Baumfällungen bei bekannter Villa am Starnberger See sorgen für Aufregung

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Baumfällungen bei bekannter Villa am Starnberger See sorgen für Aufregung – „Nicht mehr nachvollziehbar“

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Wieder beschäftigen Baumfällungen Seeshaupt: Auf dem Grundstück der verstorbenen Stifterin Renate von Le Suire soll ein angeblicher „Kahlschlag“ durchgeführt werden. Der Stiftungsvorstand widerspricht.

Seeshaupt– Wenn der Seeshaupter Bildhauer Michael von Brentano aus seinem Atelierfenster schaut, ist er entsetzt. Seit einigen Wochen – so berichtet er in einer Mail an die Heimatzeitung – seien auf dem Nachbargrundstück an der Baumschulenstraße „Arbeiten zugange, die nicht nur uns direkte Anwohner irritieren“.

Erst „sauber machen“, dann verkaufen: Das Grundstück mit Villa der Stifterin Renate von Le Suire wird aktuell von der Vegetation befreit. Manche fürchten einen Kahlschlag.
Erst „sauber machen“, dann verkaufen: Das Grundstück mit Villa der Stifterin Renate von Le Suire wird aktuell von der Vegetation befreit. Manche fürchten einen Kahlschlag. © Veronika Mahnkopf

Anwohner kritisiert: Arbeiten seien „nicht mehr nachvollziehbar“

Das Grundstück samt Villa hat bis zu ihrem Tod Renate von Le Suire gehört. In ihrem Testament hat sie beides, ein weiteres Grundstück sowie einen beträchtlichen Teil ihres restlichen Vermögens einer nach ihr benannten Stiftung vermacht. Und die „macht auf dem gut 5000 Quadratmeter großen Grundstück ein bisschen sauber“, wie der Stiftungsvorsitzende Michael Böcker auf Nachfrage erklärt.

Laut von Brentano heißt das: Baumfällarbeiten bis an den Rand des Grundstücks. Ein Bagger habe außerdem die „Bodenvegetation nahezu komplett bis zum nackten Erdboden entfernt“. Dass das Haus als Erhaltungsmaßnahme zunächst von Wildwuchs befreit worden sei, leuchte ihm völlig ein. Doch die danach folgenden Arbeiten seien „nicht mehr nachvollziehbar“.

Wildwuchs als „Teil des Projekts“

Von Brentano meint: Die Maßnahmen seien nicht im Sinne der Stifterin, die das Haus und den Grund als „besonders wertvollen Ort“ ansah, „an dem sie ihre Vorstellung von Natur- und Umweltschutz umsetzen konnte“. Wildwuchs sei für Renate von Le Suire „Teil des Projekts“ gewesen. Und „jeder weiß, dass in den Bäumen seltene Fledermäuse, Waldkäuzchen und der Grünspecht leben“.

Ich kann das Grundstück nicht so stehen lassen, nur weil ein paar Vögel darin wohnen.

Von Brentano meint zudem: Sei das Grundstück nicht Teil des Landschaftsschutzgebietes? Im Bebauungsplan sei es so ausgewiesen, mit zu erhaltendem Baumbestand. Auf einer Karte des Umweltamtes hingegen sei an dieser Stelle kein Landschaftsschutzgebiet vermerkt. Was denn nun gelte, will von Brentano von Seeshaupts Bürgermeister Fritz Egold, der die Mail auch erhalten hat, wissen. Der kann für Klarheit sorgen. „Das ist ein Fehler im Bebauungsplan“, so Egold. Das Grundstück liege nicht im Landschaftsschutzgebiet, es gelte der im Bebauungsplan festgelegte Baumschutz – und „dieser wurde eingehalten“.

Stiftungsvorstand: „Haben Bäume gefällt, die das Grundstück völlig verschattet haben“

Das sagt auch Michael Böcker vom Stiftungsvorstand. „Wir haben die Bäume gefällt, die das Grundstück völlig verschattet haben.“ Ziel sei es, Grundstück und Villa vorzeigbar zu machen – für mögliche Kaufinteressenten. „Wir wollen Geld für die Öffentlichkeit hereinbekommen“, so Böcker. Wie berichtet, hat die Stiftung der Gemeinde bereits eine Millionensumme für ihre dringend anstehenden Projekte Feuerwehrhaus, Bauhof und Schulkinderbetreuung zugesagt.

Vom Verkauf von Villa und Grund profitiere letztlich durch so finanzierte gemeinnützige Projekte wieder Seeshaupt, sagt Böcker. Daher suche man einen bis zwei Käufer, die dort etwas bauen, „was in die Gegend passt“. Dafür wird nicht das ganze Grundstück gerodet, versichert Böcker. Aber: „Ich kann das Grundstück nicht so stehen lassen, nur weil ein paar Vögel darin wohnen.“