Am Black Friday: Verdi plant Mega-Streik bei Amazon – Kundgebung mit internationalen Kollegen
Der Black Friday beschert Verbrauchern Schnäppchen en masse – und Paketzulieferern viel Arbeit. Bei Amazon soll deshalb gestreikt werden. Das hat Tradition.
Berlin – Aus den USA herübergeschwappt, hat der Black Friday auch in Deutschland bereits eine kleine Tradition begründet. Kaum ein Anbieter kann sich dem Tag der großen Schnäppchen entziehen, wenn das Weihnachtsgeschäft Ende November – direkt nach dem in den USA heiligen Feiertag Thanksgiving – Fahrt aufnimmt. Überall purzeln die Preise – ob in den Geschäften vor Ort oder in Online-Shops.
Das wiederum bringt rund um den Black Friday auch viel Arbeit für die Paketzulieferer mit sich. Denn vom Weihnachtsmann mit seinem fliegenden Schlitten fehlt auch an jenem prestigeträchtigen Schnäppchen-Tag jede Spur. Und so bringt das Event, rund einen Monat vor Weihnachten, neben unzähligen Angeboten und Verlockungen auch eine zweite Tradition mit sich: die des Streiks der Amazon-Beschäftigten.
Black Friday: Verdi ruft zu Streik bei Amazon auf - „auf unfaire Arbeitsbedingungen aufmerksam machen“
Der Onlinehandel-Riese aus den USA mischt Jahr für Jahr ganz vorne mit, wenn der Black Friday ansteht. Die Schnäppchen-Kiste wird besonders weit geöffnet, das Portemonnaie zur Bezahlung der Angestellten aber offenbar nicht. Deshalb ruft die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft Verdi auch an diesem Freitag zur Arbeitsniederlegung auf.
Einer Mitteilung zufolge werden „1200 Amazon-Beschäftigte aus dem ganzen Bundesgebiet mit Unterstützung von Kolleginnen und Kollegen aus den USA, Schweden, Großbritannien und Italien ab 10 Uhr durch die Bad Hersfelder Innenstadt“ ziehen. In der hessischen Festspiel- und Kurstadt ist eines der Logistikzentren von Amazon beheimatet.
Es gehe darum, „auf die unfairen Arbeitsbedingungen und die Tariflosigkeit beim Amazon-Konzern aufmerksam zu machen“, teilt Verdi mit. Zwei Demonstrationszüge sollen vom DGB-Haus vor die Schilde-Halle ziehen, dort reden unter anderem Verdi-Bundesvorstandsmitglied Silke Zimmer und Christy Hoffmann, Generalsekretärin der Globalen Gewerkschaftsföderation UNI Global Union, auf der zentralen Streikveranstaltung.
Streik bei Amazon: Verdi fordert „tarifliche Sicherheit, festes Einkommen und gute Arbeitsplätze“
Verdi verweist auf Streiks am Black Friday 2023. Damals hätten Beschäftigte in zehn Fulfillment-Centern die Arbeit niedergelegt. Die Aktionen laufen unter dem Motto „Make Amazon Pay Day“.
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„An diesem Tag geht es darum, sich weltweit mit Gewerkschafter*innen und Zivilgesellschaft für bessere Löhne und Arbeitsbedingungen einzusetzen“, gibt Verdi das Ziel vor. Dies gelte aber auch für alle anderen Tage: „Denn nur Tarifverträge schützen Beschäftigte verbindlich vor Unternehmenswillkür. Die Amazon-Beschäftigten wollen tarifliche Sicherheit, ein festes Einkommen und gute Arbeitsplätze.“
Stefanie Nutzenberger, die im Verdi-Bundesvorstand bis September 2023 zuständig für den Handel war, monierte: „Konzerne wie Amazon verschaffen sich Wettbewerbsvorteile auf dem Rücken der Beschäftigten und beschleunigen dadurch den Verdrängungswettbewerb massiv.“ Die Gewerkschaft und die Beschäftigten würden vor allem „Würde und Respekt“ einfordern.
Logistik bei Amazon: Onlinehandel-Riese will „bester Arbeitgeber der Welt werden“
Amazon selbst informiert, es würde „in Deutschland und Europa eine verantwortungsvolle Rolle als guter und erfolgreicher Arbeitgeber“ übernehmen. Demnach sind in der Bundesrepublik rund 36.000 Menschen beim Weltkonzern beschäftigt, davon viele in der Logistik. Das Unternehmen betont: „Wir fördern eine Kultur der offenen Diskussionen auf Augenhöhe und behandeln jeden mit Respekt.“
Bereits zuvor hatte sich Amazon auf die Fahne geschrieben: „Wir haben uns zum Ziel gesetzt, der beste Arbeitgeber der Welt zu werden. Dieses Ziel nehmen wir sehr ernst.“
Mittlerweile soll der Einstiegslohn in der Amazon Logistik mindestens 15 Euro brutto betragen. Nach zwei Jahren bekommen Vollzeitbeschäftigte demnach durchschnittlich rund 39.000 brutto jährlich. Hinzu kommen Zuschläge etwa für Mehrarbeit sowie je nach Beschäftigungsdauer Sommer- und Winter-Boni als Pendant zu Urlaubs- und Weihnachtsgeld, heißt es weiter.

Verdi ruft zum Streik bei Amazon auf: Black Friday wird auch 2024 zum Strike Day
Verdi kritisiert dagegen, es würden keine fairen Löhne gezahlt, die Beschäftigten würden überwacht werden und Amazon würde keine Rücksicht auf die Gesundheit der Angestellten nehmen. Und weiter: „Es herrscht ein immenser Druck, ständige Leistungsverdichtung, permanente Leistungskontrollen, schlechte Führungskultur, unzureichende Erholungs-, Durchatmungszeiten und fehlende Wertschätzung, gepaart mit mangelhaften Infektionsschutzvorkehrungen.“
Es herrscht also eine Menge Gesprächsbedarf zwischen Konzernführung und Gewerkschaftlern. Und so wird der Black Friday in diesem Jahr erneut auch zum Strike Day. (mg)