Autofahren als Luxusgut? Aufregung über Kosten für Führerschein – „Unter 2000 Euro kommt man nicht mehr weg“
Die Kosten für den Führerschein sind in den letzten Jahren stark angestiegen. Inhaber von Fahrschulen erklären nun, warum.
Bad Tölz-Wolfratshausen – Alles wird teurer. Das gilt insbesondere für den Führerschein. Laut Statistischem Bundesamt kletterten die Preise für den Führerschein in den Jahren 2021 bis 2023 jeweils deutlich schneller als die Inflation. Nach Angaben des ADAC kostete ein Führerschein zuletzt zwischen 2100 und 4400 Euro. Etwa mit dieser Spanne muss man auch bei den Fahrschulen im Landkreis kalkulieren.
„Gibt diesen Mythos“: Schüler haben laut Fahrlehrerin falsche Erwartungen
„Unter 2000 Euro kommt man nicht mehr weg“, sagt Gerhard Stöckner, Inhaber der gleichnamigen Fahrschule in Lenggries und Bad Tölz. Die meisten Endabrechnungen befänden sich derzeit in einer Spanne zwischen 2000 und 3000 Euro. Der große Unterschied liege an der Zahl der benötigten Übungsstunden: Gesetzlich sind zwölf Sonderfahrten, wie Autobahn- oder Nachtfahrten, vorgeschrieben.
„Es gibt diesen Mythos, dass man mit zwölf Fahrstunden den Führerschein machen kann“, sagt Martina Meier, Inhaberin der Fahrschule KMH in Geretsried und Wolfratshausen. Das sei allerdings nicht ganz richtig: „Erst wenn die Basis stimmt, kommen die Sonderfahrten.“ Davor müssen einige Übungsstunden absolviert werden, die je nach Fahrschule preislich zwischen 60 und 75 Euro liegen.
Kosten für Führerschein steigen: Wem das Fahren nicht so leicht fällt, zahlt bis zu 4000 Euro
Wem das Fahren nicht so leicht falle, könne so auch mal auf die 4000 Euro zugehen, so Stöckner. Dies sei aber eher eine Seltenheit. „Es ist immer noch möglich, seinen Führerschein für 2000 bis 2500 Euro zu machen“, meint Wolfgang Gritzuhn, Inhaber der gleichnamigen Fahrschule in Lenggries und Bad Heilbrunn. Dies erfordere jedoch auch die aktive Mitarbeit der Fahrschüler: „Viele gehen in die Theorieprüfung mit der Schulmentalität rein, drei Tage vor der Prüfung zu lernen und fallen dann durch.“ Je nachdem, wie viel die Fahrschule für die Theorieprüfung verlangt, könne mehrmaliges Wiederholen ins Geld gehen.
„Das Verhältnis ist gleich geblieben“, erklärt Sepp Kögl, Inhaber der gleichnamigen Fahrschule in Geretsried und Wolfratshausen. „Wenn alles teurer wird, wird auch der Führerschein teurer.“ Auch Stöckner versteht die Aufregung nicht. „Klar schlägt der Preis ein bisschen auf den Magen, aber für andere Sachen haben sie ja auch Geld.“ Gritzuhn gibt zu bedenken, wie sich der Preis zusammensetzt. „19 Prozent gehen schon mal an den Staat“, sagt er in Bezug auf die Umsatzsteuer.
Trotz gestiegener Kosten: Führerschein bleibt auf dem Land unverzichtbar
Die gestiegenen Preise für Sprit, Autos, Personal und Versicherungen täten ihr Übriges. „Auch wenn ein Führerschein viel kostet, wird der Gewinn für den Fahrlehrer nicht größer.“ Die gestiegenen Kosten schrecken aber die meisten nicht ab. „Bei uns auf dem Land ist man einfach auf den Führerschein angewiesen, um mobil zu sein“, sagt Martina Meier. Eher spare sich so mancher einen „Spaßführerschein“, wie sie unter anderem den Motorradführerschein nennt.
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Sepp Kögl bemerkt nach eigenen Worten außerdem, „dass die Leute länger warten und erst anfangen, wenn sie älter sind“. Nach einer abgeschlossenen Ausbildung oder Studium finanziere sich der Führerschein auch leichter – obwohl laut Kögl die meisten Führerscheine immer noch von den Eltern bezahlt werden.
Ich kenne Leute, die zwischen den Fahrstunden warten müssen, bis sie wieder genug Geld für die nächsten Einheiten haben.
Nicht so bei einer 18-jährigen Königsdorferin: „Ich habe meinen Führerschein selbst bezahlt und musste lange dafür arbeiten“, berichtet die junge Frau, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. „Obwohl ich in keiner Prüfung durchgefallen bin, war es sehr teuer.“ Bei Marie Steger (18) ist das anders: „Glücklicherweise bezahlen meine Eltern mir meine Fahrstunden.“ Ihr sei aber auch klar, dass der Führerschein nichts ist, „was man mal so einfach nebenbei kauft“. Die Tölzerin berichtet: „Ich kenne Leute, die zwischen den Fahrstunden warten müssen, bis sie wieder genug Geld für die nächsten Einheiten haben.“
Bei der Tölzer Fahrschule, bei der Steger momentan ihren Führerschein macht, koste eine einfache Fahrstunde 65 Euro. „Sonderfahrten kosten dann schon 90 Euro.“ Prüfungen und Theorieunterricht schlagen extra zu Buche. „Da ist man am Ende schnell bei insgesamt 3000 Euro“. (Verena Schwald und Amina Nuissar)