Schmerzen beim Gehen - Knick-Senkfuß: Ursachen, Tipps und Behandlung im Überblick

Sie stehen morgens auf, und bei den ersten Schritten verspüren Sie ein unangenehmes Ziehen entlang des inneren Fußrandes. Die Schuhe, die Sie täglich tragen, scheinen sich ungleichmäßig abzunutzen, und das Gehen wird zunehmend schmerzhafter. All diese Beschwerden könnten auf eine häufige, aber oft unterschätzte Fußfehlstellung hinweisen: den Knick-Senkfuß.

Was ist der Knick-Senkfuß?

Der Knick-Senkfuß, oder Pes planovalgus, ist eine Fußfehlstellung, die durch zwei Hauptcharakteristika gekennzeichnet ist: ein abgeflachtes Fußlängsgewölbe (Senkfuß) und eine nach innen geknickte Ferse (Knickfuß). Diese Kombination führt dazu, dass der Fuß nicht mehr seine natürliche Form und Funktion aufrecht erhalten kann. Das Längsgewölbe des Fußes, welches normalerweise für die Federung beim Gehen sorgt, ist abgeflacht, und die Ferse weicht nach innen ab, was zu einer Fehlstellung der gesamten Beinachse führt.

Ursachen des Knick-Senkfußes

Der Knick-Senkfuß kann verschiedene Ursachen haben. Bei Kindern ist die Fehlstellung oft vorübergehend und korrigiert sich mit dem Wachstum von selbst. Bei Erwachsenen können die Ursachen vielfältiger sein:

  • Verletzungen und Unfälle: Schäden an der Tibialis-posterior-Sehne, die das Fußlängsgewölbe stützt, sind häufig verantwortlich.
  • Rheumatische Erkrankungen: Chronische Entzündungen können die Sehnen und Bänder schwächen.
  • Übergewicht: Eine erhöhte Belastung des Fußes kann das Fußgewölbe zum Absinken bringen.
  • Genetische Veranlagung: Eine familiäre Häufung von Fußfehlstellungen gibt es ebenfalls.
  • Erkrankungen wie Diabetes und Bluthochdruck: Diese treten oft zusammen mit Knick-Senkfüßen auf.

Symptome – Wie erkennen Sie einen Knick-Senkfuß?

Die Symptome eines Knick-Senkfußes können schleichend beginnen und sich im Laufe der Zeit verschlimmern. Zu den häufigsten Beschwerden zählen:

  • Schmerzen am inneren Fußrand, Vorfuß und Knöchel: Vor allem bei Belastung, oft ausstrahlend bis in den Unterschenkel.
  • Schwellungen: Diese treten häufig am Innenknöchel auf.
  • Ermüdung und Schwäche: Vor allem nach langen Gehstrecken.
  • Abnutzung des Schuhwerks: Eine unregelmäßige Abnutzung der Schuhsohlen, insbesondere am Innenrand.

Diagnose – Wie wird ein Knick-Senkfuß festgestellt?

Die Diagnose eines Knick-Senkfußes beginnt mit einer gründlichen klinischen Untersuchung durch einen erfahrenen Orthopäden. Folgende Methoden kommen zum Einsatz:

  • Klinische Untersuchung: Der Orthopäde prüft, ob die Fehlstellung korrigierbar ist und untersucht den Sehnenverlauf.
  • Orthopädische Tests: Spezifische Tests wie der Too-Many-Toes-Test, der Windlass-Test und der Einbeinzehenspitzenstand helfen, die Diagnose zu sichern.
  • Bildgebende Verfahren: Röntgenaufnahmen unter Belastung, Ultraschall zur Untersuchung der Tibialis-posterior-Sehne und dynamische Ganganalysen zur Messung der Druckverteilung unter den Fußsohlen.

Behandlung des Knick-Senkfußes

Die Behandlung hängt vom Schweregrad der Fehlstellung und den Beschwerden ab. Grundsätzlich wird zwischen konservativen und operativen Methoden unterschieden.

Konservative Behandlung

  • Orthopädische Einlagen: Diese stützen das Fußlängsgewölbe und lindern die Schmerzen.
  • Physiotherapie: Spezielle Übungen zur Kräftigung der Muskulatur, die das Fußgewölbe unterstützt.
  • Medikamentöse Therapie: Dazu zählen nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) und physikalische Anwendungen wie Ultraschall oder Kältetherapie.
  • Schuhe mit stützendem Fußbett: Diese helfen, die Fehlstellung zu korrigieren.

