Neue Schock-Werte: S-Bahn und Regionalzüge so unpünktlich wie seit 30 Jahren nicht

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Zu voll und zu spät: Die Werdenfelsbahn Richtung Garmisch-Partenkirchen bleibt ein Sorgenfall in der Pünktlichkeitsstatistik. © klaus haag

S-Bahnen und Regionalzüge haben die schlechtesten Pünktlichkeits-Werte seit 30 Jahren. Das hat die Bayerische Eisenbahngesellschaft BEG bekannt gegeben.

Gefühlt weiß man es ja eh, jetzt aber ist es auch offiziell bestätigt: Die S-Bahnen und Regionalzüge in Bayern sind immer unpünktlicher. Jetzt hat die Bayerische Eisenbahngesellschaft – mit einiger Verspätung – die Jahreswerte für 2024 veröffentlicht. „Das ist leider die schlechteste Bilanz seit der Regionalisierung des Schienenpersonennahverkehrs vor 30 Jahren“, räumt BEG-Geschäftsführerin Bärbel Fuchs ein. Verspätungen und Zugausfälle prägten „in Bayern immer mehr den Alltag und sorgen für berechtigten Ärger bei den Fahrgästen“.

Die staatliche BEG, die zum Verkehrsministerium gehört, misst an 120 Stellen die Pünktlichkeit – jeder Zug in Bayern wird zumindest einmal erfasst. Unpünktlich ist ein Zug, wenn er mindestens sechs Minuten zu spät an der Messstelle vorbeirattert. Insgesamt sank der Wert auf 85,3 Prozent. Zum Vergleich: 2017 waren es 93,6 Prozent. Vor allem in den Sommermonaten waren die Züge voll, die Werte desaströs (nur noch 83,7 Prozent im Juni).

Der „Alex“ ist Schlusslicht

Fast schon traditionell ist der Expressverkehr Ostbayern (früher „Alex“) Schlusslicht: Auf der Linie RE 25 München–Prag waren nur 43,7 Prozent der Züge pünktlich. Beim RE 2 München–Hof waren es 62,7 Prozent – vorletzter Platz. Weitere Werte: Donau-Isar-Express München–Passau 71,9 Prozent. Werdenfelsbahn nach Garmisch-Partenkirchen 77,6 Prozent. Chiemgau–Inntal (früher: Meridian) 78,5 Prozent. Augsburger Netze (Arverio) 82,5 Prozent. Liniennetz Mühldorf 87,6 Prozent. Oberlandbahn (BRB) 89,1 Prozent. Nürnberger S-Bahn 93,3 Prozent. Am pünktlichsten ist die Zugspitzbahn (98,7 Prozent), die aber mit normalen Regionalverkehr nicht zu vergleichen ist.

Positiv sticht auch das BRB-Netz Ammersee-Altmühltal (90,1 Prozent) heraus – wobei man sagen muss, dass die Bahngleise am Ammersee 2024 über Monate wegen Bauarbeiten ganz stillgelegt waren. Und ein Zug, der gar nicht fährt, ist auch nicht unpünktlich. Schon bekannt war, dass auch die S-Bahn München mit einer Verspätungsorgie kämpft: Nur 87 Prozent der Züge, hatte S-Bahn-Chef Heiko Büttner bereits im März gegenüber unserer Zeitung eingeräumt, waren pünktlich. Das ist der schlechteste Wert seit über 20 Jahren. Die S6 West (81,5 Prozent) sticht hier besonders negativ heraus, gefolgt von der S4/S6 Ost (83,2 Prozent). Noch am besten: die S3 Ost (93 Prozent).

S-Bahn
Die S-Bahn in München bleibt ein Sorgenfall. © IMAGO/Ulrich Wagner

Die S-Bahn hat überdies viele ganz ausfallende Züge: 9,7 Prozent (2023: 8,4) aller S-Bahnen fuhren überhaupt nicht. Auch bei der Werdenfelsbahn blieben viele Züge stehen (13,8 Prozent) – Stammstreckensperrungen und wochenlange Bauarbeiten zwischen München–Pasing und Starnberg zogen die Werte nach unten.

Marode Gleise ein Hauptproblem

Insgesamt ist die Statistik ein Ausdruck der maroden Infrastruktur. Über ein Drittel aller Verspätungen seien durch Störungen an der Signalen, Weichen, Gleisen und Bahnübergängen verursacht worden, weitere zehn Prozent durch Bauarbeiten. Langsam-Fahrstellen etwa an der S4 bremsen die Züge aus. 15,2 Prozent aller Verspätungen haben die Eisenbahnunternehmen selbst verursacht, weil zum Beispiel Personal nicht rechtzeitig am Einsatzort erschien. Nur in 7,7 Prozent der Verspätungsfälle in Bayern liegt es am Wetter, an Notarzteinsätzen oder Personen im Gleis – wobei dieser Faktor speziell bei der S-Bahn München um einiges höher liegt.

„Die Entwicklung ist ziemlich ernüchternd“, fasst Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) die Lage zusammen. Er hofft nun auf Geld aus dem Sondervermögen des Bundes für die Infrastruktur. Es müsse nicht nur in Fernverkehrsstrecken fließen, sondern auch in den Regionalverkehr. Hier geht es zum ganzen BEG-Bericht.

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