750 000 Euro für Katastrophenschutz: Sirenen im Landkreis werden digital

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Moderne Technik: Über Schweinthal hängt bereits die Sirene der Zukunft. Sie funktioniert wie ein Lautsprecher und ist an Digitalfunk angebunden. Sukzessive sollen damit die klassischen „Pilzköpfe“ in den Kommunen abgelöst werden. © THOMAS PLETTENBERG

Mit einem jährlichen Budget von 750.000 Euro rüstet der Landkreis den Katastrophenschutz auf. Von Fahrzeugen bis zu Sirenenförderung – das Geld fließt in verschiedenste Bereiche. Ziel ist es, auf alle möglichen Katastrophenszenarien vorbereitet zu sein.

Landkreis – Ob Naturkatastrophen, Massenanfälle von Verletzten, eine Pandemie oder Cyberattacken: Katastrophenfälle können aus unterschiedlichsten Lagen heraus entstehen. Um auf möglichst viele Szenarien gut vorbereitet zu sein, investiert der Landkreis jährlich 750 000 Euro in die Ausstattung des Katastrophenschutzes. Einen entsprechenden Zehnjahresplan über 7,5 Millionen Euro hatte der Kreistag, wie berichtet, 2023 beschlossen. Wohin das Geld heuer fließt, gab Patrick Burghoff, Katastrophenschutz-Teamleiter am Landratsamt, kürzlich bei der Versammlung der Feuerwehrkommandanten in Otterfing bekannt. Sie stellen neben anderen Blaulichtorganisationen einen großen Teil des Katastrophenschutzes im Landkreis.

Wechselladerfahrzeuge für THW und Bauhof

Insgesamt umfasst der Investitionsplan 14 Punkte. Einige der Anschaffungen gehen ins Eigentum der Organisationen über, andere – darunter der teuerste Kauf – bleibt im Landkreiseigentum: 580 000 Euro gibt der Landkreis für zwei Wechselladerfahrzeuge aus. Einer dieser Lkw, der sogenannte Abrollbehälter abladen kann, wird beim THW in Miesbach mitsamt einem Kran stationiert. Das zweite Fahrzeug bekommt der Bauhof des Landkreises. Um im Katastrophenfall beide Lkw für Einsätze nutzen zu können, sind beide mit Blaulicht ausgestattet. „Die Doppelverwendung für den Bauhof spart uns Kosten“, erklärt Burghoff gegenüber unserer Zeitung. Neben den Fahrzeugen selbst erwirbt der Landkreis außerdem zwei Abrollbehälter – eine Multifunktions㈠mulde und ein Einsatzgerüstsystem, in dem Material verstaut werden kann.

Digitale Sirenen mit Sprachdurchsagen

Die übrigen 170 000 Euro verteilen sich auf etwas kleinere Anschaffungen und ein Projekt, das bereits an einigen Stellen im Landkreis sichtbar ist: die Sirenenförderung. Wie Burghoff erklärt, wurden die ehemaligen Bevölkerungsschutzsirenen des Bundes schon in den 1980er-Jahren abgebaut. Unabhängig davon gibt es zur Alarmierung der Feuerwehren aber rund 100 Sirenen im Landkreis, die von den Kommunen ertüchtigt werden können. Die Regierung von Oberbayern bezuschusst dabei zwar die Umstellung auf Digitalfunk, nicht aber die nötige Ausstattung, um mit den neuen Sirenen auch Bevölkerungswarnungen per Sprachdurchsage machen zu können, erklärt Burghoff. Der Landkreis bietet den Kommunen deshalb an, den gleichen Förderbetrag der Regierung noch einmal selbst draufzulegen, wenn die höherwertige Technik installiert wird.

Fast flächendeckend ließe sich mit den 100 Sirenen der Landkreis warnen, erklärt der Teamleiter. Sämtliche Ortsteile in Siedlungsbereichen sind laut Burghoff angebunden, nur beispielsweise Einsiedlerhöfe würden davon nicht erreicht. Schon umgesetzt haben das neue Konzept die Stadt Miesbach im Ortsteil Schweinthal. Auch Otterfing und Rottach-Egern haben bisherige „Pilzköpfe“ schon gegen die modernen, digitalen Hornlautsprecher ausgetauscht.

Notversorgung für Trinkwasser

Eine Art Kanistersystem erhält außerdem das BRK Holzkirchen für den Fall, dass das Trinkwasser verunreinigt ist. „Wir haben feste Behälter angeschafft, die auch ausgegeben werden können, damit nicht jeder mit seinem Eimer kommen muss“, erklärt der Teamleiter am Landratsamt.

Weitere Investitionen für Spezialfälle

Jeweils einen Rüstwagen für die Feuerwehren Irschenberg und Miesbach und das Waldbrand-Löschfahrzeug der Feuerwehr Fischbachau fördert der Landkreis als überörtliche Fahrzeuge für Spezialeinsätze. Ebenfalls nicht täglich gebraucht, bei Bedarf aber unverzichtbar, sind Chemieschutzanzüge. „Miesbach hat letztes Jahr welche bekommen, dieses Jahr beschaffen wir Ersatz für die Feuerwehren in Tegernsee, Holzkirchen und Weyarn“, sagt Burghoff. Das BRK Hausham erhält außerdem einen Kühlanhänger für Verpflegung bei Evakuierungen oder für Einsatzkräfte. Bei Vermisstensuchen oder um Lagebilder zu machen, unterhält die Bergwacht Hausham eine Drohne. Sie wird ersatzbeschafft, erklärt Burghoff. Für Waldbrände schafft der Landkreis zudem Sets mit Absturzsicherungen und Rollwagen für sogenannte Vegetationsbrände und Gebläsefilteranzüge fürs Krankenhaus an. Letztere kommen zum Einsatz, wenn Tropenkrankheiten auftreten, für die sich das Personal am ganzen Körper schützen muss.

Überschwemmungen und Internetausfall

Denselben Zweck haben auch die Trockenanzüge, die der Landkreis der DLRG und der Wasserwacht finanziert. Wenn die Einsatzkräfte im Hochwasser waten, könne dies beispielsweise mit Öl verunreinigt sein, erklärt Burghoff. Spezielle Anzüge sollen Hautkontakt vermeiden. Außerdem rüstet sich der Katastrophenschutz mit einer Rückfallebene in der Kommunikation auf einen potenziellen Ausfall von Internet- oder Telefonverbindungen. „Es geht dabei um Funk- und Datenkommunikation zwischen Gemeinden und Blaulichtorganisationen“, verrät der Teamleiter. Zuletzt ist in den 750 000 Euro die Förderung der Ausbildung enthalten. Zuletzt war speziell Krisenmanagement geschult worden. Denn ohne die Ehrenamtlichen bringt die beste Ausstattung nichts. nap

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