Der indische Physiker Mayukh Panja, der seit neun Jahren hierzulande lebt und arbeitet, sieht in Deutschland einen Staat im Niedergang. In einem emotionalen Post auf X hat sich Panja über die politische wie wirtschaftliche Entwicklung aufgeregt. Als er 2016 für die Promotion nach Deutschland gekommen sei, sei das Land eine Hochburg der Wissenschaft und Ingenieurwesens gewesen, schreibt er.
Kritik von Mayukh Panja: "Deutschland dezimierte sich selbst"
Weiter heißt es in dem Beitrag: "Und nun, innerhalb von neun Jahren, hatte ich die unglaubliche Gelegenheit, mitzuerleben, wie sich ein Industrieland, das kurz davor stand, eine große Supermacht zu werden, durch eine Reihe schlechter politischer Maßnahmen, die jeweils darauf abzielten, sich selbst noch weiter zu schwächen, systematisch selbst dezimierte." Sein X-Beitrag ist versehen mit einem Video einer Sprengung von einem Kühlturm im bayerischen Gundremmingen.
All diese "selbst kastrierenden" Richtlinien hätten einen gemeinsamen Nenner, schreibt Panja: "Sie wurden alle von einigen wenigen wohlhabenden Millennials aus der Großstadt vorangetrieben, die sich moralisch überlegen fühlen und dafür gelobt werden wollten, dass sie 'gute Menschen' sind."
So erklärt indischer Physiker seinen Wut-Beitrag auf X
Es sei verrückt, wie der Narzissmus einiger weniger ein ganzes Land zerstören kann. "Irgendwie tun mir die hart arbeitenden, ehrgeizigen Deutschen leid, insbesondere diejenigen, die hart gearbeitet haben, um das Land aufzubauen, und zusehen müssen, wie es von einem Haufen tugendhafter, selbstgefälliger Idioten ruiniert wird."
Im Gespräch mit der Zeitung "Welt" versucht Panja seine emotionalen Äußerungen einzuordnen: "Ein Tweet ist eine Momentaufnahme. Und keine absolute Wahrheit.“ Er wolle Deutschland auch nicht schlechtreden, lebe nach wie vor gerne hier. Aber die vergangenen Jahre hätten etwas verändert, so der Wissenschaftler. Tatsächlich befindet sich Deutschland seit 2022 in einer Rezession. Allein in der Autoindustrie sind im vergangenen Jahr mehr als 50.000 Arbeitsplätze weggefallen.
"Um Menschlichkeit zu ermöglichen, muss die Wirtschaft laufen"
Viele politische Entscheidungen, so findet Panja, würden in ein diffuses Links-Rechts- und Gut-Böse-Schema gepresst. Die Regierung unter Angela Merkel hatte nach der Fukushima-Katastrophe den Atomausstieg beschlossen. Er sagt: „Ich komme aus Indien. Für mich ist Atomenergie keine Frage von rechts oder links, sondern eine von sicherer Energie.“
Das Verhalten vieler Deutscher empfinde er als paradox, wie er der Zeitung erklärt: "Einige Rechte sagen, Immigranten arbeiten nicht hart genug und produzieren keine Werte. Aber wenn Migranten LAP Coffee gründen, werden die Filialen von Linken mit Farbbeuteln beschmissen, weil sie kapitalistisch sind."
Nach seinem Beitrag auf X sei Mayukh Panja auch von Linken beschimpft worden. Als er nach seiner Promotion zur Deutschen Bank gewechselt sei, hätten ehemalige Kollegen zu ihm gesagt, er wechsele jetzt auf die "böse Seite." Er erklärt: "In meiner Akademiker-Blase schien alles, was mit Geld zu tun hat, böse."
Aus seiner Sicht hätten die Deutschen Angst vor Risiko und Technik. „Ich empfinde es so, dass die meisten Dinge rein aus einer empathischen Perspektive betrachtet werden. Aber um Menschlichkeit zu ermöglichen, muss die Wirtschaft laufen“, sagt Mayukh Panja resümierend.