Nach F-16-Lieferung: Überschreitet die Ukraine weitere „rote Linie”?

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Ein Kampfflugzeug des Typs F-16 im Flug vor einem blauen Himmel. © IMAGO/Mischa Keijser/Westend61

Die Ukraine erhält die ersten F-16-Kampfflugzeuge. Russische Militärbloggern schmälern die Bedeutung der Maschine und untergraben damit Moskaus Warnungen zu „roten Linien“.

Kiew – Seit Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine vor fast 900 Tagen sprach der Kreml immer wieder von „roten Linien“. Dies galt auch für die Lieferung der F-16-Kampfjets. Doch sind die ersten Flugzeuge offenbar in der Ukraine eingetroffen und der Kreml gibt sich unbeeindruckt. Die Maschinen würden „keinen wesentlichen Einfluss auf die Ereignisse an der Front haben“, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow. Auch russische Militärblogger äußerten sich ähnlich. Kriegsexperten vermuten dahinter Kalkül.

F-16-Kampfjet-Liederung: Russlands rote Linien – „Westen dazu zu bringen, keine Militärhilfe zu leisten“

Bis zum ersten effektiven Einsatz der F-16-Kampfjets kann es laut Experten zwar noch mehrere Monate dauern. Dann jedoch stärkt die Maschine die ukrainische Luftverteidigung. Für den Kreml ändert die Lieferung eigenen Angaben zufolge nichts: Die F-16-Jets würden nach und nach „abgeschossen“, erklärte Kreml-Sprecher Peskow vergangene Woche. Russische Militärblogger reagierten ähnlich auf die Meldungen über die Lieferung der ersten F-16. Westliche Medien würden die Bedeutung des Kampfflugzeugs „übertrieben darstellen, um von Misserfolgen auf dem Schlachtfeld abzulenken“, analysierten die US-Kriegsexperten des Institute for the Study of War (ISW) das Urteil der russischen Blogger in ihrem Bericht vom Sonntag (4. August).

Die pro-nationalen Blogger versuchen mit diesen Äußerungen, die potenziellen Auswirkungen der F-16-Kampfjets „auf dem Schlachtfeld herunterzuspielen – und untergruben damit direkt die russischen Informationsmaßnahmen, mit denen die Lieferung der F-16 und anderer westlicher Waffensysteme als unüberwindbare ‚rote Linie‘ dargestellt werden sollte“, so die ISW-Analyse weiter. Damit wurde das eigentliche Kalkül Moskaus aus Sicht der US-Kriegsexperten deutlich: „Russland hat [...] wiederholt bewiesen, dass die Berufung auf vermeintliche ‚rote Linien‘ eine reflexartige Kontrolltechnik ist, die den Westen dazu zwingen soll, von sich aus keine weitere militärische Hilfe für die Ukraine zu leisten“, urteilt das ISW.

Drohungen aus Russland bei Überschreitung der „roten Linien“: „Asymmetrische Antwort“

Im Staatsfernsehen und von Putin-Sprechern, Vertrauten und dem Kremlchef selbst wurden die „roten Linien“ und entsprechende Drohungen bei ihrer Überschreitung immer wieder öffentlich diskutiert. Der russische Präsident Wladimir Putin warnte, dass die Überschreitung zu einer „asymmetrischen Antwort“ Russlands führen würde. Etwa, wenn aus dem Westen gelieferte Waffen auf russischem Staatsgebiet verwendet würden.

Der Westen und die Ukraine haben die von Moskau definierten „roten Linien“ seit Beginn des Ukraine-Kieges bereits mehrfach überschritten.

Storm Shadows in der Ukraine: Weitere rote Line von Russland mit der Lieferung der F-16-Kampfjets überschritten?

Dazu zählt beispielsweise generell die Lieferung von westlichen Waffensystemen in die Ukraine, im Speziellen von Langstreckenraketen des Typs Storm Shadow, westlichen Panzern oder US-ATACMS-Langstreckenraketen. Eine nennenswerte Reaktion Russlands bliebt dazu aus. Laut Kommentaren russischer Militärblogger werde sich das auch bei der russischen Reaktion auf die F-16-Kampfjets bewahrheiten, schätzen die ISW-Kriegsexperten.

Der Westen versucht seinerseits, mit langen Diskussionen über Waffenlieferungen sowie in der „tröpfchenweisen“ Lieferung von Waffen, verteilt auf mehrere Länder, die Überschreitung dieser „roten Linien“ weniger signifikant wirken zu lassen. Nun steht eine weitere zur Debatte: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj forderte unlängst die Erweiterung der Verwendung westlicher Waffen für militärische Ziele auf russischem Staatsgebiet.

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