„Wir sahen es nicht als Verrat": Russisches Ehepaar liefert Informationen an die Ukraine - jetzt sind sie auf der Flucht
Sergej und Tatjana Woronkow sind ein russisches Ehepaar, das sich entschloss, Russland den Rücken zu kehren, nachdem der Staat die Krim eingenommen hatte, wie BBC berichtet. Sie waren schon lange kritisch gegenüber der Politik von Präsident Putin und fühlten sich in ihrer Heimat nicht mehr sicher. Also zogen sie 2014 in die Ukraine, Tatjanas Geburtsstätte. In einem kleinen Dorf namens Nowoljubymiwka bauten sie sich ein neues Leben auf. Doch 2022, als Russland die Ukraine angriff, wurde ihr friedliches Leben gestört. Der Krieg rückte buchstäblich bis vor ihre Tür.
Um der ukrainischen Armee zu helfen, begannen sie, Informationen über die Aktivitäten russischer Truppen weiterzugeben.
Widerstand gegen das Regime
Sergej notierte die Koordinaten von elektronischen Kriegssystemen und Militärfahrzeugen, während Tatjana die gesammelten Daten über einen Telegram-Chatbot an ukrainische Kontakte weiterleitete. Diese präzisen Informationen ermöglichten der ukrainischen Armee, gezielte Angriffe mit Drohnen und Artillerie auf russische Kräfte auszuführen, ohne zivile Ziele zu gefährden. Trotz der enormen Risiken, die mit ihrem Handeln verbunden waren, sahen die Woronkows darin keinen Verrat, sondern einen notwendigen Kampf gegen das russische Regime.

Erzwungenes Geständnis
2024 geriet Sergej in die Fänge der russischen Sicherheitskräfte. Er wurde in einem Keller verhört und zu einem Geständnis gedrängt. Nach seiner unerwarteter Freilassung standen die Woronkows weiterhin unter ständiger Beobachtung, wie BBC berichtet. Autos hielten vor ihrem Zuhause, und Fremde erkundigten sich auffällig nach möglichen Verkäufen, was den Verdacht erhärtete, dass sie überwacht wurden. Die anhaltende Bedrohung zwang sie zu einem verzweifelten Entschluss, das besetzte Gebiet zu verlassen.
Hoffnung auf Asyl
In Zusammenarbeit mit Menschenrechtsaktivisten entwickelten sie einen Fluchtplan und verkauften ihr Hab und Gut. Um Sergeis Dokumentenprobleme zu lösen, reisten sie zuerst zurück nach Russland, wo sie unter einem Vorwand Einlass erhielten. Mit einem auf Telegram erworbenen gefälschten Pass gelang ihnen schließlich die Ausreise über Belarus nach Litauen, wo sie nun auf Asyl hoffen.