Beim Kaffeetrinken wurde er zum Helden: Als ein Randalierer angriff, stellte sich Mario D. entgegen

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An dieser Tankstelle an der Königsdorfer Straße stellte sich Mario D. aus Wolfratshausen einem betrunkenen Randalierer entgegen. © Sabine Hermsdorf-Hiss

Uli Hoeneß möchte ihn auszeichnen: Ein Wolfratshauser wird von der Dominik Brunner-Stiftung geehrt. Er hatte Zivilcourage bewiesen, als ein Fremder pöbelte.

Eigentlich wollte er nur in Ruhe einen Kaffee trinken. Stattdessen wurde er zum Retter. Als vor fünf Jahren im November ein Mann in einer Tankstelle randalierte, schritt Mario D. ein. Andere ignorierten den Betrunkenen oder blieben vor der Türe stehen. Mario D. nicht. Für sein beherztes Eingreifen wird er am kommenden Sonntag von der Dominik-Brunner-Stiftung geehrt.

Randalierer griff an – Mario D. stellte den Täter

Eigentlich wollte der heute 64-Jährige, der als Abschleppfahrer für den ADAC unterwegs ist, nur noch tanken und schnell vor dem Feierabend einen Zwischenstopp machen. Er fuhr zur Esso-Tankstelle an der Königsdorfer Straße. „Als ich zum Zahlen ging, hörte ich schon von draußen Radau und Geschrei“, erinnert er sich. Als D. eintrat, sah er den Grund schnell vor sich: In der Tanke randalierte ein offensichtlich betrunkener Mann, räumte Regale ab, schrie herum und warf mit Packungen und Waren um sich. Mario D. unterschrieb den Tankbeleg und stellte sich mit seinem Getränk an den Tresen. „Die Polizei weiß schon Bescheid“, raunte ihm eine Mitarbeiterin der Tankstelle zu. Dann ging sie in Deckung, weil der Betrunkene eine Gummibärchendose nach ihr warf. Mario D. hielt seinen Kaffee fest. „Ich wollte da bleiben, bis die Polizei da war.“

Dann betrat ein Vater mit seinen beiden Kindern den Raum, um seine Rechnung zu begleichen. Der Unruhestifter zielte mit Kaugummitüten auf die Familie. „Ich rief ihm zu: ,Komm, hör auf!‘“ berichtet der Wolfratshauser. So wurde er selbst zum Opfer. „Er packte mich am Kragen und drängte mich gegen die Theke.“ Mario D. wehrte sich und schüttete dem Angreifer seinen Kaffee über den Kopf. „Warum, kann ich heute nicht sagen. Vielleicht dachte ich, dass ihn das ablenkt.“ Tat es nicht. Der Angreifer boxte ihn. Dreimal versuchte der Wolfratshauser, den Gegner am Boden festzuhalten. „Ich bin ja nicht unbedingt ein Leichtgewicht – aber irgendwie hat er immer wieder geschafft, sich herauszuwinden.“ Die Situation eskalierte. Der couragierte „Gelbe Engel“ musste einige Schläge einstecken. Er verletzte sich an der Hand. Noch heute brauche er ärztliche Unterstützung. Doch irgendwie schaffte er es letztendlich, den Randalierer am Boden zu halten. Dann traf die Polizei ein. „Mit mehreren Kräften haben sie den wütenden Mann letztendlich in den Wagen verfrachtet.“

Was dem 64-Jährigen im Nachhinein unverständlich ist, ist die Reaktion der Umstehenden. „Vielmehr deren Nicht-Reaktion. Ich habe aus den Augenwinkeln einige Kunden vor der Türe stehen sehen. Aber geholfen hat mir keiner.“ Im November 2020 stand der Täter, der sich laut eigenen Aussagen nicht mehr an den Vorfall erinnern konnte, vor Gericht. Er wurde zu einer Haftstrafe von einem Jahr und drei Monaten auf Bewährung verurteilt. Mehrere frühere Straftaten wurden in das Urteil einbezogen.

Fünf Jahre nach der Tat wird er ausgezeichnet: Hoeneß und Dominik-Brunner-Stiftung ehren Wolfratshauser

Das alles ist lange her. Ein Schreiben erinnerte Mario D. aber an den schicksalhaften Tag vor fünf Jahren. Vor wenigen Tagen bekam er überraschend Post von der Dominik-Brunner-Stiftung. Der Namensgeber der Stiftung hatte sich im September 2009 schützend am Münchner S-Bahnhof Solln vor vier Kinder gestellt, die bedroht wurden. Brunner bezahlte seine Zivilcourage mit dem Leben.

In dem Brief lädt der Stiftungs-Vorstand den Wolfratshauser gemeinsam mit einer Begleitperson in die Allianz-Arena ein. Vor dem Bundesligaspiel des FC Bayern gegen den SC Freiburg soll Mario D. geehrt werden. Uli Hoeneß, Bayern-Ehrenpräsident und Vorsitzender der Stiftung, wird den 64-Jährigen ehren. „Durch Ihr couragiertes Handeln halfen Sie selbstlos Menschen, die in Not geraten sind und haben dadurch Schlimmeres verhindert“, heißt es in dem Schreiben. Mario D.s mutige Tat solle anderen Menschen als Vorbild dienen. Der Wolfratshauser will mit seiner Tochter hinfahren. „Ich bin kein Fußballfan – im Gegensatz zu ihr“, sagt er. „Aber ich wollte mir immer schon mal die Allianz-Arena anschauen.“

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