Im fröhlichen Glauben: Pfarrer Philipp Werner verlässt Poing

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Philipp Werner war gerne Pfarrer in Poing. © J.Dziemballa

Pfarrer Philipp Werner hat die Zeit in Poing genossen. Am 1. Mai tritt er seine neue Stelle in Prien an.

Poing - Wenn der katholische Pfarrer Philipp Werner am 1. Mai, nach Aufstellen des Maibaums unweit „seines“ Gotteshauses St. Michael in Poing in Richtung seiner neuen Gemeinde Prien am Chiemsee verlässt, dann mindestens mit einer Träne im Auge. „Denn ich fühle mich hier schon sehr wohl, habe ein neues Stück Heimat gefunden.“ Und so blickt der 48-Jährige mit etwas Wehmut in der Stimme auf eine schöne Zeit zurück, die er seit 2019 in dieser Pfarrei aktiv mitgestalten konnte.

„Als ich, von Westen über die Gruber Straße zum ersten Mal Richtung Ortsmitte gefahren bin, war ich nicht wirklich begeistert. Denn ich hatte ein oberbayerisches Dorf erwartet, wurde aber von großen Industrieanlagen begrüßt“. Doch als er schließlich die Kirche im alten Ortsteil entdeckte, in unmittelbarer Nähe auch das Pfarrhaus, war er wieder etwas besänftigt. Und er wurde auch sofort herzlich vom damaligen Bürgermeister Albert Hingerl empfangen. „Er hat mich auf das Dach des Rathauses geführt und mir Poing von oben erklärt: Wir sind vielleicht nicht die schönste Gemeinde, aber dafür leben hier tolle Menschen“.

Gleich Zugang zu den Gläubigen gefunden

Er sollte Recht behalten, Philipp Werner fand von Beginn an Zugang zu seinen Gläubigen, „für die ihre Kirche hier und das gemeindliche Leben noch sehr wichtig sind, sie brennen für ihren Glauben und dafür, dass das Zusammenleben auch wirklich funktioniert“.

Als Beispiele fallen ihm etwa die Bemühungen ein, das Krippenspiel an Weihnachten aufrechtzuerhalten, die sehr aktive Gruppe der Pfadfinder und Ministranten, mit denen er im vergangenen Jahr in Rom war. „Der Stellenwert des Pfarrers ist hier noch hoch, die Leute in der Pfarrei aufrichtig und spendabel, wenn es um karitative Projekte geht – und das Ehrenamt funktioniert hier wunderbar“, schwärmt der scheidende Pfarrer.

Selbst in der schwierigen Corona-Zeit, in die er hineinkam, habe die Pfarrei zusammen gehalten und kreativ mitgeholfen, weiterhin ein gemeindliches Leben möglich zu machen. „Wir haben zum Beispiel Youtube-Videos erstellt, um Kirche zu erklären, haben einen viralen Kreuzweg kreiert, haben Weihnachten einmal ganz anders und trotzdem sehr berührend gefeiert: Persönlich waren nur ich und mein engster Pfarrkreis beim Gottesdienst, die Gemeindemitglieder waren vertreten durch Namenskärtchen auf den Kirchenbänken, eine seltsame und doch ganz tolle Stimmung.“

Priesterweihe erst 2016 erhalten

Es berührt Pfarrer Werner auch, dass er bald viele Freunde und befreundete Familien aus der weltlichen Gemeinde zurücklässt. Schließlich ist er Mitglied im örtlichen Trachtenverein und aktiv in der Freiwilligen Feuerwehr, „da bilden sich schnell enge Bande“. Und so lebte er sich sehr schnell ein in Poing, seiner erst zweiten Stelle nach dem Dienst als Kaplan in Landshut. Die Weihe zum Priester hatte er ja relativ spät erhalten, im Jahr 2016 in der Domkirche Freising. Denn als Spätberufener hatte er zuvor einen ganz anderen Beruf ausgeübt, ist examinierter Rechtsanwalt, hat promoviert zum Lizentiaten des kanonischen Rechts, darf also kirchliches Richteramt ausüben.

„Obwohl ich in Bonn geboren bin, mein Vater war damals CDU-Bundestagsabgeordneter in Ulm, bin ich zusammen mit meinen fünf Geschwistern Christoph, Friederike, Cornelia, Clemens und Felix in der schönen Stadt an der Donau aufgewachsen, habe dort auch mein Abitur gemacht, bin mit dem Wasser aus der Iller getauft“. Zum Jura-Studium zog es ihn aber wieder ins Rheinland sowie nach München, wo er 2000 sein Staatsexamen ablegte. Danach arbeitete er zunächst in Stuttgart im Staatsministerium als Referendar, bis er nach Brüssel gerufen wurde, kam aber wieder zurück, um in München und Ulm als Anwalt mit zwei Freunden eine Kanzlei aufzubauen.

Theologiestudium in München

Damals wohnte er abwechselnd auch an zwei Adressen, und doch zog es ihn 2011 zum Studium der Theologie an die Ludwig-Maximilian-Universität nach München. Hier absolvierte er insgesamt sechs Semester, „einschließlich des Erlernens der hebräischen Sprache, eine Wahnsinns-Quälerei“.

Nach einem so genannten Pastoralkurs, bereits in seiner künftigen Heimat in Aschau im Chiemgau, wurde er 2015 zum Diakon geweiht. „Das Amt eines Rechtsanwalts übe ich nur noch gelegentlich aus, aber es bietet mir, so unglaublich es für Außenstehende auch klingen mag, Entspannung und Ausgleich zu meinem Priesteramt“, erklärt Philipp Werner.

Ob er an seinem neuen Wirkungskreis in Prien am Chiemsee dafür noch Zeit finden wird, wo ihn viel Arbeit in gleich zwei Pfarrverbänden und einem Kita-Verband erwartet, weiß er noch nicht.

Pfarrer Werner legt aber Wert auf die Feststellung, dass er sich für diese Stelle nicht beworben habe, wie manche vielleicht aus seiner Gemeinde vermuten. Vielmehr sei er von Generalvikar Christoph Klingan gebeten worden, um dort wieder eine ähnlich gute Stimmung hervorzurufen wie hier in Poing.

Zuvor aber, am 26. April im Rupert-Mayer-Haus, möchte sich der Pfarrer von den Gläubigen der Pfarrei St. Michael sowie von seinen vielen Bekannten und Freunden offiziell verabschieden. Um dann guten Mutes in den Süden zu seiner neuen Stelle zu reisen, wo er in erster Linie „Religion authentisch anbieten“ möchte. Die Motivation dazu hat er und ist fest davon überzeugt, sich auch dort wieder gut einzuleben – „schließlich kann ich mit jedem Menschen gut auskommen, der seinen Glauben fröhlich leben möchte“.

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