Morbus Dupuytren ist eine Erkrankung, bei der sich das Bindegewebe der Handinnenfläche verhärtet und verkürzt. Dies führt zu Knotenbildung und Strangbildung unter der Haut, die die Finger nach und nach in eine gebogene Position ziehen (Beugekontraktur). Betroffen sind meist der Ring- und der kleine Finger. Die Erkrankung schreitet langsam voran und kann über Jahre hinweg die Beweglichkeit der Finger zunehmend einschränken.
Welche Folgen hat Morbus Dupuytren für die Handfunktion?
Eine der auffälligsten Folgen von Morbus Dupuytren ist die Einschränkung der Handfunktion. Durch die fortschreitende Verkürzung der Bindegewebsfasern wird die Streckfähigkeit der Finger zunehmend eingeschränkt. Dies führt dazu, dass Betroffene ihre Finger nicht mehr vollständig ausstrecken können. Besonders im fortgeschrittenen Stadium kann dies die Ausführung einfacher Alltagsaktivitäten, wie das Greifen oder Halten von Gegenständen, erheblich beeinträchtigen.
Die Einschränkung der Fingerstreckung tritt oft schleichend auf. Anfangs bemerken Patientinnen und Patienten möglicherweise nur eine leichte Verhärtung oder Knotenbildung in der Handinnenfläche. Mit der Zeit können sich diese Knoten zu Strängen entwickeln, die die Finger in eine dauerhaft gebeugte Position ziehen. Diese so entstehenden Beugekontrakturen können zu deutlichen Funktionseinschränkungen führen und die Hand in eine Krallenstellung zwingen.
Wie beeinflusst Morbus Dupuytren das tägliche Leben?
Im täglichen Leben kann Morbus Dupuytren erhebliche Herausforderungen mit sich bringen. Die eingeschränkte Beweglichkeit der Finger kann die Fähigkeit, alltägliche Aufgaben zu bewältigen, stark beeinträchtigen. Tätigkeiten wie das Öffnen einer Flasche, das Tippen auf einer Tastatur oder das Tragen von Taschen werden schwieriger und oft schmerzhaft. Dies kann zu Frustration und einem Gefühl der Hilflosigkeit führen, da Betroffene sich in ihrer Selbstständigkeit eingeschränkt fühlen.
Darüber hinaus kann Morbus Dupuytren auch Auswirkungen auf berufliche Tätigkeiten haben. Menschen, die in Berufen arbeiten, die eine hohe Fingerfertigkeit erfordern, wie Handwerker oder Musiker, können durch die Erkrankung in ihrer Arbeit stark eingeschränkt werden. Dies kann zu Arbeitsausfällen, verminderter Leistungsfähigkeit und in schweren Fällen sogar zu Berufsunfähigkeit führen.
Welche psychischen Auswirkungen kann Morbus Dupuytren haben?
Die körperlichen Einschränkungen und der Verlust der Handfunktion können auch psychische Auswirkungen haben. Viele Betroffene erleben eine emotionale Belastung durch die Erkrankung. Gefühle der Frustration, Angst und Depression sind keine Seltenheit. Die ständige Auseinandersetzung mit den Einschränkungen kann das Selbstwertgefühl beeinträchtigen und zu sozialem Rückzug führen.
Darüber hinaus kann die Angst vor dem Fortschreiten der Erkrankung und vor bevorstehenden Operationen zusätzliche psychische Belastungen mit sich bringen. Der Verlust der Fähigkeit, alltägliche Aufgaben selbstständig zu erledigen, kann zu einem Gefühl der Abhängigkeit von anderen führen, was das Selbstbild und die Lebensqualität weiter beeinträchtigt.
Wie sieht die langfristige Prognose für Patientinnen und Patienten mit Morbus Dupuytren aus?
Die langfristige Prognose bei Morbus Dupuytren ist variabel und hängt vom individuellen Verlauf sowie der gewählten Behandlung ab. Die Erkrankung ist chronisch und kann nicht geheilt werden. Ziel der Behandlung ist es daher, die Handfunktion zu verbessern und die Lebensqualität der Betroffenen zu erhöhen.
Je nach Schweregrad der Erkrankung können verschiedene Behandlungsmethoden zum Einsatz kommen. Im frühen Stadium können konservative Maßnahmen wie Physiotherapie und Dehnungsübungen helfen, die Beweglichkeit der Finger zu erhalten. In fortgeschrittenen Stadien sind chirurgische Eingriffe oft notwendig, um die Beugekontrakturen zu lösen und die Funktion der Hand wiederherzustellen.
