Bizarrer Auftritt: Erst nach 45 Minuten merkt Trump, was hinter ihm steht – „Speck geht durch die Decke“

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Donald Trump tritt im US-Wahlkampf wieder vor die Presse – und zieht die übliche Show ab. Was sein Team für ihn vorbereitet hat, bemerkt er gar nicht.

Bedminster – Es war bereits das zweite Mal binnen weniger Tage, dass Donald Trump vor die Presse trat. Diesmal schritt der ehemalige Präsident der USA in Bedminster, New Jersey, in seinem „Trump National Golf Club“ vor das Mikrofon. Einen Anlass? Gab es nicht. Zumindest keinen offiziellen. Den brauchte Trump dennoch nicht, um wieder einmal einen teils bizarren Auftritt hinzulegen.

Dass Trump binnen weniger Tage gleich zweimal vor die Presse tritt, um sich zu äußern, zeigt: Die Sorge im republikanischen Lager vor einer vollständigen Trendwende vor der US-Wahl hin zur Demokraten-Spitzenkandidatin Kamala Harris ist auf jeden Fall real. Neue Umfragen zeigten zuletzt, dass Harris vor allem in wichtigen Swing-States gar an Trump vorbeigezogen ist. Ein Umstand, den vor wenigen Wochen – kurz nach dem Attentat auf Donald Trump und nach wiederholt wirren Auftritten von Joe Biden – wohl nur wenige für so schnell möglich gehalten hätten.

Wirre Pressekonferenz: Trump wütet wieder gegen US-Wahl-Konkurrentin Harris – „berechtigt zu persönlichen Angriffen“

Auf der Pressekonferenz ging Trump jedenfalls viel in die alte Leier über. Kritik über die persönlichen Angriffe seinerseits auf Konkurrentin Harris, geäußert sogar von republikanischer Seite zuletzt durch Nikki Haley, bügelte er ab. Haley hatte zuletzt behauptet, Trump solle sich im Wahlkampf mehr auf Inhalte konzentrieren. Dafür gab es nun eine Absage seitens des Ex-Präsidenten. Seine Begründung: Er sei „sehr wütend“ auf die Spitzenkandidatin der gegnerischen Partei. Das würde ihn „zu persönlichen Angriffen“ auf Harris berechtigen. Dann das übliche Spiel mit harten Worten. „Nicht viel Respekt für ihre Intelligenz“ habe Trump, er halte Harris für eine „fürchterliche Präsidentin“.

Donald Trump auf seiner Pressekonferenz – die Sachen im Hintergrund bemerkte er erst spät.
Donald Trump auf seiner Pressekonferenz – die Sachen im Hintergrund bemerkte er erst spät. © IMAGO/Bing Guan/UPI Photo

Angesprochen auf die Kritik aus den eigenen Reihen über seine Wahlkampf-Strategie, weniger auf Inhalte und stattdessen mehr auf Frontalangriff zu setzen, sagte Trump auf seiner Pressekonferenz: „Ich glaube, dass wir einen Nerv treffen.“ Dies sei eine andere Art von Rennen. „Alles, was wir tun müssen, ist, unsere Gegnerin als Kommunistin oder Sozialistin zu bezeichnen oder als eine, die unser Land zerstören wird.“ Er wolle es auf seine Art durchziehen. Seine eigene Trump-Kampagne bezeichnete er allerdings überraschend als „sehr ruhig“ im Vergleich zum radikalen, „kranken“ Vorgehen seiner demokratischen Konkurrenz im Wahlkampf.

Gott, Musk, Clinton, Justizsystem: Trump pöbelt erneut auf Pressekonferenz – auf Inhalte kommt er kaum zu sprechen

Knapp 82 Minuten geht Trumps Auftritt. Neben Harris spricht er auch noch über Joe Biden, den er lieber als Gegner im US-Wahl-Rennen hätte, es geht um Korruption im Justizwesen, mit dem er ja bekanntlich in jüngerer Vergangenheit so seinen Ärger hatte. Hier wirft er fälschlicherweise Harris vor, sie setzte das Justizsystem gegen ihn ein. Es geht auch um Elon Musk, mit dem er zu Beginn der Woche noch auf dessen Plattform X ein Interview führte.

