Erdinger Geschäftsleute: „Das ist für unsere Existenz bedrohlich“

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Konsterniert sind Guido Krutscher, Hermann Kraus sen. und Stefan Brenner (linkes Bild, v. l.). Die Geschäftsleute fühlen sich von der Stadt nicht informiert und fürchten um ihre berufliche Existenz. © Gabi Zierz

Die Umgestaltung der Friedrich-Fischer-Straße in Erding bringt die Geschäftsleute in Aufruhr. Sie kritisieren den Wegfall der Parkplätze und fürchten um ihre Existenz.

Erding – Bänke, Bäume, Wasserspiele: Die Ideen zur Umgestaltung der Friedrich-Fischer-Straße zwischen Sparkasse, Müller-Drogeriemarkt und Gasthaus Zur Post haben Stadtspitze und Stadträte begeistert. Bei Anwohnern und Geschäftsleuten stoßen sie dagegen auf Kritik. Vor allem der Wegfall der zwölf Parkplätze entlang der beiden Häuserzeilen lässt sie um ihre Existenz fürchten.

Seit vergangene Woche die Bäume in dem Bereich in Vorbereitung auf die Bauarbeiten gefällt wurden, herrscht Aufregung bei den Anwohnern. Im Gespräch mit unserer Zeitung machten Goldschmiedemeister Guido Krutscher (Hoedemaker), Stefan Brenner (Pro Optik) und Hermann Kraus sen. (Modehaus Kraus am Eck) auf ihre Lage aufmerksam. Was sie besonders empört: Dass die Stadt sie nicht vorab über diese einschneidenden Maßnahmen informiert habe. „Das vermisse ich als Anwohner am meisten“, sagte Kraus sen. Er sei in seinem Büro im Erker gesessen, als er die Baumfällungen zufällig beobachtet habe.

„Je kleiner die Stadt, desto näher wollen die Kunden am Geschäft parken“, sagt er aus seiner jahrzehntelangen Erfahrung. Da wiegt der Wegfall der Parkplätze vor der Haustür schwer: „Die Kunden werden rausgetrieben aus der Stadt und fahren dann eben nach Erding-West“, so Kraus’ Befürchtung. Dort seien die Großparkplätze vor den Ladenzeilen kaum begrünt.

Fast täglich hörten die Geschäftsleute Beschwerden von ihren Kunden, dass man in der Innenstadt nicht parken könne. „Das ist für unsere Existenz bedrohlich“, sagt Guido Krutscher, der das Schmuckgeschäft Hoedemaker in dritter Generation führt: „Ich bin 46 Jahre alt. Ich lebe davon. Dieses Geschäft muss funktionieren.“ Er betont: „Wir leben nicht nur von den Bürgern der Stadt, sondern auch vom Umfeld aus dem Landkreis.“

Blick in die Zukunft: Mit Bäumen begrünt wird der neue Friedrich-Fischer-Platz vor der Sparkasse in der Erdinger Innenstadt. Die bisherigen Parkplätze vor den beiden Häuserzeilen links und rechts fallen dann weg.
Blick in die Zukunft: Mit Bäumen begrünt wird der neue Friedrich-Fischer-Platz vor der Sparkasse in der Erdinger Innenstadt. Die bisherigen Parkplätze vor den beiden Häuserzeilen links und rechts fallen dann weg. © Willner Visualisierung

Krutscher findet es befremdlich, „dass wir bei solchen Entscheidungen nicht mit ins Boot geholt werden“. Der Stadt gehe es bei der Umgestaltung um Schönheitsoperationen, „für uns geht’s um die Existenz“, stellt er klar.

Und es gehe auch um die Bedürfnisse der Erdinger Bürger, „die hier jeden Morgen kurz halten“. Ist das nicht mehr möglich, werde das auch Folgen für den Backshop oder die Sparkasse haben. Davon sind die drei Geschäftsleute überzeugt. Schließlich stünden die Autos morgens sogar in zweiter Reihe, weil sich die Kunden schnell eine Brotzeit holen oder Geld abheben. Auch Haltemöglichkeiten für Geldtransporter, Handelsvertreter oder für Menschen, die mobil eingeschränkt sind, fielen dann weg. Optiker Brenner, seit 15 Jahren in Erding, fürchtet auch um seine Kundenparkplätze an der Kirchgasse, die bislang von der Sparkasse aus angefahren werden können.

Wie berichtet, will der Stadtrat durch die intensivere Begrünung einer Überhitzung der Innenstadt entgegenwirken und die Aufenthaltsqualität vor allem für Fußgänger und Radfahrer steigern. Auf dem dann gepflasterten Friedrich-Fischer-Platz soll es Bäume, Sitzgelegenheiten, Wasserspiele und Trinkwasserbrunnen geben.

Dennoch bleibe die Altstadt erreichbar, hatte OB Max Gotz bei der Planvorstellung im vergangenen Herbst betont. Dies sei eine Kompromisslösung, auch was das Parken betreffe. Allerdings wird die Straße zur Langen Zeile hin schmaler, die Rechtsabbiegespur zur Münchener Straße hin fällt weg.

Heuer will die Stadt die Umgestaltung angehen, einen Zeitplan gibt es noch nicht. Die Arbeiten werden sich aber hinziehen, denn auch der Schrannenplatz soll stärker begrünt und das derzeit provisorisch asphaltierte Straßenstück vor der Sparkasse gepflastert werden. Während der Bauzeit rechnen die Geschäftsleute mit Umsatzeinbußen. Dabei sei es heute angesichts der Konkurrenz durchs Internet oder die Inflation ohnehin schwer, einen stationären Handel zu betreiben, so Krutscher: „Keiner von uns hält drei Jahre mit halbem Umsatz durch.“

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