Auch Benediktbeuern bekommt eine kommunale Wärmeplanung. Dies beschloss der Gemeinderat. Das Energie-Konzept, das 2014 erstellt wurde, wird dadurch abgelöst.
Benediktbeuern - Durch kommunale Wärmeplanungskonzepte soll die Versorgungsstruktur der Gemeinden gezielt auf erneuerbare Energien umgerüstet werden. Bis 2028 lässt der Gesetzgeber den Gemeinden Zeit. Auch Benediktbeuern macht sich mit Hilfe der Bürgerstiftung Energiewende Oberland (EWO) auf den Weg.
Benediktbeuern: Gemeinderat stimmt für kommunale Wärmeplanung
Seit einigen Monaten besucht Andreas Scharli im Rahmen einer Art Roadshow die Kommunen in der Region. Der Auftrag des EWO-Energieberaters ist immer derselbe: die Gemeinden über die Wärmeplanung aufzuklären und im besten Fall den Auftrag dafür an Land zu ziehen.
So auch in Benediktbeuern. Schon im Jahr 2014 hatte Scharli gemeinsam mit dem damaligen Bürgermeister Georg Rauchenberger ein Energiekonzept für das Klosterdorf erstellt. Jetzt müssen sich die Kommunen erneut dem Gesetzgeber fügen. Der folgt dem ambitionierten Ziel, dass Deutschland bis 2045 klimaneutral werden soll. Die Wärmeplanung stelle laut Scharli einen wichtigen Baustein auf dem Weg dar, sich von fossilen Brennstoffen unabhängig zu machen.
Für die Erstellung des Konzepts habe die Gemeinde Anspruch auf 41.000 Euro Förderung vom Freistaat, sagte Scharli in der jüngsten Gemeinderatssitzung. „Mehr als es wirklich kostet“. Zunächst werde eine Art Wärmedichtekarte erstellt, erklärt der gelernte Heizungsbauer. Dabei greift die EWO auf Daten etwa von den Kaminkehrern, der Gemeinde und dem Statistischen Landesamt zurück. Nach der Bestandsaufnahme geht es in die Potenzialanalyse und damit zur Frage, wie sich Wärme am geeignetsten aus erneuerbaren Energien gewinnen lässt.
Kommunale Wärmeplanung in Benediktbeuern: Anschluss an Erdgasnetz besteht nicht
Darüber, wie in Benediktbeuern aktuell geheizt wird, konnte Scharli nur Mutmaßungen anstellen. Er gehe davon aus, dass in den meisten Haushalten noch der Ölkessel in Betrieb sei. Ein Anschluss an das Erdgasnetz besteht im Ort nicht.
Die Gemeinderäte konnten gar nicht glauben, dass die Wärmeplanung komplett bezahlt wird. „Ich finde das toll“, begeisterte sich Georg Bernböck (BBV) für das Projekt. Dennoch zeigten sich andere Räte skeptisch. „Das Thema haben wir doch schon im Rahmen der Dorferneuerung gehabt“, sagte Rudi Mühlhans (FBM). Rathaus-Vize Hanns-Frank Seller (CSU) fragte, was denn nun „an dem Ganzen neu“ sei? Auch Stefan Geiger (FWG) wollte wissen, ob die Jahre, seitdem man Energiekonzept umsetze, „für die Katz“ gewesen seien.
Die Heizungstechnik habe sich in den vergangenen Jahren enorm weiterentwickelt, beschwichtigte Scharli. „Heutzutage kommen zu fossilen Energieträgern Wärmepumpen, Pellets und Hackschnitzel in Frage“, klärte der Energieberater auf. Auch das Thema Erdwärme sei immer mehr im Kommen. Ebenso kann sich Scharli eine sogenannte Wasser-Wasser-Wärmepumpe vorstellen. Sie nutzt Grundwasser als Wärmequelle – im Fall von Benediktbeuern etwa des Mühlbachs – was sie sehr effizient macht, da die Temperatur konstant ist.
Ortsnahe Dienstleister sollen bei Umsetzungsphase der kommunalen Wärmeplanung unterstützen
In der sich anschließenden Umsetzungsphase, gerade beispielsweise für einen möglichen Wärmeverbund, geht es vor allem um die Frage, wer für den Betrieb der neuen Energie-Infrastruktur verantwortlich ist. Die Kommune? Eine Genossenschaft? Oder die Gemeindewerke? Am liebsten seien Scharli ortsnahe Dienstleister, überregionale schloss der EWO-Experte aus.
„Wir werden da wohl nicht auskommen“, schien Vize-Bürgermeister Seller noch nicht überzeugt. Für Benediktbeuerns Rathauschef Anton Ortlieb (BBV) zählte, „einen Startpunkt“ zu setzen und bat das Gremium um Abstimmung darüber, dass die Gemeinde die EWO mit der Wärmeplanung beauftragt. Alle Gemeinderäte votierten dafür.
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