Dennoch ist die Rezidivrate, also das Wiederauftreten der Erkrankung, auch nach chirurgischen Eingriffen hoch. Dies bedeutet, dass viele Patientinnen und Patienten im Laufe ihres Lebens mehrere Operationen benötigen, um die Handfunktion aufrechtzuerhalten. Trotz dieser Herausforderungen können geeignete Behandlungsstrategien und regelmäßige Nachsorge dazu beitragen, die Auswirkungen der Erkrankung zu minimieren und die Lebensqualität zu verbessern.
Welche Rolle spielt die genetische Veranlagung bei Morbus Dupuytren?
Die genetische Veranlagung spielt eine bedeutende Rolle bei der Entwicklung von Morbus Dupuytren. Studien haben gezeigt, dass die Erkrankung in Familien gehäuft auftritt und eine hohe Erblichkeit aufweist. Dies bedeutet, dass Personen mit einem betroffenen Elternteil oder Großelternteil ein erhöhtes Risiko haben, ebenfalls an Morbus Dupuytren zu erkranken.
Obwohl die genaue genetische Ursache noch nicht vollständig geklärt ist, wurden mehrere Genloci identifiziert, die mit der Erkrankung in Verbindung stehen. Diese genetischen Faktoren beeinflussen die Anfälligkeit für die Entwicklung der Knoten und Stränge in der Handinnenfläche und können den Verlauf der Erkrankung beeinflussen.
Morbus Dupuytren: Auswirkungen auf die Lebensqualität
Die vielfältigen Folgen von Morbus Dupuytren können die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen. Die Einschränkungen der Handfunktion können zu Schwierigkeiten im Alltag und bei der Ausübung beruflicher Tätigkeiten führen. Hinzu kommen die psychischen Belastungen durch die dauerhaften Einschränkungen und die Unsicherheit über den Krankheitsverlauf.
Das Verständnis der Erkrankung und die Kenntnis über die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten können Betroffenen jedoch helfen, besser mit den Auswirkungen umzugehen. Eine frühzeitige Diagnose und die geeignete Therapie können dazu beitragen, die Handfunktion zu erhalten und die Lebensqualität zu verbessern.
Anpassung und Bewältigungsstrategien bei Morbus Dupuytren
Für Menschen mit Morbus Dupuytren ist es wichtig, Strategien zu entwickeln, um die Herausforderungen im Alltag zu bewältigen. Dazu gehört die Anpassung der Lebensgewohnheiten, um die Belastung der Hände zu reduzieren. Ergotherapeutische Maßnahmen und Hilfsmittel können dabei unterstützen, die Handfunktion zu optimieren und die Selbstständigkeit zu bewahren.
Darüber hinaus kann der Austausch mit anderen Betroffenen und die Unterstützung durch Selbsthilfegruppen hilfreich sein. Gemeinsam können Strategien entwickelt und Erfahrungen ausgetauscht werden, um den Umgang mit der Erkrankung zu erleichtern.
Über Dr. Matthias Liebl
Dr. Matthias Liebl ist Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie mit umfassender klinischer Erfahrung. Nach seiner Ausbildung zum Rettungsassistenten studierte er Humanmedizin an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen und erlangte 2012 die Anerkennung als Facharzt. Er arbeitete zunächst als Oberarzt in einer Kreisklinik und wurde 2015 Chefarzt der Orthopädie und Unfallchirurgie eines städtischen Krankenhauses. Später praktizierte er drei Jahre in der eigenen orthopädischen Praxis in Nürnberg, aktuell ist er als Chefarzt in Südthüringen tätig. Dr. Liebl hat sich kontinuierlich weitergebildet und besitzt Zusatzbezeichnungen in Notfallmedizin, spezieller Unfallchirurgie und Röntgendiagnostik. Zudem ist er seit 2007 als leitender Notarzt aktiv.
Wichtiger Hinweis: Die hier bereitgestellten Informationen dienen nur zu allgemeinen Informationszwecken und ersetzen nicht die professionelle Beratung und Behandlung durch einen Arzt. Bei Verdacht auf ernsthafte gesundheitliche Probleme oder bei anhaltenden Beschwerden sollten Sie immer einen Arzt aufsuchen.