Egal ob Katzenhaar oder Papier: Brunnthalerin spinnt aus allem Fäden

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Sie ist diplomierte Handspinnerin und Garndesignerin: Karin Sandring-Haag aus Brunnthal. © lf

Eine uralte Handwerkskunst lebt im Landkreis München auf. Karin Sandring-Haag aus Brunnthal pflegt das Spinnen am Spinnrad, das in Deutschland so gut wie vergessen ist.

Das Rad aus Holz, das ein bisschen an ein Steuerrad eines Dampfers erinnert, dreht sich im gleichmäßigen fließenden Takt, während Karin Sandring-Haag mit ihrem rechten Fuß das Trittbrett bedient. Gleichzeitig zieht sie mit ihren Fingern ein Wollknäuel auseinander und wickelt es über die Spinnflügel auf die Spule.

Die rhythmischen, sich ständig wiederholenden Bewegungen haben etwas Entspannendes. „Man kommt beim Spinnen runter und schaltet ab“, sagt Sandring-Haag. Sie ist diplomierte Handspinnerin und Garndesignerin. „Das Handwerk ist eigentlich etwas für Stressgeplagte, es ist eine Art Therapie.“

Vor mehr als 20 Jahren Leidenschaft geweckt

Vor mehr als 20 Jahren hat die Brunnthalerin ihr Interesse am Spinnrad entdeckt. Ihr Mann hat damals ein altes Rad mit in die Ehe gebracht. Um die Kunst des Spinnens zu lernen, hat sich Sandring-Haag bei der Hachinger Spinngruppe gemeldet, die sich heute immer noch im Oberhachinger Wagnerhaus trifft. Alle zwei Wochen wird dort gesponnen. „Als ich dort mit meinem Rad angekommen bin, wurde mir gesagt, ich soll mir lieber ein neueres zulegen.“ Gesagt, getan. Das alte Spinnrad aus der Familie ihres Mannes hat Sandring-Haag heute immer noch. Doch mittlerweile ist ihre Sammlung auf rund zehn Räder gewachsen – vom Golf bis zum Porsche ist alles dabei, wie Sandring-Haag sagt. „Ich vergleiche meine Spinnräder gerne mit Autos“, sagt sie und lacht. Das Standardmodell kostet rund 600 Euro, der „Luxuswagen“ liegt bei etwa 1500 Euro. Das hat die Brunnthalerin aus Kanada importieren lassen. „Ich sage immer, Spinnräder sind Herdentiere, die mögen nicht alleine sein“, scherzt Sandring-Haag.

Die Brunnthalerin spinnt nicht nur mit traditionellem Material aus Baumwolle oder vom Schaf und Alpaka. Sie verarbeitet auch Hunde oder Katzenhaare zu Garn. „Da muss man noch andere Wolle dazu nehmen, da die Tierhaare meist zu kurz sind“, erklärt Sandring-Haag. Ihre Katze Brunni, die zwischen den Spinnrädern auf dem Sofa im Wohnzimmer von Sandring-Haag liegt, hat schon einiges an Fell für ein paar Meter Faden gelassen.

Spinnen eine Wissenschaft für sich

Doch es geht noch ausgefallener. In einem kleinen Koffer verstecken sich allerlei Garne in jeglichen Farben aufgewickelt auf Klopapierrollen. Beschriftet sind sie mit: Plastiktüte, Zeitungspapier und Krepppapier. „Man kann fast alles mit dem Spinnrad spinnen“, sagt Sandring-Haag.

2014 hat sie sich dazu entschieden, in die Tiefen des Spinnens einzutauchen. „Das ist wirklich eine Wissenschaft für sich“, sagt sie. Zwei Jahre war sie immer wieder ein paar Tage in der Schweiz um in verschiedenen Modulen das Handwerk zu lernen. „In meiner Diplomarbeit habe ich ein Garn mit der Wolle eines Alpakas zusammen mit Seide und Nylon gesponnen.“ Der Faden wurde dann zu einem großen Dreiecktuch verarbeitet.

Die Brunnthalerin ist mit ihren Werken auf Märkten wie dem Hobbykünstlermarkt im Unterhachinger Kubiz oder dem Apfel- und Honigmarkt in Hohenbrunn unterwegs. Dort demonstriert sie auch das alte Handwerk. „Da bildet sich schnell immer eine Traube von Menschen. Spinnen mit dem Spinnrad interessiert viele.“ Neben dem Garn, das auf die alte traditionelle Weise hergestellt wird, verkauft sie auch Gewebtes oder textile Objekte.

Außerdem bietet Sandring-Haag Kurse für Interessierte an. Wer Interesse hat, kann sich unter 0172/834 75 72 oder karinsandring@gmx.de melden.

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