Die Frau, die in Irschenberg eine Zwergspitz-Zucht betreibt, ist umstritten. Mehrfach wurde sie mit Qualzuchtvorwürfen in Verbindung gebracht. Nun könnte ihr Abschied bevorstehen. Denn die Gemeinde hat ihren Antrag auf Nutzungsänderung abgelehnt.
So niedlich die kleinen Hunde der Zwergspitz-Rasse auch sein mögen: Ihre Zucht ist offenbar nicht ganz problemlos. Der Irschenberger Gemeinderat hat in seiner jüngsten Sitzung jedenfalls den Antrag einer Züchterin auf Nutzungsänderung eines Ein-Familien-Wohnhauses in eine gewerbliche Hundezucht geschlossen abgelehnt.
Auslöser waren Beschwerden aus der Nachbarschaft, infolge derer seitens des Landratsamts die Aufforderung zur Nutzungsänderung erging, da für die Hundezucht keine Baugenehmigung vorliegt. Der Bauantrag wird nach Angaben der Pressestelle der Behörde derzeit vom Bauamt geprüft – das Verfahren laufe noch.
„Man kann die Umnutzung verweigern“
Das besagte Haus im Ortsteil Rieding liegt im Außenbereich auf einer landwirtschaftlichen Fläche und widerspreche damit dem Flächennutzungsplan, stellte Geschäftsleiter Michael Fellner in der Sitzung des Irschenberger Gemeinderats fest. Darüber hinaus gebe es weitere Punkte, die gegen eine Nutzungsänderung sprechen. So werde der Erholungswert des Gebiets durch das Bellen der Hunde eingeschränkt, und die Erschließung sei nicht ausreichend dargestellt. Zudem bräuchten die Tiere eine angemessene Auslauffläche. Fellners Fazit: „Man kann die Umnutzung verweigern.“
Die gezüchteten Hunde – auch bekannt als Pomeranians – seien klein und viele, ergänzte Bürgermeister Klaus Meixner (CSU): „Man kann sie bis rüber in die Waldsiedlung hören.“ Von dort gebe es ebenso Beschwerden, wie aus der Loiderdinger Straße. „Wir müssen etwas unternehmen“, so das Fazit des Bürgermeisters.
Eine Nutzungsänderung des Wohnhauses in eine gewerbliche Hundezucht sei jedenfalls nicht zu akzeptieren, stellte Meixner fest: „So etwas gehört dort einfach nicht hin. Wir haben mit den Hunden massive Schwierigkeiten, weil zu viele Wohnhäuser dort in der Nachbarschaft stehen.“
Vorwürfe im Internet und im TV
Auch die Vorgeschichte wirft nicht das beste Licht auf die im April 2024 gegründete Unternehmergesellschaft (haftungsbeschränkt), die „Hundezucht, Import und Handel mit Zubehör und Pflegeprodukten, insbesondere für Tiere“ als Geschäftszweck nennt, wobei die Züchterin laut Landratsamt in einem anderen Landkreis einen weiteren Zuchtbetrieb führe. Auf der Seite pomjustice.com, die unlautere Züchter namentlich anprangert, wird auch die Züchterin aus Irschenberg genannt. Die Vorwürfe: Welpen wurden illegal aus Russland importiert, krank verkauft und zu früh von der Mutter getrennt.
Klage auf Schadenersatz
Dabei landete mindestens ein Fall vor dem Zivilgericht. Wie unsere Zeitung im April 2024 berichtete, bekam eine Kundin 5100 Euro Schadenersatz zugesprochen, weil der in Irschenberg gekaufte Zwergspitz nach acht Wochen auf dem Behandlungstisch eines Tierarztes verstarb. Bei der Obduktion kam heraus, dass das Tier in Italien gechippt worden war und eine italienische Länderkennung hatte. Zudem berichtete das Sat.1-Frühstücksfernsehen mehrfach über ähnliche Fälle. Darin bestätigt die Tierschutzorganisation Vier Pfoten, dass der Zuchtbetrieb aus Irschenberg Hunde aus Osteuropa beziehe. Entsprechende Beweise habe man.
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Problem: Qualzuchten aus dem Ausland
Der Import und Handel gerade mit Pomeranians ist ein großes internationales Geschäft. Kein Wunder, dass es Züchter und Händler gibt, die die große Nachfrage aus Qualzuchten im Ausland decken. Denn in Deutschland kann ein Tier, das beim Einkauf nicht mal 800 Euro kostet, schnell 4000 bis 6500 Euro einbringen.
Wie die auf Social Media bekannte Züchterin und Influencerin aus Irschenberg 2017 in einem Bericht der Bildzeitung erklärte, seien ihre Hunde, die sie seit 2012 züchtet, mit dem deutschen Zwergspitz nicht zu vergleichen. Sie seien viel plüschiger, hätten mehr Unterwolle und kleine, kurze Schnauzen. Verkaufsargumente, die wiederum Tierschützer aufhorchen lassen.
Irschenbergs Gemeinderat versagte jedenfalls unabhängig davon das gemeindliche Einvernehmen für die Nutzungsänderung in eine gewerbliche Hundezucht einstimmig. „Für eine solche Genehmigung“, stellte Franz Nirschl (FWG IB) abschließend fest, „gibt es keine Grundlage.“