ÖMR Günztal stellt Initiative „Allgäuer Landsorten“ vor: Leuchtturmprojekt aus Westerheim

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Auf den Feldern von Bio-Landwirt Michael Königsberger bei Westerheim gedeiht die alte Dinkelsorte „Babenhauser Rotvesen“ sehr gut. Die aktuelle Ernte von mittlerweile 23 Tonnen konnte Ende Juli bereits eingefahren werden. © Otto

Die Öko-Modellregion (ÖMR) Günztal stellte in den Räumen der Rapunzel-Welt in Legau die neue Initiative „Allgäuer Landsorten“ vor. Dabei handelt es sich um ein Projekt, das den Erhalt alter Getreidesorten aus dem Allgäu fördern soll.

Allgäu – Allgäuer Landwirte, Müller und Bäcker haben sich dazu mit der ÖMR zusammengeschlossen. „Regionaler Bio-Anbau, kurze Transportwege und handwerkliche Verarbeitung bringen damit ursprünglichen Genuss und Vielfalt zurück in unsere Heimat“, erklärte ÖMR-Projektmanagerin Rebecca Petschke.

ÖMR Günztal stellt Initiative „Allgäuer Landsorten“ vor

Vor den etwa 50 Gästen, die die Veranstaltung besuchten, zeigte sich Rebecca Petschke erfreut über den gelungenen Aufbau einer Wertschöpfungskette zweier alter Getreidesorten.

Für den Weizen „Allgäuer Land“ und den Dinkel „Babenhauser Rotvesen“ gelang nicht nur der erfolgreiche Anbau über mehrere Jahre, sondern auch die Verarbeitungskette über Müller und Bäcker bis zur Ladentheke. Vor allem den „Babenhauser Rotvesen“ bezeichnet die ÖMR als Leuchtturmprojekt. Diese Dinkelsorte wurde schon 2016 in einem Saatenarchiv der Deutschen Genbank für Kulturpflanzen in Gatersleben mit Einlagerungsdatum 1923 gefunden.

Der Demeter-Bauer Michael Königsberger aus Westerheim war neugierig genug, sich seit 2019 auf das Experiment einzulassen. Anfangs stand nur etwa ein Pfund Saatgut zur Verfügung. So wenig, dass Aussaat und Ernte nach alter Väter Sitte in Handarbeit und mit der Sense verrichtet werden musste.

Dinkel „Babenhauser Rotvesen“: Stabiler als heutige Sorten

Vorstellung der neuen Initiative „Allgäuer Landsorten“ der Ökomodellregion ÖMR Günztal
Innovatives Projekt: Demeter-Landwirt Michael Königsberger, Rapunzel-Bäcker Nigel Siedel, Wendelin Blankertz von der Donath-Mühle sowie Rebecca Petschke von der ÖMR Günztal (v.l.) sind „Schatzbewahrer“ bei den Allgäuer Landsorten. Kathrin Seidel (rechts) von der Bayerischen Verwaltung für Ländliche Entwicklung moderierte die Veranstaltung in der „Rapunzel Welt“ in Legau. © Otto

Michael Königsberger ist zufrieden mit der alten Sorte. Sie sei stabiler als heutige Sorten und richte sich nach einem Starkregen trotz des deutlich höheren Wuchses wieder viel besser auf. Ob sehr trockene Witterung oder sehr nasse Jahre: „Der Ertrag hatte sich nicht verändert, der Dinkel ist offenbar sehr anpassungsfähig“, so Königsberger.

Nach nunmehr fünf Jahren Anbauerfahrung wuchs die Ernte auf immerhin 23 Tonnen an. Genug, um damit auch bei der Donath-Mühle im Bad Wörishofer Ortsteil Stockheim gemahlen zu werden und den Weg in verschiedene Unterallgäuer Bäckereien zu finden. Zwei weitere Demeter-Landwirte haben sich mittlerweile dem Rotvesen-Anbau angeschlossen.

Neben der Mindelheimer Bäckerei Fässler hat auch die Rapunzel-Bäckerei in Legau auf den alten Dinkel gesetzt. Sämtliche Dinkel-Backwaren in der dortigen Backstube werden nur noch aus Rotvesenmehl gebacken. Die Initiative Allgäuer Landsorten will nun weiterwachsen und ist auf der Suche nach weiteren Verkaufsstellen für Mehl und handwerklichen Verarbeitern wie Bäckereien.

Zielsetzung erfolgreich umgesetzt

Dr. Klaus Fleißner von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft ist der „Vater“ des Projekts, das ihm die Politik damals auf den Schreibtisch packte. Die Zielsetzung konnte erfolgreich umgesetzt werden. „Die alten Sorten tragen zur Erhaltung genetischer Ressourcen bei, fördern die Anpassungsfähigkeit an klimatische Veränderungen sowie die Resilienz gegenüber Pflanzenkrankheiten, sind ein Beitrag zur Ertrags- und Nahrungssicherheit und enthalten gesundheitsförderliche Inhaltsstoffe.“

Aufgrund des bisherigen Projekt-Erfolges stellt er an die Politik die Frage, ob sie bereit sei, den ehemaligen Auftrag aus dem „Biodiversitätsprogramm Bayern 2030“ auch weiterhin zu fördern und zu unterstützen.

Die Öko-Modellregion Günztal packt unterdessen schon mal selbst an: Für die neue Initiative „Allgäuer Landsorten“ wurde bereits eine Internetseite eingerichtet. Unter www.allgaeuer-landsorten.de finden sich nicht nur Informationen über das Projekt und die bisherigen Beteiligten, sondern auch Rezepte für die Amateurbäcker zuhause und die bisherigen Verkaufsstellen für die Produkte. Dazu gehören aktuell die Donath-Mühle in Stockheim/Bad Wörishofen, der Hofladen Tröbensberger in Buchloe, die Rapunzelbackstube in Legau, die Bäckerei Fässler in Mindelheim sowie der Landwirt Michael Königsberger (Kontakt: michael.koenigsberger@t-online.de) in Westerheim.

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