Seit 75 Jahren nutzt der Wasserbeschaffungsverband Birkland die Kraft des Wielenbachs, um das Trinkwasser aus den eigenen Quellen hinauf zum Hochbehälter zu pumpen. Doch damit ist bald Schluss: Denn um die Durchgängigkeit für die Fische wiederherzustellen, muss das Wehr samt Turbine zurückgebaut werden.
Birkland – Wenn es sich in der Sonne an einem heißen Sommertag kaum aushalten lässt, ist es unten am Birkländer Wasserwerk im Schatten des Walds angenehm kühl. Regnet es wenig, wie es heuer bis Juli der Fall war, plätschert der Wielenbach dort friedlich über die Wehranlage. „Es gab schon Zeiten, da war das Holz auf dem Wehr trocken, weil das wenige Wasser darunter geflossen ist“, erzählt Reinhard Geiger, Vorsitzender des Birkländer Wasserbeschaffungsverbands.
Und dann gibt es die Zeiten, in denen der Bach sein anderes, sein wilderes Gesicht zeigt. Geiger deutet auf die Betonmauer oberhalb des Wehrs, die an diesem Tag trocken aus dem Gewässer ragt. Bei Hochwasser, wenn der Bach nach anhaltendem Regen anschwelle, sei von der Mauer schnell kaum mehr etwas zu sehen.
Diese Kraft des Wassers, sie hat man in Birkland bereits früh zu nutzen gewusst. Im Jahr 1887 errichten Besitzer einer Sägemühle im Dorf eine Stau- und Triebwerksanlage. Per Wasserrad werden Pumpen angetrieben, um das Trinkwasser der nahen Quelle zum Hochbehälter zu befördern. 1949 entscheidet sich der damals in Gründung befindliche Wasserbeschaffungsverband nach einem Defekt, das Wasserwerk zu erneuern.
Es war eine schweißtreibende Arbeit für die Männer, alles geschah per Hand, nur unterstützt von einem Kompressor, den man sich vom Bergwerk lieh. „Das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen“, sagt Geiger.
Noch heute treibt die damals verbaute Turbine die Pumpen an, die das Wasser für die Birkländer aus den mittlerweile zwei gefassten Quellen auf der anderen Seite des Bachs hinauf pumpt. Nur wenn der Wasserstand nicht ausreicht für ihren Betrieb, springt eine elektrische Pumpe ein. Der nötige Stromanschluss sei 1993 vom Sägewerk zum Pumpenhäuschen gelegt worden und habe damals umgerechnet rund 60 000 Euro gekostet, blickt Martin Huber, langjähriger Kassier des Verbands, zurück.
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Auf Strom ist man beim Wasserbeschaffungsverband künftig mehr denn je angewiesen. Denn schon seit einigen Jahren ist klar, dass man sich in Birkland von der über Jahrzehnte praktizierten Nutzung der Wasserkraft verabschieden muss. Grund dafür ist die EU-Wasserrahmenrichtlinie, die zum Ziel hat, dass Flüsse und Bäche bis 2027 wieder durchgängig für Fische sein sollen. Für den Birkländer Verband bedeutet das, dass er sein Wehr zurückbauen muss.
Bereits 2020 habe man ein Ingenieurbüro mit der Planung beauftragt, sagt Huber. Doch auch wegen Corona dauerte es, bis das Konzept endlich 2024 vorlag. Ein Jahr später ist man nun nach nochmaliger Überarbeitung so weit, dass die Arbeiten ausgeschrieben werden können.
Raue Rampe für den Fischaufstieg
Das Wehr aus Beton wird dabei nicht komplett verschwinden. Weil die Mauern laut Geiger den Hang stützen, wird nur die Wehrkrone abgetragen und anschließend darüber auf einer Länge von 50 Metern eine sogenannte raue Rampe errichtet, die später einen ungehinderten Fischaufstieg ermöglichen soll. Auf acht Wochen schätzt Geiger die Dauer der nötigen Bauarbeiten, die nach aktuellem Zeitplan Ende September/Anfang Oktober beginnen sollen. Ob sich dieser halten lasse, hänge vom Ergebnis der Ausschreibung ab.
Fest steht dagegen: Günstig wird das Großprojekt nicht. Auf rund 200 000 Euro schätzen die Verantwortlichen die Kosten. Ganz allein stemmen muss sie der Wasserbeschaffungsverband nicht. 30 000 Euro schießt der WWF zu, auch die Gemeinde Peiting übernehme einen „gewissen Teil“, sagt Geiger. Diese ist nach dem Rück㈠bau auch für den Unterhalt des Wehrs zuständig. „Für uns ist es wichtig, dass wir da keine Wartungskosten mehr haben.“
Damit das Quellwasser auch weiterhin zuverlässig im Hochbehälter landet, wird der Pumpbetrieb künftig ausschließlich mit Strom statt mit Wasserkraft bewerkstelligt. Dafür werde demnächst eine zusätzliche elektrische Pumpe eingebaut, so Geiger. Überlegungen gibt es auch bereits, den benötigten Strom selbst zu erzeugen. Doch ob sich der Bau einer Freiflächen-PV-Anlage südlich des Hochbehälters rentiere, hänge davon ab, wie sich der Stromverbrauch entwickle. „Die neue Pumpe ist deutlich effizienter.“
So will man in Sachen Photovoltaik erst einmal abwarten und einen Schritt nach dem anderen gehen. Denn auch am Wielenbach wartet noch eine weitere Herausforderung. Dort hat sich nach der im Bachbett einbetonierten Leitung, die von den Quellen zum Pump㈠haus verläuft, eine Stufe im Wasser gebildet. Auch hier soll sich bald etwas tun, um die Durchgängigkeit für die Fische zu verbessern. Die Arbeit, so viel steht fest, sie geht den Ehrenamtlichen damals wie heute so schnell nicht aus.
Arbeit des WBV spart Birkländern viel Geld
Sie alle eint dabei ein Ziel: Die Wasserversorgung ihres Dorfs mit seinen rund 200 Abnahmestellen so lange wie möglich in der eigenen Hand halten. Dass sich das lohnt, dafür braucht es für den Kassier nur einen Blick auf die Zahlen. Seit 1976 hätten sich die Birkländer gegenüber des Wasserpreises und der Anschlussgebühren in Peiting rund 1,8 Millionen Euro gespart.