Neue Studie: 75 Prozent der Deutschen machen im Job nur das Nötigste

Eine aktuelle Studie des Meinungsforschungsinstituts Gallup für den Gallup Engagement Index 2024 zeigt, dass der so genannte "Dienst nach Vorschrift" in Deutschland im vergangenen Jahr deutlich zugenommen hat. Dabei handelt es sich um das Phänomen, dass Beschäftigte bei der Arbeit nur noch das Nötigste tun. Die Forscher stellten fest, dass die emotionale Bindung an den Arbeitgeber und das Vertrauen in die finanzielle Zukunft des Unternehmens stark abgenommen haben.

Neun Prozent haben eine emotionale Bindung zu ihrem Arbeitgeber

Der Studie zufolge ist der Anteil der Arbeitnehmer, die eine starke emotionale Bindung zu ihrem Arbeitgeber haben, auf einen historischen Tiefstand von neun Prozent gesunken. Im Jahr 2023 lag dieser Wert noch bei 14 Prozent. 

Die Studie zeigt auch, dass nur noch etwa die Hälfte der Beschäftigten plant, länger als ein Jahr bei ihrem derzeitigen Arbeitgeber zu bleiben. Nur ein Drittel der Beschäftigten sieht sich in den nächsten drei Jahren im selben Unternehmen. 

Studie schätzt Produktivitätsverluste durch "innere Kündigung" auf 113 bis 135 Milliarden Euro

Alarmierend hoch ist der Anteil der Beschäftigten, die "Dienst nach Vorschrift" machen: Er liegt heute bei 78 Prozent, im Jahr 2023 waren es noch 67 Prozent. Die Studie weist darauf hin, dass die volkswirtschaftlichen Kosten dieser Entwicklung erheblich sind. 

Gallup schätzt die Produktivitätsverluste durch so genannte "innere Kündigungen" auf 113 bis 135 Milliarden Euro - etwas weniger als im Vorjahr. "Das heißt, dass fast zwei Millionen weniger Arbeitnehmende als im Vorjahr mit Hand, Herz und Verstand bei der Sache waren", heißt es in der Studie.

Arbeitnehmer in Deutschland schätzen ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt weiterhin positiv ein

Marco Nink, einer der Mitautoren der Studie, erklärt: "Die vorherrschende geringe emotionale Bindung trägt zur Wechselbereitschaft bei, während sich die Einschätzung des Arbeitsmarktes zunehmend von der wirtschaftlichen Lage entkoppelt". 

Er fügte hinzu: "Trotz der vielen Hiobsbotschaften der letzten Monate scheinen die Beschäftigten in Deutschland ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt weiterhin positiv einzuschätzen, was sicherlich auch damit zu tun hat, dass der Arbeits- und Fachkräftemangel täglich spürbar ist".

Die Studie zeigt aber auch eine wachsende Skepsis unter den Arbeitnehmern. Zwar versuchten die Unternehmen mit gezielten Maßnahmen, die innere Kündigung zu verringern, doch sei es bislang nicht gelungen, Motivation und emotionale Bindung wirksam zu fördern. 

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Die Motivation für den Job hat in Deutschland nachgelassen (Symbolbild). Getty Images/Andrey Popov

21 Prozent der Beschäftigten vertrauen ihrer Führungskraft - 2023 waren es noch 41 Prozent

Nur noch 21 Prozent der Beschäftigten vertrauen ihrer jeweiligen Führungskraft - ein drastischer Rückgang von 41 Prozent im Vorjahr und 49 Prozent im Jahr 2019. "Die Daten deuten auf eine tiefe Skepsis und ein Gefühl der Entfremdung in weiten Teilen der Arbeitnehmerschaft hin", so die Forscher. 

Für den Gallup Engagement Index 2024, der seit 2001 jährlich veröffentlicht wird, wurden zwischen dem 18. November und dem 20. Dezember 1700 zufällig ausgewählte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ab 18 Jahren telefonisch befragt. Gallup gibt an, dass die Ergebnisse repräsentativ für die deutsche Arbeitnehmerschaft ab 18 Jahren sind.

Alarmierende Studie: Deutsche Arbeitnehmer leiden unter Stress und Erschöpfung

Warum viele Arbeitnehmer nur noch das Nötigste tun und "innerlich kündigen", könnte auch eine andere Studie erklären. Fast die Hälfte der deutschen Arbeitnehmer fühlt sich häufig ausgebrannt

Laut der Studie des Dienstleisters "BuchhaltungsButler" in Zusammenarbeit mit "Data Pulse Research" sind rund 23 Prozent der deutschen Arbeitnehmer sehr häufig geistig erschöpft. Weitere 21 Prozent fühlen sich die Hälfte der Zeit psychisch ausgebrannt. Frauen sind stärker von psychischen Belastungen betroffen. Drei von zehn Befragten leiden regelmäßig unter stressbedingten Symptomen wie Angstzuständen oder Schlaflosigkeit.

Mobbing trifft besonders junge Arbeitnehmer und Auszubildende

Bei jüngeren Arbeitnehmern kann es sich um ein anderes Problem handeln. Eine Studie der Universität Leipzig im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales zeigt, dass jüngere Beschäftigte und Auszubildende häufiger von Mobbing am Arbeitsplatz betroffen sind als ältere Beschäftigte. 11,4 Prozent der 18- bis 29-Jährigen gaben an, von Mobbing betroffen zu sein, bei den 50- bis 59-Jährigen waren es nur 3,2 Prozent.

(sr)