Operative Behandlung

Bei schweren Fehlstellungen, die auf konservative Maßnahmen nicht ansprechen, kann eine Operation erforderlich sein. Zu den möglichen Eingriffen zählen:

  • Sehnenchirurgische Eingriffe: Hierbei wird die Tibialis-posterior-Sehne repariert oder durch ein Transplantat ersetzt.
  • Knochenumstellungen (Osteotomien): Dazu gehört die Verlängerung des Fußaußenrandes oder die Umstellung des Fersenbeins.
  • Arthrodesen: Versteifungen von Gelenken im Fuß zur Stabilisierung der Fußform.

4 Übungen zur Stabilisierung des Fußlängsgewölbes

Gezielte Übungen können helfen, das Fußlängsgewölbe zu stabilisieren und die Muskulatur zu kräftigen:

  1. Gewölbe bauen: Kräftigung der kurzen Fußmuskulatur durch das Zurückziehen der Zehengrundgelenke Richtung Ferse.
  2. Kräftigung der kurzen Fußmuskulatur: Üben mit einem Gymnastikband zur Stabilisierung des Längsgewölbes.
  3. Kräftigung der Tibialis-posterior-Sehne: Mit einem Gymnastikband, das seitlich am Fuß befestigt ist.
  4. Kräftigung der Wadenbeinmuskulatur: Übung mit einem Gymnastikband zur Unterstützung des Musculus peroneus longus.

Massage und Selbsthilfe

Neben Übungen können Massagetechniken und Selbsthilfemaßnahmen zur Linderung der Beschwerden beitragen:

  • Fußmassagen: Diese können die Durchblutung fördern und Verspannungen lösen.
  • Fußbäder: Warm-kalte Fußbäder regen die Durchblutung an und können Schwellungen reduzieren.
  • Selbsthilfe durch Sorgfalt: Achten Sie auf geeignetes Schuhwerk, vermeiden Sie langes Stehen.

Experten und Anlaufstellen für Betroffene

Bei gesundheitlichen Problemen rund um den Knick-Senkfuß gibt es verschiedene Anlaufstellen:

  1. Hausarzt: Die erste Anlaufstelle für Beschwerden und zur Überweisung an Spezialisten.
  2. Orthopäden: Spezialisten für die Diagnose und Therapie von Fußfehlstellungen.
  3. Physiotherapeuten: Diese bieten gezielte Übungen zur Stärkung und Stabilisierung des Fußes an.
  4. Orthopädieschuhmacher: Für die individuelle Anpassung von Einlagen und orthopädischen Schuhen.
  5. Kliniken für Fußchirurgie: Bei schweren Fällen, die einen operativen Eingriff erforderlich machen.

Fazit

Der Knick-Senkfuß ist eine häufige Fußfehlstellung, die unbehandelt zu erheblichen Beschwerden führen kann. Eine frühe Diagnose und geeignete Behandlung, sei es konservativ oder operativ, können die Lebensqualität der Betroffenen erheblich verbessern. Übungen, Massagen und Selbsthilfemaßnahmen ergänzen die Therapie und helfen, das Fußgewölbe zu stabilisieren und die Beschwerden zu lindern. Wenn Sie Beschwerden eines Knick-Senkfußes bei sich bemerken, zögern Sie nicht, einen Facharzt aufzusuchen und sich umfassend beraten zu lassen.

Über Volker Sutor

Volker Sutor ist seit über 25 Jahren als Physio- und Sporttherapeut (Msc.) tätig. Er ist Inhaber einer Gruppe von Therapiezentren im süddeutschen Raum (Gesundheitsrondell GmbH) und Mitbegründer des Fortbildungsunternehmens Digotor für orthopädische Medizin. Als Fachbuchautor hat er in verschiedenen Verlagen Bücher für Fach- und Laienpublikum veröffentlicht. Im Sport engagiert er sich im Profi-, Leistungs- und Freizeitbereich und ist als leitender Physiotherapeut für den Deutschen Schwimmverband tätig.

Wichtiger Hinweis: Die hier bereitgestellten Informationen dienen nur zu allgemeinen Informationszwecken und ersetzen nicht die professionelle Beratung und Behandlung durch einen Arzt. Bei Verdacht auf ernsthafte gesundheitliche Probleme oder bei anhaltenden Beschwerden sollten Sie immer einen Arzt aufsuchen.