Russische Rakete trifft ungeschützte Soldaten - jetzt leitet Kiew Ermittlungen ein

Die ukrainische Ermittlungsbehörde SBI hat ein Verfahren eingeleitet, nachdem am Samstag eine russische Rakete in ein Dorf der Region Dnipropetrowsk traf. Dabei starben mehrere Soldaten und Zivilisten, die sich dort zu einer Auszeichnungsfeier versammelt hatten. 

Unter den Opfern war unter anderem der Bruder des ukrainischen Journalisten Dmytro Swatnenko, Wolodymyr. Er war ein Soldat der 35. Marinebrigade, wie der "Kyiv Independent" berichtet. "Er und seine Kameraden waren auf dem Exerzierplatz versammelt, um ausgezeichnet zu werden. Man hatte die Besten zusammengebracht", sagte Swatnenko.

Die SBI untersucht nun, ob die Sicherheitsvorkehrungen und Schutzmaßnahmen während des Luftangriffs eingehalten wurden.

Wurden Sicherheitsvorschriften missachtet?

Die Ermittler prüfen, ob Fehler bei der Organisation der Versammlung den Angriff begünstigt haben könnten. Nach ukrainischem Strafgesetzbuch wird Fahrlässigkeit im Militär unter Kriegsrecht besonders streng geahndet. 

Die 30. Marinekorps erklärte, dass die Rakete den zentralen Bereich eines Dorfes traf, in dem keine militärischen Einrichtungen vorhanden waren. Dadurch wurde eine ungeschützte Versammlung von Soldaten und Zivilisten zum Ziel des Angriffs. Einige Verantwortliche wurden bereits von ihren Posten suspendiert. 

Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine
Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine picture alliance / dts-Agentur

Wiederholte Fehler bei militärischen Versammlungen

Es ist nicht das erste Mal, dass eine militärische Auszeichnungsfeier Ziel eines russischen Angriffs wurde. Bereits am 3. November 2023 traf eine Rakete eine Zeremonie der 128. Gebirgsjägerbrigade in der Region Saporischschja und tötete mindestens 19 Soldaten. 

Präsident Wolodymyr Selenskyj kritisierte damals scharf, dass solche Tragödien vermeidbar seien. Auch im April kam es in der Stadt Sumy zu einem ähnlichen Angriff, bei dem viele Menschen ums Leben kamen.