Von der Front ins Frühstück: Die überraschende Geschichte des Vitamin C

In einem aktuellen Insta-Post gehen die "Faktenchecker" der wissenschaftlichen Aufklärer von Cochrane gerade dem Mythos nach, ob Vitamin C gegen Erkältungen hilft - denn jeder kennt die Behauptung, dass Vitamin C Erkältungen vorbeugen soll. Studien widerlegen das jedoch klar. 

Aber woher stammt dieser Mythos eigentlich? Die Wissenschaftler lüften einen interessanten Hintergrund: "Maßgeblich beteiligt daran waren die Nationalsozialisten. Sie waren besessen vom Glauben an Vitamin-Zusätze, besonders von Vitamin C. 

An der Front und in der Allgemeinbevölkerung wurde es verteilt – in der Hoffnung, die Gesundheit zu stärken. Sie bestellten tonnenweise synthetisches Vitamin C und schufen damit einen Massenmarkt, obwohl sogar damals schon Ärzte und Mitarbeiter in der Pharmaindustrie den Nutzen teils anzweifelten.

Uwe Knop ist Diplom-Ernährungswissenschaftler, Buchautor, und Referent für Vorträge bei Fachverbänden, Unternehmen und auf Ärztefortbildungen. Er ist Teil unseres EXPERTS Circle. Die Inhalte stellen seine persönliche Auffassung auf Basis seiner individuellen Expertise dar.

Wozu ist Vitamin C im menschlichen Körper wichtig?

Es ist essenziell für den Aufbau von Bindegewebe (Kollagen), Knochen und Zähnen. Außerdem wirkt es als Antioxidans, das schädliche freie Radikale abfängt und so die Zellen schützt. Es unterstützt zudem die Wundheilung und stärkt das Immunsystem. 

Besonders reichhaltig sind Hagebutten, Sanddorn, schwarze Johannisbeeren und Acerola. Auch viele gängige Obst- und Gemüsesorten wie Paprika, Grünkohl, Rosenkohl, Brokkoli, Zitrusfrüchte und Erdbeeren sind gute Quellen.

Welche Lebensmittel enthalten viel Vitamin C? Dazu soll auch Wurst gehören, stimmt das?

Besonders reichhaltige natürliche Quellen sind Hagebutten, Sanddorn, schwarze Johannisbeeren und Acerola. Auch viele gängige Obst- und Gemüsesorten wie Paprika, Grünkohl, Rosenkohl, Brokkoli, Zitrusfrüchte und Erdbeeren. 

Hinzu kommen tatsächlich auch einige Wurstwaren (wie Salami oder Leberkäse) können einen hohen Gehalt an Vitamin C aufweisen, weil Ascorbinsäure (Vitamin C) als Zusatzstoff (E 300) beigemischt wird. Das dient oft der Farberhaltung oder als Antioxidans. Salami kann theoretisch mehr Vitamin C enthalten als Äpfel (z.B. 50 mg/100g Salami vs. 12 mg/100g Apfel), aber dies kommt dann vom Zusatzstoff.

Muss man sich in Deutschland Sorgen machen, man hätte einen Vitamin C-Mangel oder Überdosierung?

Grundsätzlich nicht. Ein klinisch relevanter Mangel (Skorbut) ist in Deutschland äußerst selten. Moderne Ernährung und zugesetzte Ascorbinsäure machen ihn extrem unwahrscheinlich. Die Nationale Verzehrstudie II zeigte jedoch, dass jeder Dritte die empfohlene Tageszufuhr nicht erreicht, was zu suboptimalen Werten führen kann, aber nicht zwangsläufig zu tatsächllchen Problemen - denn Durchschnittswerte sagen nicht viel aus.

Ein leichter (subklinischer) Vitamin-C-Mangel äußert sich oft durch unspezifische Symptome, die leicht mit anderen Beschwerden verwechselt werden können. Hier sind die häufigsten frühen Anzeichen eines Vitamin-C-Mangels:

Frühe und unspezifische Symptome

  1. Müdigkeit und Erschöpfung: Dies ist oft das erste Anzeichen, da Vitamin C eine wichtige Rolle im Energiestoffwechsel und bei der Reduzierung von Ermüdung spielt.
  2. Leistungsabfall und Schwächegefühl: Eine generelle Abnahme der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit.
  3. Erhöhte Infektanfälligkeit: Das Immunsystem ist geschwächt, wodurch man anfälliger für Erkältungen und Infekte wird.
  4. Schlechte Wundheilung: Da Vitamin C für die Bildung von Kollagen – einem essenziellen Bestandteil des Bindegewebes – notwendig ist, heilen Schnitte und Wunden langsamer.
  5. Gelenk- und Gliederschmerzen: Kann als Folge einer gestörten Kollagensynthese in Gelenken und Muskeln auftreten.
  6. Hautveränderungen: Manchmal äußert sich der Mangel durch trockene, raue Haut, oder eine stärkere Neigung zu blauen Flecken (Blutergüssen).
  7. Psychische Beschwerden: In manchen Fällen können auch depressive Verstimmungen, Reizbarkeit oder allgemeine Unpässlichkeit auftreten.

Im Zweifel, welche Ursachen ihren Beschwerden zugrunde liegen. lassen Sie sicherheitshalber auch den Vitamin C-Spiegel beim Arzt messen.

Am anderen Ende der Skala droht auch keine Gefahr: Eine Überdosierung über die Nahrung ist fast ausgeschlossen, da das Vitamin wasserlöslich ist und Überschüsse ausgeschieden werden. Die sichere Obergrenze liegt bei 2.000 Milligramm (2 Gramm) pro Tag. Bei Mengen über 2g können Magen-Darm-Beschwerden (Übelkeit, Durchfall, Magenkrämpfe) auftreten und sich das Risiko für Nierensteine erhöhen, besonders bei Veranlagung.

Was hat es mit dem "Seefahrermythos" und Vitamin C auf sich?

Der Mythos bezieht sich auf die Krankheit Skorbut, die bei langen Seereisen im 16. bis 18. Jahrhundert wegen der mangelhaften Ernährung (kein frisches Obst/Gemüse) zum Tod vieler Seeleute führte. 1747 fand der britische Arzt James Lind heraus, dass Zitrusfrüchte (reich an Vitamin C) die Krankheit heilen und verhindern konnten. Es gilt als der klassische Beweis für die Bedeutung des Vitamins.

  • Uwe Knop

    Bildquelle: Uwe Knop

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