Alte Mariensäule wird zum Friedensmal: 80 Jahre nach Kriegsende soll es in Murnau aufgestellt werden

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Trümmer der alten Mariensäule: Aus den Teilen soll 2025 ein Friedensmal entstehen. Wider Erwarten längere Debatte Untersberger Marmor © Markt Murnau

Es hat sich etwas gezogen. Doch nun beschloss der Murnauer Hauptverwaltungsausschuss, aus den Bruchstücken der alten Mariensäule ein Friedensmal zu gestalten. Ohne Diskussion ging das Ganze nicht ab. Das Werk soll zwischen Fahrweg und Fußweg zum Friedhofseingang platziert werden.

Murnau – Der Antrag, aus den Teilen der alten Mariensäule etwas Neues zu machen, geht auf eine Initiative von Murnau Miteinander zurück. Der Verein hatte ein zeitgeschichtliches Mahnmal vorgeschlagen. Zunächst war folgender Text für die Bronzetafel vorgesehen: „Unsere alte Mariensäule, aufgestellt 1859, 1939 in der nationalsozialistischen Diktatur entfernt, stillschweigend hingenommen, zerborsten und mit Moos überzogen, setzen ihre Bruchstücke ein Zeichen gegen Hass, Hetze und Gewalt, für Toleranz, Menschlichkeit und Frieden.“ Der Arbeitskreis „Geschichte des Nationalsozialismus“ hatte diesen Text formuliert. Doch vor allem die Passage „gegen Hass, Hetze und Gewalt“ war in der Diskussion vergangenes Jahr umstritten.

So ging der Arbeitskreis noch einmal inhaltlich in sich. Er schlug folgenden modifizierten Text vor: „Unsere alte Mariensäule, 1859 im Obermarkt als Glaubenszeugnis erneuert, 1939 von der NS-Diktatur abgebrochen, zerborsten und mit Moos überzogen, setzen ihre Bruchstücke ein Zeichen gegen Tyrannei/Willkür und Gewalt für Menschlichkeit und Frieden. Markt Murnau 2024.“ Der Wortlaut basiert auf wissenschaftlichen Dokumenten. Der AK sprach sich zudem für einen Standort zwischen Fahrweg und Fußweg zum Friedhofseingang aus. Früher war einmal vom Ainmillerpark die Rede gewesen. Die Teile sollen laut dem Arbeitskreis nicht übereinander, sondern nebeneinander aufgestellt werden.

Wider Erwarten längere Debatte

Das Vorhaben lag jetzt dem Hauptverwaltungsausschuss zur Abstimmung vor. Wider erwarten entstand vor dem Votum nochmals eine längere Debatte, wobei es einerseits um den Text auf der geplanten Bronzetafel ging, zum anderen, ob die Teile des künftigen Friedensmals nicht doch übereinander gestellt werden sollten.

Kulturreferentin Dr. Elisabeth Tworek (Mehr Bewegen) legte Wert auf die Feststellung, dass die Säulenteile kein Kriegerdenkmal, sondern ein Friedensmal darstellen sollen. Zudem wies sie auf die jahrhundertealte Marienverehrung als Glaubenszeugnis hin. „Der Abbau war ein schwerer Eingriff in das historische Erbe Murnaus“, betonte Tworek. „Über einzelne Textzeilen müssen wir noch entscheiden.“ Welf Probst (Freie Wähler) wandte ein, ihm würde es besser gefallen, wenn die Bruchstücke nicht neben- sondern übereinander präsentiert würden: „Dann weiß der Betrachter, was das überhaupt ist.“ Als „zu lang“ bezeichnete Veronika Jones-Gilch, Co-Fraktionssprecherin von Bündnis 90/Die Grünen, den Text auf der vorgesehenen Tafel: „Vier Zeilen wären besser. Das Thema ist so enorm wichtig, dass der Text kurz und einprägsam sein muss.“ Darüber hinaus schlug sie vor, eine weitere, begleitende Tafel mit einem erklärenden Text anzubringen, um den geschichtlichen Hintergrund darzustellen. Bürgermeister Rolf Beuting (ÖDP/ Bürgerforum) hielt dagegen, „dass man den Menschen auch etwas mehr Text zumuten darf“. Und Wolfgang Küpper, Fraktionssprecher des ÖDP/Bürgerforums, bemerkte, man müsse sich nicht auf „ein minimalistisches Niveau“ begeben. „Hier wird man eingeladen, einmal kurz zu verharren.“ Jones-Gilch konterte, sachlich, kurz und knapp zu formulieren, sei „eine große Kunst“. Marktbaumeister Klaus Tworek warf ein, dass die statische Konsistenz des Untersberger Marmors eine Präsentation als Säule durchaus zulasse: „Ich habe mich bei Steinmetzmeister Detlef Richard Antz erkundigt.“ Küpper meinte hingegen, das Mahnmal müsse nicht unbedingt als Säule dargestellt werden, und plädierte dafür, den Text so zu belassen, wie vorgeschlagen. Kulturreferent Dr. Michael Rapp (CSU) zeigte sich nach dem eindeutigen AK-Votum verwundert, „dass wir eine neue Diskussion über das Thema anfangen“.

Kosten von 3000 bis 4000 Euro

Die Kosten für die Aufstellung nebst Betonsockel und Bronzetafel, die noch nicht genau beziffert wurden, sollen 2025 in den Haushalt eingestellt werden. Allein die Tafel wird laut Beuting mit 3000 bis 4000 Euro zu Buche schlagen.

Steinmetzmeister Antz, der als Zuschauer der Sitzung folgte und Rederecht erteilt bekam, unterstrich, dass „die Säule am meisten hermacht, wenn sie wieder aufgestellt wird“. Beuting gliederte die Abstimmung im Gremium in drei Teile: Für den Ort nahe der Kriegergedächtniskapelle votierten die Ratsmitglieder mit 11:0-Stimmen, ebenso dafür, dass im Haushalt 2025 entsprechende Mittel zur Verfügung gestellt werden. Beim Textvorschlag hob Jones-Gilch als Einzige nicht ihre Hand. Das Friedensmal soll 80 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs Ende April/Anfang Mai 2025 eingeweiht werden.

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