Bei herbstlich-regnerischem Wetter fand die 144. Benediktbeurer Leonhardifahrt statt. Trotz der Witterung kamen Tausende Besucher in das Klosterdorf.
Benediktbeuern – Die Benediktbeurer Pferdewallfahrt zu Ehren des Heiligen Leonhard, der als Schutzpatron der Tiere und Bauern gilt, erwies sich am vergangenen Sonntag erneut als der Publikumsmagnet schlechthin. Trotz ungemütlich herbstlichen Wetters, in das sich zu Beginn ein stärkerer Regenschauer mischte, strömten auch in diesem Jahr Tausende Gäste ins Klosterdorf: Nach Schätzung der Veranstalter verfolgten rund 7.500 Besucher das Spektakel, die Polizei zählte etwa 5.000 Interessierte.
144. Benediktbeurer Leonhardifahrt zog Tausende Besucher trotz nasser Witterung an
51 Gespanne und mehr als 200 Pferde empfingen von Pater Reinhard Gesing den traditionellen Segen. Das letzte Wort hatten nach Rückkehr der Wagen zum Dorfplatz die Goaßlschnalzer. Der Festtag endete mit dem Leonharditanz im Gasthof zur Post.
Bereits lange vor 9 Uhr säumten Tausende Besucher die Straßen Benediktbeuerns und schauten gebannt in die Richtung, aus der die Reiter und Gespanne erwartet wurden. Ihre Geduld wurde belohnt. Als endlich die Standartenreiter ins Sichtfeld rückten, löste sich die Anspannung der Gäste. Prächtig herausgeputzte Rösser sowie festlich geschmückte Wagen zogen vorbei. Gespanne mit Frauen in Tracht, Schützenkompanien und Musikkapellen wechselten einander ab.
Segen gespendet: So verlief die 144. Benediktbeurer Leonhardifahrt
An der Nordseite des Klosters wurde Ross, Reiter und Wagenbesatzung der Segen von Pater Reinhard Gesing gespendet. Erneut musste die Strecke dorthin verlegt werden, weil die Wagen aufgrund der Bauarbeiten aus Sicherheitsgründen nicht in den Innenhof des Klosters fahren konnten (Rundschau berichtete). An diesem Programmpunkt mussten die Teilnehmer und Besucher besonders stark sein, denn der Regen nahm deutlich zu. Erst als die Gespanne an der Klostermauer zum Stillstand kamen, stellte sich eine Besserung ein.
Zu den Teilnehmern zählten neben kirchlichen Würdenträgern, darunter Pater Bernhard Stiegler, auch Politiker. So besetzen traditionell Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler), Landtagsabgeordneter Thomas Holz (CSU) und Bürgermeister Anton Ortlieb (BBV) die ersten Wagen.
Gottesdienst im Klosterinnenhof bei 144. Benediktbeurer Leonhardifahrt
Auch der Gottesdienst fand wie bereits im vorigen Jahr im Innenhof des Klosters statt. Hauptzelebrant Pater Reinhard Gesing bezog sich in seiner Predigt auf die drei Attribute des „Kettenheiligen“, wie ihn die Statue des Heiligen Leonhard auf dem Friedhof neben der Basilika zeigt. Die drei Symbole – die Heilige Schrift, der Hirtenstab und die Kette – hätten auch eine symbolische Bedeutung in der heutigen Zeit, sagte Gesing. Der Provinzial der Deutschen Provinz der Salesianer Don Boscos mahnte die Gläubigen, „einander Hirten“ zu sein. Gesing erinnerte an den 9. November 1938 – die Reichsprogromnacht – sowie den Höhepunkt der friedlichen Revolution in der DDR genau 51 Jahre später.
Vor den Klostermauern konnten die Besucher währenddessen die sich ausruhenden Pferde und aufwändig gestalteten Motivwagen bestaunen. Freilich ließ sich der eine oder andere zu einem süßen oder herben Schnapserl sowie einem extra zu Leonhardi gebackenen Platzerl überreden. Die Klänge der Bayernhymne schließlich, welche durch das Nordtor zu den wartenden Rössern herübertönten, mahnten am frühen Mittag zum Aufbruch.
Tanz an Leonhardi: So klang die 144. Benediktbeurer Leonhardifahrt aus
Zurück auf dem Dorfplatz tummelten sich alsbald die Zuschauer, um den Goaßlschnalzern zuzusehen und nebenbei eine kleine Stärkung zu sich zu nehmen. Mit dem traditionellen Leonharditanz im Gasthof Post sowie in den örtlichen Wirtshäusern klang der Festtag aus.
Laut Angaben der Polizei blieben Zwischenfälle aus. Darüber freute sich auch Organisator Peter Schalch, der vor drei Jahren die Aufgabe des Leonhardiladers übernommen hatte. Die Benediktbeurer Pferdewallfahrt stehe für den großen und familiären Zusammenhalt im Dorf, so Schalch. Ein jeder lebe das Brauchtum und „ist mit Herzblut dabei“.
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