Um Hillary Clinton, von der Trump fälschlicherweise behauptet, er hätte sie 2016 wegen ihrer E-Mail-Affäre ins Gefängnis stecken können – was ebenfalls nicht wahr ist, da das FBI das Vergehen damals lediglich als „Fahrlässigkeit“ deklarierte. Weitere faktisch mindestens ungenaue Aussagen folgen. Auf das Attentat auf ihn kommt er auch wieder zu sprechen, sagt, Gott habe ihn gerettet, damit er nun „die Welt retten“ könne.

Dass Trump bei solchen Auftritten eben mehr auf die persönliche Ebene, als auf Inhalte setzt, zeigte sich derweil wieder. Denn die Inhalte, die sein Team ihm für die Pressekonferenz extra bereitgestellt hatte, die ignorierte Trump zuallererst mal geflissentlich. Gleich zwei große Tische standen hinter dem Ex-Präsidenten aufgebaut, randvoll gepackt mit Lebensmittel verschiedenster Art. Zu bemerken schien Trump diese allerdings erst eine gute Dreiviertelstunde, nachdem er sein Statement begonnen hatte.

Wirre Pressekonfoerenz von Trump: Ex-Präsident kommt auf Preise und Inflation zu sprechen

Produkte bekannter Marken prangten dort auf den Tischen, Oreo-Kekse, die in den USA beliebten Frühstücksflocken von „Cheerios“ oder „Froot Loops“, Milchbehälter, Öl-Flaschen, Eierkartons und noch etliche Sachen mehr. Dazu stehen Info-Tafeln bereit, die „Preissteigerungen, seitdem Kamala Harris im Amt ist“ anzeigen sollen. Eine soll verdeutlichen, dass die Preise für Zerealien und Backwaren um 26 Prozent gestiegen sind, allein der Preis für Cookies hätte 27,3 Prozent zugelegt.

Die Preise für Fleisch und Fisch seien um 23 Prozent gestiegen, die für „Kindernahrung“ sogar um 24,1 Prozent, besonders drastisch sei hier der Anstieg der Preise für das Schul-Essen für Grundschüler mit einem Anstieg von 65,5 Prozent. Als Trump aus der Tür tritt, ignoriert er die Tische erstmal. Satte 45 Minuten dauert es, bis er erstmals zu bemerken scheint, was da eigentlich hinter ihm aufgebaut steht.

„Speck geht durch die Decke“: Erst nach 45 Minuten bemerkt Trump, was sein Team für ihn aufgebaut hat

Es scheint, als würde Trump dann eine Notiz auf seinem Zettell auf dem Rednerpult bemerken. Dann dreht er sich zu den Tischen um. Anstatt aber auf die Inhalte einzugehen, sagt er lediglich: „Sie haben hier einen guten Job gemacht, wow“. Er würde allerdings die Zahlen auf den Grafiken „nicht wirklich mögen“. Trump pickt sich die Steigerung um 65 Prozent bei Schulmittagesen raus, sagt dazu: „Wie kann eine Familie sich das leisten?“. Danach ist es mit dem Inhaltsbezug aber auch wieder vorbei. „Ich denke, ich werde manche von denen mitnehmen auf mein Cottage“, sagt Trump anschließend, „Cheerios“ habe er nämlich „eine lange Zeit nicht mehr“ gesehen. „Speck geht durch die Decke, die gehen alle durch die Decke“, fügt er noch hinzu.

Trumps Fazit: „Alles ist schlecht“. Man wolle Preissenkungen schnell angehen. Nur um Kamala Harris dann als eine „radikal linke San-Francisco-Person, die die Preise zerstört hat“ zu beschimpfen. Dann leitet er die Fragerunde der Journalisten ein. (han)

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