Fernpass-Frust zwischen Bayern und Tirol: Urlauber müssen sich auf saftige Kosten einstellen
Der Fernpass ist einer der wichtigsten Alpenpässe Richtung Süden. Die Verbindung zwischen Bayern und Tirol sorgt für Zündstoff.
München – Auf der Fernpass-Route in Österreich sind täglich bis zu 30.000 Fahrzeuge unterwegs. Über 50 Kilometer schlängelt sich die B 179 Fernpassstraße durch die Berge. Die Strecke zählt zu einer der meistbefahrenen Straßen in Tirol. Es ist ein Nadelöhr – und völlig überlastet. Ein Tunnel soll die Verkehrssituation entschärfen. Autofahrer müssen dann aber für die gesamte Fernpassstrecke Maut zahlen. Auf der anderen Seite der Grenze – in Bayern – wächst der Unmut. Denn auch am Fahrverbot für 7,5-Tonnen-Lkw hält Tirol fest.
Harter Kurs am Fernpass – Lkw-Fahrverbot bleibt
„Am Fahrverbot führt kein Weg, und auch kein Tunnel vorbei. Es ist nicht nur rechtlich haltbar, sondern verkehrstechnisch absolut erforderlich“, sagte Landeshauptmann-Stellvertreter Josef Geisler zum jüngsten Gutachten. Seit mehr als 35 Jahren gelten am Fernpass Beschränkungen für den Güterverkehr. „Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern“, heißt es in einer Mitteilung des Landes Tirol. Gäbe es das Fahrverbot nicht, würde sich laut dem Land Tirol der Güterverkehr über den Fernpass mehr als verdoppeln.
Fernpass und Fernpass-Tunnel
Die B 179 verbindet Deutschland und Österreich. Der Fernpass selbst liegt auf einer Höhe von 1.210 Metern und weist eine maximale Steigung von acht Prozent auf. Durch den Tunnelbau reduziert sich der Höhenunterschied von etwa 200 Metern auf nur noch 70 Meter.
Ein 1,4 Kilometer langer Scheiteltunnel soll die 4,8 Kilometer Passstraße ersetzen beziehungsweise ergänzen. Baustart ist für 2027 geplant.
Mautpflicht ab Fertigstellung 2028: Autofahrende müssen mit 14 Euro pro Durchfahrt rechnen. Es soll eine Jahreskarte für Pendler und Anrainer geben. Am Blindsee (Außerfern) und in Nasserreith soll es zwei neue Mautstationen geben.
Ausweichrouten für Lkw schon jetzt stark belastet
Der Schwerverkehr muss in Zukunft weiter auf alternative Routen ausweichen – über Rosenheim, Kufstein und die Inntalautobahn Richtung Brenner. Die Strecken sind jedoch schon jetzt stark belastet. Auch Sabine Lehmann, Geschäftsführerin des Landesverbands Bayerischer Spediteure (LBS) sieht das laut BR24 kritisch und verweist auf Kapazitätsgrenzen. IPPEN.MEDIA hat den LBS angefragt.
Automobilclub kritisiert Mautpflicht für Fernpass
Um den Verkehr auf der Fernpass-Route einzudämmen, ist eine Maut für den Tunnel als auch Passstraße geplant. Eine einfache Fahrt soll demnach 14 Euro kosten, für Vielfahrer ist eine Jahreskarte für 140 Euro geplant. Ein heikles Thema für den Automobilclub ADAC: Die Mautpflicht auf dem Fernpass sei eine weitere finanzielle Belastung für Autofahrende. Sie würde Berufspendler und auch den Tourismus in der Region treffen. Tagesausflügler und Skifahrende könnten abgeschreckt werden und sich andere Ziele in der Region suchen.
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Darüber hinaus bestehe dem ADAC zufolge die Gefahr, das Problem durch die Mautpflicht zu verlagern: Strecken über Garmisch-Partenkirchen, Mittenwald und den Zirler Berg könnten sich als Ausweichrouten etablieren. Die Verbindungen seien jetzt schon überlastet. Allerdings nutzten viele den Fernpass, um ohne ein Pickerl – also mautfrei – durch Österreich nach Italien zu gelangen. Auch das sorgt dort für Stau, den ein Deutscher einmal im blinden Vertrauen auf ein Navi umfahren wollte.
Dauerstreit zwischen Bayern und Tirol
Tirol begründet die Maut für den Fernpass mit dem künftig hohen Erhaltungsaufwand. Die B 179 umfasse 75 Brücken, sechs Galerien, drei Tunnel und zahlreiche Stützmauern und Steinschlagnetze. „Die Maut macht es uns überhaupt erst möglich, die B 179 als Nabelschnur für das Außerfern und auch den Bezirk Imst für die Versorgung verfügbar zu halten“, so Tirols Straßenbaureferent Geisler.
Bayern fürchtet den Maut-Ausweichverkehr und Stau. Das Nachbarland muss schon seit Jahren zusehen, wie sich Österreich mit Lkw-Blockabfertigung, Fahrverbote für Mautflüchtlinge und strikten Kontrollen an Schleichwegen gegen der Verkehr stemmt. Das Straßenverkehrsrecht in Österreich lässt das zu. Bayern fehlen vergleichbare gesetzliche Grundlagen. (ml)