Kommentar zum Baumschutz in Weilheim: Ein tiefer Graben im Stadtrat

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Nur ein Beispiel für einen stattlichen Baum in Weilheim, der in jüngster Zeit für einen Neubau gefällt wurde – in diesem Fall auf dem Grundstück zwischen Münchener Straße und Bahnhofgasse, auf dem das Bürgerheim Wohnungen für Senioren und Mitarbeiter errichtet. © Gronau

Mit hauchdünner Mehrheit lehnte Weilheims Stadtrat in der jüngsten Sitzung den Erlass einer Baumschutzverordnung ab. Also hier die Baumfreunde, dort die Herzlosen? Dazu ein Kommentar.

Weilheim – Nach einer emotionalen und leidenschaftlichen Debatte hat Weilheims Stadtrat vergangenen Donnerstagabend den Erlass einer Baumschutzverordnung abgelehnt. Die „Bürger für Weilheim“ (BfW) sowie CSU/FDP stimmten geschlossen gegen eine solche Satzung, alle anderen anwesenden Ratsmitglieder votierten dafür (also Grüne, FW, SPD, ÖDP und „Weilheim Miteinander“). Anlass der Diskussion war ein Antrag der beiden Stadträtinnen der Freien Wähler (FW): Sie hatten nach einer aufsehenerregenden und viel kritisierten Baumfällung am Bärenmühlweg (wir berichteten) gefordert, die Stadt müsse prüfen, „wie der Baumbestand im Weilheimer Stadtgebiet zu schützen wäre, um weitere vermeidbare Baumfällungen zukünftig zu verhindern“.

Zur Entscheidung im Weilheimer Stadtrat ein Kommentar von Tagblatt-Redakteur Magnus Reitinger:

Hier die Baumfreunde, dort die Herzlosen?

In der Frage, ob Weilheim eine Baumschutzverordnung braucht, zieht sich ein Graben durch den Stadtrat. Geschlossen lehnen BfW und CSU/FDP eine solche ab und standen damit am Donnerstag wie eine Phalanx gegen alle anderen anwesenden Ratsmitglieder. Also hier die Baumfreunde und dort die Herzlosen, die Bäume leichtfertig opfern? Nein, so simpel ist die Wirklichkeit nicht. Vielen im Weilheimer Stadtrat, quer durch die Fraktionen, ist Baumschutz ein Anliegen; das zeigen oft engagierte Debatten und manchmal auch unbequeme und teure Entscheidungen. Uneins ist man nicht über den Wert der Bäume, sondern in der Frage, wie man sie sinnvoll schützen kann.

Tatsächlich gibt es gute Gründe sowohl für als auch gegen eine Baumschutzverordnung. Doch nicht alle Argumente, die BfW und CSU ins Feld führen, sind gut und richtig. Wer schlicht darauf verweist, wie grün die Stadt im Blick vom Gögerl doch sei, negiert, dass auch in Weilheim zu viele Bäume ohne Not gefällt werden – um maximal bauen zu können oder weil sie Arbeit machen und ab und an Geld kosten. Oder auch, weil Erben, die selbst anderswo leben, nicht den Wert von Bäumen spüren, die auf ihrem Grund stehen, sondern nur dessen Geldwert sehen.

Auch „zu viel Bürokratie“ ist ein dünnes Argument – da gibt es schlimmere Auflagen für weniger Wichtiges. Vor allem aber irritiert die Furcht, mit einer Baumschutzverordnung würde kein Baum mehr alt. So kam es in keinem Ort, wo man diesen Weg ging. Und hinter dieser Sorge steckt ein unschönes Misstrauen. Weilheims Baumbesitzer sollten jetzt zeigen, dass sie so nicht sind – auch ohne Verordnung.

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