Killer-Pilz im Gehirn bedrohte sein Leben - wie Ärzte einen 34-Jährigen heilten

Der multiresistente und leicht übertragbare Pilz kann innere Organe befallen und dauerhaft schädigen – ein ernstes Risiko für Gesundheitseinrichtungen weltweit. Für die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zählt Candida auris zu den gefährlichsten Krankheitserregern überhaupt. Auch in Deutschland breitet sich der Hefelpilz aus und alarmierte im vergangenen Jahr die Gesundheitsbehörden

Ärzte aus den Vereinigten Arabischen Emiraten berichten nun von einem medizinischen Erfolg: Ein Patient mit schwerer Candida-auris-Infektion im Gehirn überlebte die Erkrankung und konnte gesund wieder nach Hause gehen.

Patient infizierte sich vermutlich im Krankenhaus

Ein 34-jähriger Mann aus Südasien war nach einem Schädel-Hirn-Trauma infolge eines Unfalls ins Krankenhaus eingeliefert worden, wie die Ärzte im „Journal of Medical Case Reports“ berichten. Während des stationären Aufenthalts infizierte er sich vermutlich mit Candida auris. Der Pilz griff sein Gehirn an und führte dort zu Flüssigkeitsansammlungen. Erst durch weiterführende Untersuchungen konnte Candida auris als Ursache der Infektion identifiziert werden – drei Monate nach seiner Einlieferung. 

Die anschließende Therapie bestand aus einer Kombination verschiedener Antimykotika, Medikamenten zur Bekämpfung von Pilzbefall: Zunächst drei Wochen pilzhemmende Injektionen, gefolgt von einer 15-tägigen intravenösen Behandlung mit zwei Wirkstoffen und anschließend elf Tagen Tabletten. Nach mehreren negativen Kontrolltests wurde der Patient nach insgesamt sieben Monaten im Krankenhaus als geheilt entlassen. 

Wachsende Bedrohung für Krankenhäuser

Candida auris gilt als besonders gefährlicher Vertreter invasiver Pilzerkrankungen. Der Grund: Der Erreger ist in vielen Regionen verbreitet, gegen zahlreiche Medikamente resistent und durch Körperkontakt oder kontaminierte Oberflächen leicht übertragbar. Für gesunde Menschen bleibt eine Infektion auf der Haut häufig symptomfrei.

Anders bei immungeschwächten Personen oder Menschen mit Vorerkrankungen: Bei ihnen kann der Pilz innere Organe befallen, wie im beschriebenen Fall das Gehirn. 

Diese Symptome können nach einer Infektion mit Candida auris auftreten

Die Symptome nach einer Infektion mit Candida auris sind unterschiedlich. Laut dem Portal "Netdoktor.de" können sie Beschwerden ähneln, die Infektion mit anderen Pilzen oder Bakterien in Verbindung gebracht werden. So kann der Pilz unter anderem

  • Ohrinfektionen mit Schmerzen, Juckreiz und Überwärmung
  • Wundinfektionen mit Rötung, Schwellung und Schmerzen
  • schmerzhafte Harnwegsinfekte mit Brennen, Harndrang und Trübung des Urins

auslösen. Gelangt der Erreger etwa in den Blutkreislauf, kann es zu einer „Pilzsepsis“, oft Blutvergiftung genannt kommen, die häufig tödlich endet. Auch Fremdmaterialien im Körper kann der Pilz befallen wie etwa Gelenkprothesen, Katheter – gerade diese Infektionen lassen sich nur schwer behandeln. 

So wird die Pilz-Infektion behandelt

Die Behandlung ist kompliziert, da gängige Medikamente häufig wirkungslos sind. Die Sterblichkeitsrate bei schweren Verläufen liegt laut den Ärzten im „Journal of Medical Case Reports“ zwischen 30 und 60 Prozent. Entsprechend groß ist die Sorge vor Ausbrüchen – besonders in Kliniken und Pflegeeinrichtungen. Experten bezeichnen multiresistente Pilze und Keime als eine der größten Bedrohungen für die öffentliche Gesundheit. 

Zunehmende Verbreitung weltweit

Entdeckt wurde Candida auris 2009 am Ohr eines japanischen Patienten. Seitdem wurden weltweit immer mehr Infektionen registriert. Aus Sorge vor Ausbrüchen besteht in vielen Ländern mittlerweile eine Meldepflicht.

In Deutschland ist der Pilz seit 2023 meldepflichtig, im selben Jahr wurden 77 Infektionen mit nachgewiesener Erkrankung erfasst. Nicht dokumentiert werden symptomlose Träger. In England müssen Fälle seit diesem Jahr gemeldet werden. Dort wurden zwischen November 2024 und April 2025 bereits 134 Candida-auris-Infektionen gezählt. Die USA verzeichnen in den letzten Jahren einen besonders hohen Anstieg der Infektionsfälle: 2021 wurden 476 Fälle gemeldet, 2023 gab es schon 4514 Infektionen.