Geheimdienste alarmiert: Putin weitet Sabotage in Europa aus

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Russland führt einen versteckten Krieg in Europa: Sabotageaktionen sollen die Lieferung von Militärhilfe an die Ukraine stören.

Moskau – Die russischen Geheimdienste planen offenbar, ihre Sabotageaktivitäten auf europäischem Boden zu intensivieren. Dies geht aus einem Bericht der New York Times hervor, der sich auf Informationen von US-amerikanischen und westlichen Nachrichtendiensten stützt. Ziel dieser Aktionen ist es unter anderem, die militärische Unterstützung für die Ukraine zu stören. Es wird berichtet, dass die Anzahl kleinerer Sabotageakte in Europa steigt.

Die Sabotageakte äußern sich hauptsächlich in Form von Brandstiftungen oder Brandstiftungsversuchen. Betroffen waren bislang unter anderem ein Lagerhaus in England, eine Farbenfabrik in Polen und sogar ein Ikea-Geschäft in Litauen. Obwohl die Angriffe willkürlich und unzusammenhängend erscheinen, sind sich die US-amerikanischen und europäischen Geheimdienste sicher, dass es sich um eine koordinierte Aktion handelt, hinter der der russische Militärgeheimdienst steckt.

Russland hat das Ziel, Waffenlieferungen an die Ukraine zu stoppen

Bisher wurden die Lieferungen von Waffen, Munition und anderen Rüstungsgütern an Kiew im Ukraine-Krieg nicht direkt beeinträchtigt. Die Geheimdienste haben jedoch ein weiteres Ziel Russlands identifiziert: Die Sabotageaktionen sollen den Eindruck erwecken, als würde der Widerstand gegen Rüstungslieferungen an die Ukraine wachsen. Darüber hinaus soll durch die Aktionen die Liefergeschwindigkeit verlangsamt und die Verbündeten der Ukraine dazu gebracht werden, mehr Geld für deren Sicherheit auszugeben – Geld, das dann an anderer Stelle fehlt. Moskau möchte bei diesen Aktionen so subtil vorgehen, dass der Kreml nicht sofort verdächtigt wird. Es sollen auch Einheimische rekrutiert werden, um die Steuerung aus Russland schwerer nachvollziehen zu können.

Wladimir Putin hält eine Rede.
Putin setzt auf Destabilisierung: Russlands Geheimdienste sollen hinter zahlreichen Sabotage-Akten in Europa stecken. (Archivfoto) © Sergey Bobylev/Imago

„Russlands Strategie ist eine des Teilens und Herrschens“, erklärte Andrea Kendall-Taylor, ehemalige Beamtin des US-Geheimdienstes, gegenüber der New York Times. Sie betonte die Wichtigkeit, dass die USA und ihre Verbündeten im Laufe der Zeit eine gemeinsame Antwort auf Russlands Vorgehen entwickeln.

Die Entwicklung einer solchen Antwort könnte jedoch kompliziert sein. „Wir befinden uns in einer sehr heiklen Situation, denn die Lage ist bereits angespannt, der Kreml ist bereits paranoid“, warnte Max Bergmann, Direktor des Europa-, Russland- und Eurasien-Programms der US-Denkfabrik Center for Strategic and International Studies, in der NYT. „Daher müssen die westlichen Staats- und Regierungschefs sehr vorsichtig mit ihrer Reaktion sein.“

Sabotage im Auftrag Putins: Auch in Deutschland gab es Festnahmen

Mitte April wurden in Deutschland zwei Personen festgenommen, die im Auftrag Russlands Sabotageakte geplant haben sollen. „Unsere Sicherheitsbehörden haben mögliche Sprengstoffanschläge, die unsere militärische Hilfe für die Ukraine treffen und unterminieren sollten, verhindert“, erklärte damals Bundesinnenministerin Nancy Faeser. „Es ist ein besonders schwerer Fall der mutmaßlichen Agententätigkeit für Putins Verbrecher-Regime. Wir werden solche Bedrohungspläne weiter durchkreuzen.“ Die beiden Männer sollen US-Militärbasen ausspioniert und Anschläge auf militärische Transportrouten geplant haben. Am Montag (27. Mai) wurde zudem ein ehemaliger Bundeswehr-Offizier als russischer Spion zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt.

Die estnische Ministerpräsidentin Kaja Kallas sprach kürzlich von einem „Schattenkrieg“ Russlands gegen Europa. Die Nato wirft Russland „bösartige Aktivitäten“ und „Gewalttaten“ in ihren Mitgliedsstaaten vor.

In Polen, einem der wichtigsten Unterstützer der Ukraine, soll eine Kommission den möglichen Einfluss russischer und belarussischer Geheimdienste in den letzten 20 Jahren untersuchen. Dies gab Regierungschef Donald Tusk am 20. Mai in Warschau bekannt. Tusk teilte auch mit, dass in Polen zwölf Personen festgenommen wurden, die im Auftrag Russlands Brandstiftung und Gewalttaten begangen hätten.

Schweden warnt vor Unterwasser-Sabotage durch Russland in der Ostsee

Schweden, das jüngste Mitglied der Nato, warnt insbesondere vor Russlands Machtambitionen in der Ostsee, weniger vor den Versuchen, die militärische Unterstützung für die Ukraine zu unterbinden. Russland könnte durch alte Öltanker eine Umweltkatastrophe „direkt vor unserer Haustür verursachen und es wie einen Unfall aussehen lassen“, warnte der Oberbefehlshaber der schwedischen Streitkräfte, Micael Byden, im Gespräch mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Die möglichen Folgen wären „verheerend“.

Byden fügte hinzu, dass Russland diese Schiffe auch auf andere Weise für Kriegshandlungen gegen die Nato nutzen könnte. „Es gibt keine bessere Möglichkeit für Russland, sich an uns heranzuschleichen, als sich als alter Öltanker zu tarnen. Mit den Schiffen können sie unsere Kommunikation abhören, heimlich irgendetwas transportieren oder sie für Unterwasser-Sabotage einsetzen.“ (lrg/dpa)

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