Ärzte, Flughäfen, Nahverkehr: Deutschland vor dem Streik-Kollaps – und eine weitere Gruppe ist unberechenbar
An vier Tagen in dieser Woche sind in Deutschland Streiks und Proteste geplant: an Unikliniken, Flughäfen, im Nahverkehr sowie auf Autobahnen. Millionen Menschen sind betroffen.
Berlin – Streiks wohin das Auge reicht: Verdi ruft zum bundesweiten Warnstreik an Flughäfen auf, Ärzte legen an zahlreichen Unikliniken die Arbeit nieder und auch im Nahverkehr steht ein Arbeitskampf bevor. Dem nicht genug wollen auch die Bauern wieder protestieren – diesmal an Autobahnauffahrten. Einen Überblick über die Streiktage, die möglichen Auswirkungen und wie Verbraucher das Schlimmste umschiffen.
Ärzte streiken an über 20 Universitätskliniken – „Halbtot in Weiß“
Ärzte und Ärztinnen wollen am Dienstag an über 20 Universitätskliniken bundesweit streiken. „Halbtot in Weiß“, lautete einer der Slogans, die auf Plakaten der Kundgebung in Hannover zu sehen waren. Ein anderes Transparent fragte: „Was ist euch eure Gesundheit wert?“. Hintergrund der Arbeitsniederlegung: Bislang blieben die drei Verhandlungsrunden mit der Tarifgemeinschaft deutscher Länder über eine Tariferhöhung für 20.000 Mediziner an Unikliniken erfolglos. Auch Zuschläge für Nacht-, Wochenend- und Feiertagsschichten fordern die Mediziner. Die Folgen des Streiks für Verbraucher: Nicht dringliche Operationen können verschoben werden. Notfälle und lebenswichtige Behandlungen seien aber gewährleistet, hieß es.
Wann?
Dienstag (30. Januar): Ganztags
Unberechenbare Proteste: Bauern legten spontan Hamburger Hafen lahm – jetzt die Autobahnauffahrten
Auch die Bauernproteste haben wieder Folgen: Landwirte wollen am Mittwoch bundesweit an Autobahnauffahrten erneut gegen die Sparpolitik der Regierung demonstrieren. In Bayern seien die Proteste für die Zeit zwischen 9 und 15 Uhr geplant, hieß es. Damit sollen die Auffahrten auf die Autobahnen zeitweise blockiert werden, die Ausfahrten sollen jedoch offenbleiben. Allein im Landkreis München sind Kundgebungen an 18 Auffahrten angemeldet, wie das Landratsamt mitteilte. Unmittelbarer Anlass der Proteste der Bauern ist der Plan der Ampel-Koalition, die Zuschüsse für Agrardiesel innerhalb von drei Jahren stufenweise abzuschaffen. Dass diese Gruppe unberechenbar ist, zeigen die jüngsten Ereignisse in Hamburg: Dort haben Bauern ohne Vorankündigung spontan den Hafen blockiert.
Wann?
Mittwoch (31. Januar) zwischen 9 Uhr und 15 Uhr
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Streik des Luftsicherheitspersonals: Diese Flughäfen sind voraussichtlich betroffen
Die Gewerkschaft Verdi ruft am Donnerstag zu bundesweiten Streiks an Flughäfen auf. Die Beschäftigten in der Luftsicherheit sollen ab dem frühen Morgen bis Mitternacht die Arbeit niederlegen. Das geht aus einem Bericht des Hessischen Rundfunks hervor, Verdi selbst will sich am späten Dienstagnachmittag dazu äußern. Hintergrund der Streiks sind die zuletzt zähen Verhandlungen zwischen der Gewerkschaft und dem Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen BDLS.
Die Konsequenzen für Verbraucher werden voraussichtlich stark zu spüren sein. Denn ohne die Streikenden ist kein Betrieb der Sicherheitsbereiche möglich, wo normalerweise Gepäck und Passagiere Sicherheitschecks durchlaufen. Womöglich könnte der Flugverkehr an manchen deutschen Flughäfen komplett zum Erliegen kommen. Einschränkungen sind in jedem Fall zu spüren. Betroffen sein sollen laut der Nachrichtenagentur Reuters, insbesondere die Flughäfen Hamburg, Hannover, Berlin, Köln-Bonn, Leipzig, Dresden, Erfurt, Stuttgart und Karlsruhe/Baden-Baden. Verbraucher, die am Donnerstag eine Reise gebucht haben, müssen viel Geduld mitbringen.
Wann?
Donnerstag (1. Februar): Früher Morgen bis Mitternacht
Wer ein flexibel umbuchbares Flugticket hat, sollte dieses auf einen anderen Tag umbuchen, um Ärger zu vermeiden. Wie die Verbraucherzentrale mitteilt, sind verpasste Reisen aufgrund von Verzögerungen bei der Sicherheitskontrolle ein Sonderfall. Denn die Sicherheitschecks obliegen der Bundespolizei, Ansprüche müssen Verbraucher daher gegenüber dem Staat geltend machen. In manchen Fällen können jedoch auch Ansprüche gegenüber der Airline bestehen, so die Verbraucherschützer.

Streik im kommunalen Nahverkehr in 80 Städten in Deutschland – aber nicht in Bayern
Und nochmal trommelt die Gewerkschaft Verdi in dieser Woche zum Arbeitskampf, diesmal im öffentlichen Personen-Nahverkehr (ÖPNV). Kurz nachdem der Streik der Lokführer abgewendet wurde, kommt es nun bei Bussen, U-Bahnen und Bahnen im Nahverkehr zu Ausfällen. Die anstehende Tarifrunde betrifft über 130 kommunale Unternehmen und insgesamt rund 90.000 Beschäftigte. In rund 80 Städten und fast allen Bundesländern legen die Beschäftigten im kommunalen Nahverkehr am Freitag ihre Arbeit nieder. Menschen in Bayern können indes aufatmen: Es ist das einzige Bundesland, das nicht von dem Streik betroffen ist.
Wann?
Freitag (2. Februar), vermutlich ganztags (in allen Bundesländern außer Bayern)
Die Gewerkschaft fordert vor allem bessere Arbeitsbedingungen. „Wir fordern zum Beispiel in einigen Tarifen die Absenkung der Wochenarbeitszeit bei vollem Lohnausgleich, es geht da um die 35-Stunden-Woche“, sagte die stellvertretende Verdi-Vorsitzende Christine Behle in Berlin. Die Auswirkungen sind riesig: Millionen Menschen in Deutschland werden Schätzungen zufolge betroffen sein. Wer aus dem Homeoffice arbeiten oder Besorgungen aufschieben kann, sollte diese Möglichkeit am Freitag ergreifen, um den größten Ärger zu vermeiden.