Gartler aufgepasst: Im Garten ist noch Geduld gefragt

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Wenn der weiße Flieder eigentlich lila ist: Noch bis vergangene Woche hatten vielen blühenden Bäume eine Schneehaube auf. © Herold

Das Wechselspiel der Temperaturen konfrontiert besonders Hobbygärtner mit allerlei Problemen. Die Übergangszeit ist tückisch und verlangt im heimischen Garten ein umsichtiges Händchen. Wir haben bei Experten nachgefragt, was es zu Beginn der Obst- und Gemüsesaison zu beachten gilt.

Landkreis – „Der April macht, was er will.“ Selten war das Sprichwort so zutreffend wie in diesem Jahr. Wischten sich die Hobbygärtner im Landkreis erst kürzlich noch den Schweiß von der sonnenverwöhnten Stirn, schauten sie nur wenige Tage später mit dem Ofenrohr ins tief verschneite Gebirge. Sachkundige mahnen im heimischen Garten zu Vorsicht und Zurückhaltung.

Noch lauern die Eisheiligen

„Es ist ja alles drei Wochen zu früh dran“, sagt Franz Panholzer vom Obst- und Gartenbauverein in Antdorf vor dem Wintereinbruch. Doch auch jetzt ins Grüne zu stürmen, um übereifrig Gemüse zu säen, könnte „sehr zäh“ werden, prognostizierte er und verwies – obgleich der wieder wärmeren Temperaturen vergangenes Wochenende – auf die noch immer gegenwärtige Gefahr von Boden- und Nachtfrost. Auch die besonders bei Hobbygärtnern gefürchteten Eisheiligen stehen noch aus. Und bis Pankratius, Servatius und Co. den Pflanzenfreunden in die Gärten schneien, vergehen schließlich noch mehr als zwei Wochen. Überstürzt zu den Samentütchen zu greifen, ist Panholzer zufolge deshalb keine sonderlich gute Idee. Erst Anfang Mai, wenn der Wetterbericht 14 Tage im Voraus keine Hiobsbotschaften mehr verkündet, sei es vertretbar, allmählich größere Gartenprojekte anzupacken und zu den empfindlicheren Pflänzchen zu greifen.

Wer es bis dahin überhaupt nicht mehr erwarten kann, dem empfiehlt Panholzer bewährte Frühjahrsklassiker wie Kohlrabi und Kopfsalat. Beide seien auch im Frühbeet gern gesehene Gäste. Ansonsten schlägt er vor, sich zunächst besser den Vorbereitungen zu widmen und zählt mit „Umgraben, Beetplanung und Vordüngen“ Maßnahmen auf, die den geneigten Gemüsefreund wohl nur bedingt in Ekstase versetzen, für ein erfolgreiches Gartenjahr allerdings ebenso obligatorisch sind wie das heiß ersehnte Aussäen.

Kopfsalat geht schon

Eine ähnliche Ansicht vertritt auch Thomas Leinauer. Der Vorstand des Peitinger Obst- und Gartenbauvereins kennt das alljährliche Spiel: „Darf ich schon, kann ich schon?“ Die gewohnte Ungeduld der Hobbygärtner ist natürlich auch zu ihm durchgedrungen. Vor dem Wintereinbruch hatte er Ungeduldigen nur das Pflanzen von vergleichsweise widerstandsfähigen Gewächsen wie dem bereits erwähnten Kopfsalat ans Herz gelegt. Dieser halte für gewöhnlich auch leichten Frost aus.

Notfalls könne man ein klein wenig nachhelfen und die Pflanzen mit Vlies abdecken. Wie Franz Panholzer rät auch Thomas Leinauer alternativ zu sämtlichen strapazierfähigen Kohlarten. Für ein wenig Abwechslung in der Übergangszeit hält er ferner das Setzen von Steckzwiebeln für ratsam. Darüber hinaus müsse man sich jedoch noch in Geduld üben und Vernunft walten lassen. „Man kann nichts erzwingen“, appelliert Leinauer an die Hobbygärtner.

