Tölzer Forstreport: von Klimawandel, Nachhaltigkeit bis hin zu Zukunftsvisionen
Im Stadtgebiet von Bad Tölz und auch im Westen der Kreisstadt gibt es viel Wald, der nicht nur dem Tourismus und der Erholung dient, sondern durchaus einen wirtschaftlichen Aspekt hat.
Bad Tölz – Das wird einmal im Jahr deutlich, wenn Stadtförster Florian Weber den Stadträten seinen Bericht vorlegt. Dabei schwingt immer auch der Klimawandel mit. Hitze, Trockenheit, Hagel, Stürme, Borkenkäfer – all diese Folgen der Erderwärmung tauchen regelmäßig in den Jahresberichten auf.
Auch dann, wenn die rund 370 Hektar große Waldgebiete im Besitz der Stadt davon weitgehend verschont geblieben sind. „Bei uns ist nicht alles so dramatisch“, resümierte Weber unlängst im Haupt- und Finanzausschuss des Stadtrats: „Aber wir wissen nicht, wie es weitergeht.“
317 der rund 370 Hektar Stadtwald, die sich vor allem am Blomberg und im Farchet befinden, werden von Weber und seinen beiden Mitarbeitern bewirtschaftet. Im Vorjahr wurden dort gut 2.520 Festmeter Holz geschlagen – und damit etwas weniger, als der jährliche Hiebsatz von 2.620 Festmetern vorgibt. 1.614 Festmeter entfielen auf Firmen, die überwiegend aus der Region stammen, 906 Festmeter auf den Holzeinschlag der eigenen Waldarbeiter. Der Gesamterlös betrug 124.164 Euro, dies sind 49,27 Euro pro Festmeter. Im Jahr zuvor lag diese Summe noch bei 186.000 Euro.
Die Differenz liegt jedoch vor allem am geänderten Steuergesetz. Wegen der ganzjährig durchgeführten Baumfällarbeiten kommt es allerdings im Bereich des Blombergs immer wieder zu Beeinträchtigungen auf den dortigen Wegen, die aus Sicherheitsgründen tagsüber gesperrt werden müssen, wie Wanderer und Radfahrer feststellen.
Hagel 2023 schlägt Schneise am Heiglkopf
Von Unwettern war der Tölzer Stadtforst nicht sonderlich betroffen. „Bad Tölz ist glimpflich davongekommen“, resümierte Weber. Der Hagel im Sommer 2023 schlug allerdings eine Schneise am südlich gelegenen Heiglkopf in Richtung Gipfelkreuz. Der Borkenkäfer richtete voriges Jahr im Stadtwald vergleichsweise geringe Schäden an. Nur 50 bis 60 Festmeter seien befallen gewesen, so Weber.
Seinen Bericht unterlegte Weber mit Fotos von kahlen Wäldern in Nordbayern oder vom Brocken im Harz. Im Tölzer Stadtwald setze man auf eine artenreiche Naturverjüngung, sagte er. Ziel sei ein gesunder Mischbestand unter dem Motto: „Fitte Wälder für die Zukunft.“
Mögllicher Tölzer Musterwald als „Lern- und Kraftort“
Eine Art Musterwald regte in der Sitzung Willi Streicher (SPD) an. Dort sollen möglichst viele, vor allem einheimische Baumarten, zu sehen sein. Dies könne „ein Lern- und auch Kraftort“ sein, so Streicher.
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Die Idee dazu kam dem langjährigen SPD-Stadtrat, als er einen TV-Bericht über einen Hobbybauer gesehen hat. Ein solches Wald-Schaufenster könnte in Tölz nahe der neuen Obstbaumschule am Waldfriedhof entstehen, in Ellbach oder am Blomberg, meinte Streicher. Wichtig sei, dass das Areal von der Stadt aus zu Fuß zu erreichen sei. Mit dem Musterwald wäre es auch möglich, Kinder an das Thema heranzuführen. Ein spannender Gedanke befand Bürgermeister Ingo Mehner (CSU) und versprach, Überlegungen anzustellen, wo ein solcher Musterwald entstehen könnte. Karl Bock
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