Tourismus-Proteste eskalieren: Einheimische fackeln Mietautos in Urlaubshochburg ab
Auf Teneriffa brennen Autos, auf Ibiza blockieren Einheimische Straßen. Der Widerstand gegen den Massentourismus wird in Spanien immer heftiger.
Santa Cruz de Tenerife – Tourismus bringt sowohl Vorteile als auch Nachteile mit sich. Während Hotels von den Einnahmen profitieren, fühlen sich viele Einheimische in ihrer Lebensgrundlage bedroht. Sie machen den Anstieg der Touristenzahlen für Wohnungsnot, steigende Lebenshaltungskosten und Wasserknappheit verantwortlich. Doch inzwischen ufern die Proteste in Spanien aus – wie jetzt bei heftigen Aktionen auf Teneriffa.
Gewaltsame Proteste gegen Massentourismus in Spanien – Autos gehen auf Teneriffa in Flammen auf
In Südeuropa formiert sich eine Bewegung gegen den Massentourismus. Besonders in Spanien drohen Anti-Tourismus-Aktivistinnen und -Aktivisten mit Protesten in der Urlaubssaison 2025.

Auf der Urlaubsinsel Teneriffa zündeten Einheimische Mietwagen an, um gegen den Massentourismus zu protestieren. Die Polizei vermutet, dass die 20 zerstörten Fahrzeuge gezielt als Akt gegen Touristen angegriffen wurden, wie das Onlineportal eneriffa-news.com berichtet. Ein Video, das als „Bekennerschreiben“ interpretiert wird, ist aufgetaucht. In diesem Clip ist das Logo eines Autovermieters zu sehen, was darauf hindeutet, dass sich die Einheimischen nicht nur gegen den Massentourismus, sondern auch gegen die vom Tourismus profitierenden Unternehmen positionieren. Dabei waren auf Teneriffa bereits Gebühren für Urlauber eingeführt worden, um den Massentourismus einzudämmen.
Das Video, das bereits am Aschermittwoch aufgenommen wurde, zeigt, dass die Autos auf einem Parkplatz im touristischen Zentrum von Costa Adeje standen. Mietwagen sind schon länger im Visier der Aktivistinnen und Aktivisten. Urlauber berichteten von zerstochenen Reifen am Teresitas-Strand und von Anti-Tourismus-Aufklebern auf ihren Fahrzeugen.
Bereits 2024 gingen in Barcelona, Mallorca und auf den Kanarischen Inseln wütende Menschen gegen die negativen Auswirkungen des Massentourismus auf die Straße. Die „Proteste sind ein Hilferuf“, erklärte damals Tourismus-Experte Moritz Lindner in einem Interview mit IPPEN.MEDIA.
Anti-Tourismus-Protest auch auf Ibiza – Einheimische blockieren beliebten Urlauber-Aussichtspunkt
Im Vergleich dazu wirkt der Protest auf Ibiza fast harmlos. Dort blockierten verärgerte Landbesitzerinnen und Landbesitzer die Zufahrtsstraßen und Parkplätze zum Aussichtspunkt Es Vedra. Tausende Menschen besuchen diesen Ort im Sommer, um den Sonnenuntergang mit Blick auf die „magische Felseninsel“ zu erleben. Die Anwohnerinnen und Anwohner beklagen sich seit Jahren über die Touristenmassen, die sie im Sommer regelrecht überrennen, berichtet Diario de Ibiza. Ob die Zufahrtsstraßen und Parkplätze weiterhin gesperrt bleiben, ist unklar. Der Bürgermeister von Sant Josep sucht nach Lösungen, um die Besucherströme zu regulieren.
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Um den Druck auf die Regierungen zu erhöhen, planen Protestierende und Initiativen aus verschiedenen Ländern, den Kampf gegen den Massentourismus zu intensivieren. Im April soll in Barcelona ein Treffen von Aktivistengruppen aus Spanien, Portugal, Italien und Frankreich stattfinden, um „für die sozioökonomische Umgestaltung der touristischen Gebiete“ zu diskutieren.
In Spanien sprechen die Tourismusgegner bereits von einem „Sommer voller Elend“, wie die britische Daily Mail berichtet. Aktivistinnen und Aktivisten haben angekündigt, in diesem Sommer besonders in den touristischen Hochburgen Spaniens Chaos zu stiften.
Maßnahmen gegen Massentourismus auf den Balearen – Mallorca hebt Übernachtungsgebühr deutlich an
Auf Mallorca plant die Regierung der Balearen, keine neuen Lizenzen für Ferienwohnungen mehr zu vergeben und die Touristengebühr auf sechs Euro zu erhöhen, auch für Kreuzfahrtpassagiere. Zudem soll eine Steuer für temporäre Mietwagen eingeführt werden, und Strafen für illegale Angebote könnten auf bis zu 500.000 Euro erhöht werden. Beobachter vermuten, dass diese Änderungen erst 2026 in Kraft treten.
In Barcelona und Lloret de Mar soll die Touristenabgabe verdoppelt werden, wie der staatliche TV-Sender RTVE und andere Medien Ende Februar berichteten. 25 Prozent der Einnahmen sollen zur Bekämpfung des Wohnungsmangels eingesetzt werden. In Barcelona könnten bis zu 15 Euro pro Nacht und Person fällig werden. Die Erhöhung soll noch in diesem Jahr in Kraft treten, ein genauer Termin steht jedoch noch aus. Im Vorjahr hatten Demonstranten sogar mit einem Hungerstreik gegen den Massentourismus protestiert. (kh/ml)