kommunikation mit Eltern, alltagsintegrierte Sprachförderung, wertschätzendes Feedback, um nur einige zu nennen.

38 Kräfte werden aktuell ausgebildet

Götzenberger ist zuversichtlich, dass die Maßnahme wirkt. Zum einen, weil sie den Personalschlüssel faktisch erhöht, sobald die Teilnehmer erfolgreich abgeschlossen haben. Ihr Gehalt wird bereits mit Beginn der Maßnahme dem angestrebten Abschluss angepasst. Zum anderen, weil ein Quereinstieg so machbar wird: „Für eine Mutter Mitte 30 zum Beispiel ist es ja nicht darstellbar, fünf Jahre lang unbezahlt eine Fachakademie zu besuchen“, sagt Götzenberger.

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Derzeit besuchen hauseigene PUK das Bildungsinstitut. Bis Jahresende will Götzenberger 38 von ihnen zu Ergänzungs- beziehungsweise Fachkräften ausbilden. Die Idee ist, künftig auch Mitarbeiter anderer Träger und Initiativbewerber für die Arbeit in Kitas auszubilden.

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