Das Weilheimer Krippenmuseum zeigt außergewöhnliche Exponate aus der ganzen Welt. Sogar Don Camillo mischt sich unter die Figuren.
Betritt man das Weilheimer Krippenmuseum, eröffnet sich von einem Moment zum anderen eine völlig neue Welt. Gleich im Erdgeschoss empfängt den Besucher eine riesige Krippe aus Frankreich mit 140 Figuren (siehe Kasten). Hier wird nicht nur die Szene der Geburt dargestellt, sondern ein ganzes Dorfleben. Besonderer Gag: Don Camillo – die Hauptfigur der gleichnamigen Filmkomödie aus den 50er Jahren – mischt sich grinsend unters Volk. „Ergattert wurde sie vom Tegernseer Krippenverein“, so Thomas Bögl, der gemeinsam mit seinem Vater das Museum aufgebaut hat.
„Wir haben das Gebäude im Jahr 2018 unter Denkmalschutz-Richtlinien hergerichtet und sind fast Klimaneutral durch Photovoltaik und Wassertank", erklärt Bögl. Und das ohne jegliche finanzielle Unterstützung. „Es ist ein rein privates Museum.“ Ein Herzensprojekt, das merkt man dem passionierten Krippenbauer an, der nach eigenen Angaben auch im Urlaub und in den Sommerferien Ideen für neue Abbildungen entwickelt. So habe er beispielsweise beim Rückflug von den Kanaren Flora und Fauna im Gepäck gehabt, erzählt er schmunzelnd. „Natürlich wurde ich am Flughafen kontrolliert und der Zöllner hat mich immer wieder ungläubig angeschaut.“ Doch als Bögl den Hintergrund für sein ungewöhnliches Mitbringsel erklärte, sei der spanische Sicherheitsmann sofort besänftigt gewesen.
Internationale Krippenausstellung
Nachdem vor Kurzem zwei große Krippen aus Afrika den Weg in das oberbayerische Museum fanden, erfuhr es nun eine weitere Bereicherung. Manfred und Tom Bögl erhielten als Leihgabe des „Krippenverein Tegernseer Tal“ eine große, 140 Figuren umfassende provenzalische Krippe. Das Ehepaar Waltraud und Heinz Freiberger hatte diese im Laufe von mehreren Jahrzehnten aufgebaut und schließlich dem Tegernseer Verein geschenkt. Da sie derzeit dort nicht der Öffentlichkeit präsentiert werden kann, erhielt sie in Weilheim für die nächsten Jahre eine neue Heimat. Und diese Krippe ist so ganz anders als unsere heimatlichen. Das Geburtsgeschehen rückt in den Hintergrund, bestimmt wird die Szenerie durch die Darstellung des Volkslebens. Die sich über mehrere Quadratmeter erstreckende „Freiberger-Krippe“ bildet den Mittelpunkt der seit dem 1. Advent gezeigten Sonderschau „Krippen aus aller Welt“.
Überhaupt fänden viele private Geschichten Platz ins Bögls Darstellungen. „Auf diese Weise bringt man Leben rein und es wird nie langweilig anzuschauen.“ Es gebe keine Regeln, der Phantasie seien keine Grenzen gesetzt. So gibt es in dem schönen Gebäude in der Petelgasse auch Kripperl im Aquarium, Weinglas oder Nähkästchen zu sehen. Auch aus einem Wespennest ist mit viel Gedankenreichtum eine wunderschöne Krippe entstanden. Der längste Aufbau ist 13.50 Meter lang.
Aufwändig geschützt sind die Werke nicht. „Die Leute gehen sehr respektvoll mit unseren Ausstellungen um. Kindern sagt man es einmal, dass sie nichts anfassen sollen und dann passt das“, so Bögl weiter.
Auch eine Darstellung im verschließbaren Kasten steht bei Bögl im ersten Stock. Diese käme aus Peru. „Mit solchen Kästen sind die Missionare in Süd- und Mittelamerika unterwegs gewesen und haben so den Glauben erklärt.“ 350 Jahre alt sind die ältesten Figuren im Museum. Highlight ist für Bögl eine Bretterkrippe aus dem Jahr 1721 – in Originalbemalung. „Sie ist von einem Weilheimer gemacht und zwar von Baptist Wenzel.“
Krippenbau und Schulführungen
25 Schulklassen schauten sich im vergangenen Jahr das außergewöhnliche Museum an. „Insgesamt mit den Normalbesuchern waren es 1600 Kinder, die wir hier kostenlos durchführen. Und die Schulen, die sind echt immer total begeistert“, freut sich der Besitzer. Sogar einen Krippenbaukurs hat Bögl im Angbeot. „Da waren zwei Burschen dabei, die sind mit geblieben“, sagt er freudestrahlend. Neun und zwölf Jahre waren die Buben damals, mittlerweile geben sie Führungen. Wer sich auf das Fest der Liebe optimal einstimmen will, ist im Weilheimer Krippenmuseum genau richtig.