Bangen um die Obstbäume

Der Temperatursturz hat allerdings auch den Fachmännern Sorge bereitet. Besonders hinsichtlich der vielerorts in prachtvoller Blüte stehenden Obstbäume herrscht banges Abwarten. Kehrt der Frost zurück, „nützt selbst die schönste Blüte nichts“, gibt der Vorstand des Peitinger Gartenbauvereins zu bedenken. Schließlich gefährde Blütenfrost den saisonalen Ernteertrag. Bei den nasskalten Bedingungen waren zudem deutlich weniger Insekten aktiv, was folglich die Bestäubung erschwere.

Für wenig empfehlenswert erachten die Experten im Übrigen das dauerhafte Rein- und Raustragen von Balkonblumen und Topfpflanzen. „Das tut auch nicht gut“, waren sich die beiden einig. Denn draußen sei es oftmals noch zu kalt, während in der Wohnung das nötige Licht fehle.

Ein Grad mehr oder weniger kann entscheidend sein

Auf die Frage, wie sie die abrupte Rückkehr des Winters Mitte April einordnet, kann Heike Grosser, Kreisfachberaterin für Gartenbau und Landschaftspflege, keine eindeutige Antwort liefern. „Unterschiedlich“, sagt sie. „Kleinklimatische Lagen“ erschweren es ihr, eine für den gesamten Landkreis geltende Aussage zu treffen. „Das ist eben das Alpenvorland“, seufzt Grosser.

Klar ist aber: „Nur wenige Sorten schaffen es bis minus vier Grad.“ Ob die Pflanzen Schäden davontragen, hängt zudem von der Art ab. „Ein Grad mehr oder weniger“ kann dabei schnell den Unterschied machen – vor alllem im frühen Blütenstadium, erklärt sie. „Ein paar Sorten warten noch immer geduldig und blühen noch gar nicht“, merkt Grosser an. Spürbar später dran ist die Vegetation in den höher gelegenen Gemeinden. Folglich wäre Heike Grosser selbst über ein Szenario, bei dem die Ernte in Weilheim einen herben Dämpfer einstecken muss, während in Ingenried prachtvolle Pfirsiche gedeihen, nur wenig überrascht.

Zeitlich versetzte Blüte ist ideal

Von Panikmacherei hält die Fachberaterin allerdings wenig. Dass es heuer Obst geben wird, davon ist Grosser überzeugt. Vieles hänge aber schlichtweg von „individuellen Faktoren“ ab. Ein nur wenig ertragreiches Vorjahr sei gelegentlich sogar hilfreich, um im Folgejahr widerstandsfähigere Knospen auszubilden, macht sie besorgten Hobbygärtnern Hoffnung. Einen Vorteil hätten die im Erwerbsanbau weniger gefragten, weil zeitlich versetzt blühenden Sorten. Hier raffe der Frost im schlimmsten Fall nur einen Teil des potenziellen Ertrags dahin.

Dass das Wetter vergangene Woche nur wenige tierische Bestäuber ins Freie lockt, verfolgt aber auch Grosser mit Sorge. Einzelne wagemutige Insekten krabbeln zwar bereits bei den ersten Sonnenstrahlen aus ihrem Unterschlupf hervor, ihre geringe Zahl reicht aber „bei weitem nicht“, bedauert sie.

Dem Gartenfreund blieben letztlich nur „Mini-Maßnahmen“, um seine Pflanzen vor der Kälte zu bewahren, so Grosser. „Eine Decke vor dem Birnenspalier“ beispielsweise. Andernfalls könne man mit kleinen Fackeln nachhelfen. „Das steht aber meist in keinem Verhältnis zu den Kosten“, ergänzt die Expertin. Wer sich gerne auf der sicheren Seite wähnt, der greift laut Grosser lieber zu spätblühenden Arten.

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