Ukraine gehen Soldaten aus: Jetzt sollen mehr Frauen Putins Truppen stoppen - „Nur richtig“
Die ukrainischen Streitkräfte geraten gegen Russlands Armee in große Schwierigkeiten, weil überall Soldaten fehlen. Eine Vertreterin Kiews fordert deshalb mehr Frauen für die Front.
Charkiw - Es ist ein regelrechtes Staatsgeheimnis. Kiew spricht nicht gerne über die eigenen Verluste gegen Russland im Ukraine-Krieg. Dass sie hoch sind, verdeutlicht der Streit um die Herabsenkung des Rekrutierungsalters für männliche Staatsbürger von zuvor 27 Jahren auf nun 25 Jahre.
Ukrainische Armee: Mehr Frauen an die Front gegen Wladimir Putins Invasion?
Heißt konkret: Die ukrainischen Männer, die zum Kriegsdienst verpflichtet werden können (und sollen), werden immer jünger, während das Moskau-Regime von Kreml-Autokrat Wladimir Putin seit Wochen insbesondere auf Charkiw (1,5 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner) brutale Luftangriffe fliegen lässt.
Oksana Grigorieva, die Beraterin für Geschlechterfragen beim Kommandeur der ukrainischen Bodentruppen, hat nun in einem Interview mehr Frauen für die Front gefordert. „Unsere Verfassung besagt, dass es die Pflicht jedes Ukrainers ist, sein Heimatland zu schützen“, erklärte Grigorieva der englischen Tageszeitung The Times: „Daher ist es nur richtig, dass auch Frauen dienen.“

Mehr Frauen gegen Wladimir Putin? Ukraine-Vertreterin warnt vor Russland
Der nördliche Nachbar der Ukraine „wird nicht einfach verschwinden. Seit Hunderten von Jahren haben sie (die Russen, d. Red.) uns immer wieder angegriffen“, erzählte sie in dem Interview weiter und zog einen Vergleich: „Wie Israel müssen wir darauf vorbereitet sein, und das bedeutet, dass wir sowohl Männer als auch Frauen für den Krieg ausbilden müssen.“
Laut des Berichts dienen aktuell bereits 65.000 Soldatinnen in der ukrainischen Armee. Informationen des Global Firepower Index (GFP) zufolge hatten alle Teilstreitkräfte zusammengefasst, Stand 10. April, geschätzt 900.000 Soldatinnen und Soldaten. Frauen machten in der gesamten Armee also rund 7,2 Prozent des Personals aus. Geht es nach Grigorieva, soll dieser Anteil absehbar größer sein.
Unsere Verfassung besagt, dass es die Pflicht jedes Ukrainers ist, sein Heimatland zu schützen. Daher ist es nur richtig, dass auch Frauen dienen.
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Russland-Großoffensive auf Charkiw befürchtet: Die Ukraine braucht mehr Soldaten
Denn: Die militärische Lage ist alarmierend. Wenn man sich den Frontverlauf im Ukraine-Krieg in tagesaktuellen Karten anschaut, lässt sich erkennen, dass die russischen Invasionstruppen Putins besonders im Osten bei Awdijiwka im Donbass sowie, etwas nördlicher in der Region Charkiw, bei Kupjansk gehörig Druck aufbauen. Damit nicht genug: Die Ukraine erwartet in den kommenden Wochen und Monaten eine russische Großoffensive gegen die Großstadt Charkiw und unternimmt nach den Worten von Präsident Wolodymyr Selenskyj „maximale Anstrengungen“ für den Schutz sowie für die Unterstützung der Millionenstadt im Nordosten des Landes.
Kürzlich hatte Vitali Klitschko, der Bürgermeister von Kiew, sogar vor einem neuerlichen Angriffsplan Putins auf die ukrainische Hauptstadt gewarnt. Festzuhalten bleibt: Egal, wo die Russen angreifen, den Ukrainern fehlen überall Soldaten. Viele der Männer sind kriegsmüde, immer wieder demonstrieren Soldaten-Ehefrauen vor allem in Kiew für die Ablösung jener Soldaten, die ihre Heimat schon seit Februar 2022 gegen den völkerrechtswidrigen russischen Überfall verteidigen. Oder das zumindest unter Einsatz ihres Lebens versuchen.
Verluste der Ukraine: Schätzungen zu toten Soldaten gehen weit auseinander
Laut jüngster Aussagen Selenskyjs sind 31.000 ukrainische Soldaten und Soldatinnen seit dem heimtückischen Angriff Putins gefallen. Unter westlichen Beobachtern gibt es jedoch teils erhebliche Zweifel an dieser Zahl. Die New York Times (NYT) hatte im vergangenen Jahr von einer Schätzung von US-Regierungsbeamten berichtet, wonach einzig zwischen Februar 2022 und August 2023 bis zu 70.000 ukrainische Soldatinnen und Soldaten in den Gefechten getötet wurden.
Militärexperte Oberst i.G. Wolfgang Richter vom Genfer Zentrum für Sicherheitspolitik (GCSP) ging im Dezember 2023 dagegen in einer Analyse von bis dahin 120.000 getöteten oder verwundeten ukrainischen Soldaten aus. Die Verluste Kiews schätzte der Analyst damit etwas geringer ein, während die Ukraine jetzt versucht, hunderttausende (junge) Männer neu zu mobilisieren. 400.000 sollen es am Ende nach Vorstellungen des Generalstabs und Selenskyjs werden.

Hohe Verluste gegen Putins Russland: Ukraine senkt Altersgrenze für Reservisten
Anfang April senkte die Ukraine dafür besagte Altersgrenze für die Einberufung von Reservisten von 27 auf 25 Jahre. Präsident Selenskyj unterzeichnete damals ein entsprechendes Gesetz - nur widerwillig, wie es hieß. Die Rekrutierung verläuft dem Vernehmen nach dennoch schleppend. Sollen deshalb schon bald mehr Frauen die Lücken in der Armee schließen? Die Diskussion über ein solches Lösungsszenario läuft. (pm)