Pflegeheimkosten steigen massiv: So hoch sind die Zuschüsse - und so viel muss selbst gezahlt werden
Die Kosten für den Aufenthalt im Pflegeheim sind schon hoch und steigen voraussichtlich immer weiter. Frühzeitig zu planen zahlt sich aus. Ein Überblick.
Berlin – Eine solide Altersvorsorge umfasst nicht nur ausreichende Rentenzahlungen, um langfristig finanziell abgesichert zu sein. Denn im Ernstfall kann ein notwendiger Aufenthalt im Pflegeheim sehr kostspielig werden. Zu Beginn können Kosten von bis zu 33.000 Euro aus eigener Tasche anfallen. Ohne entsprechende Vorsorge kann das zu erheblichen finanziellen Belastungen führen. Die Ausgaben der sozialen Pflegeversicherungen steigen seit Jahren kontinuierlich, was bedeutet, dass auch der Eigenanteil in Zukunft noch weiter steigen wird. Frühzeitig vorzusorgen kann dabei helfen.
Steigende Ausgaben der Pflegeversicherung
Rund fünf Millionen Pflegebedürftige gab es laut dem Statistischem Bundesamt im Jahr 2022 - Tendenz steigend. Prognosen des Bundesamts zeigen, dass die Zahl der Pflegebedürftigen bis ins Jahr 2055 auf 6,8 Millionen und bis zum Jahr 2017 auf rund 6,9 Millionen im Schnitt steigen wird.
Mit der steigenden Zahl von Pflegebedürftigen und der Inflation allein können die wachsenden Ausgaben der sozialen Pflegeversicherung laut eines Berichts der Frankfurter Allgemeinen jedoch nicht begründet werden. Gerade die überdurchschnittliche Steigerung der Löhne im Bereich der Altenpflege sei unter anderem für den Anstieg der Ausgaben verantwortlich. Seit dem Jahr 2010 haben sich die Ausgaben im Vergleich zum Jahr 2023 mehr als verdoppelt. Damit seien sie, laut des Berichts, sogar stärker gestiegen als die Kosten der Krankenversicherung.
Im Folgenden zeigen Zahlen des Bundesministeriums für Gesundheit den Anstieg der Leistungsausgaben der sozialen Pflegeversicherung seit dem Jahr 2010:
Leistungsausgaben der sozialen Pflegeversicherung in Milliarden Euro | |
---|---|
2010 | 20,4 |
2011 | 20,9 |
2012 | 21,9 |
2013 | 23,2 |
2014 | 24,2 |
2015 | 26,7 |
2016 | 28,3 |
2017 | 35,5 |
2018 | 38,2 |
2019 | 40,7 |
2020 | 45,6 |
2021 | 50,2 |
2022 | 56,2 |
2023 | 56,9 |
Wie viel übernimmt die Pflegekasse?
Der Eigenanteil, den man für das Pflegeheim selbst tragen muss, ist vom Pflegegrad und der Dauer des Aufenthalts im Pflegeheim abhängig. Grundsätzlich gilt, wenn ein Pflegegrad vorliegt, übernimmt die Pflegeversicherung anteilig die Pflegekosten. Der Zuschuss erfolgt dabei bei den Kosten für Pflege und Betreuung, sowie teilweise bei Ausbildungskosten. Die Kosten für die Unterkunft, Verpflegung und die Kosten für Umbau- oder Modernisierungsmaßnahmen trägt man selbst.
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Im Falle von vollstationärer Pflege erhalten Betroffene des Pflegegrades 1 einen monatlichen Zuschuss von 125 Euro. Im Pflegegrad 2 sind es 770 Euro, im Pflegegrad 3 1262 Euro, im Pflegegrad 4 1775 Euro und im Pflegegrad 5 2005 Euro.
Einen weiteren Zuschlag gibt es seit Anfang 2022 für Personen in den Pflegegraden 2 bis 5. Dieser wurde bis Anfang 2024 schrittweise erhöht. Der Eigenanteil reduziert sich dabei prozentual, abhängig von der Dauer des Aufenthalts im Pflegeheim. Es gilt:
- Zuschuss von 15 Prozent des Eigenanteils im ersten Jahr
- Zuschuss von 30 Prozent des Eigenanteils im zweiten Jahr
- Zuschuss von 50 Prozent des Eigenanteils im dritten Jahr
- Zuschuss von 75 Prozent des Eigenanteils ab dem vierten Jahr
Ab dem Pflegegrad 2 gilt zudem, dass man den gleichen Anteil zu den Pflegekosten zahlt, zum sogenannten einrichtungseinheitlicher Eigenanteil (EEE), wie andere Bewohner des Pflegeheims auch. Der Anteil bleibt dabei unabhängig vom Pflegegrad.

Wie hoch fällt der Eigenanteil aus?
Der Eigenanteil fällt je nach Bundesland unterschiedlich aus. Er reduziert sich jedoch mit der Dauer des Aufenthalts im Pflegeheim. Am höchsten fällt der Eigenanteil dabei in den Bundesländern Baden-Württemberg und dem Saarland aus, mit rund 2800 Euro im Monat ohne prozentualen Leistungszuschlag. Am wenigsten zahlen Pflegeheimbewohner in Sachsen-Anhalt mit 1868 Euro im Monat ohne Zuschlag.
Im Folgenden finden sich Zahlen des Verbands der Privaten Krankenversicherung (PKV) vom Anfang des Jahres, die den Eigenanteil zum Pflegeheim im Bundesdurchschnitt darstellen und wie sich dieser über die Jahre reduziert:
Aufenthaltsdauer | Eigenbeteiligung insgesamt pro Monat |
Ausgangswert | 2806 Euro |
bis 12 Monate | 2591 Euro |
ab 12 Monate | 2377 Euro |
ab 24 Monate | 2091 Euro |
ab 36 Monate | 1733 Euro |
Pflegebeiträge werden laut Staat gedeckelt und die eigene Vorsorge mitfinanziert
Auf die Frage, ob die Pflegebeiträge ins Unendliche steigen werden, antwortet das Bundesministerium für Gesundheit mit Nein. Der aktuelle Koalitionsvertrag halte dabei fest, dass ein Anstieg der Sozialversicherungsbeiträge über 40 Prozent vermieden werden solle. Die Pflegevorsorge unterstützt der Staat mit einer Zulage von 60 Euro im Jahr.
Auch nach Angaben des PKV lasse sich durch frühzeitige Vorsorge der Eigenanteil am Pflegeheim unter gewissen Bedingungen auf null bringen. Wer bereits im Alter von 25 Jahren damit anfängt, in die Pflegezusatzversicherung einzuzahlen, könne dies mit 30 Euro im Monat erreichen. Wer mit 35 anfängt, schafft das mit 45 Euro im Monat. Im Alter von 45 steige der Betrag auf 67 Euro im Monat.
Vollständige Unterstützung im Pflegefall nur unter gewissen Voraussetzungen
Für Pflegebedürftige, die sich den Aufenthalt im Pflegeheim nicht mehr leisten können, stehen staatliche Unterstützungen wie Hilfe zur Pflege oder Grundsicherung im Alter zur Verfügung. Diese Leistungen werden jedoch nur unter bestimmten Bedingungen gewährt. Alle Einkommensarten wie Renten, Kapitalerträge und Mieteinnahmen werden dabei berücksichtigt, und das Vermögen darf in der Regel 10.000 Euro nicht übersteigen.
Darüber hinaus sind Angehörige nur unterhaltspflichtig, wenn ihr jährliches Bruttoeinkommen mehr als 100.000 Euro beträgt, und nur Kinder können zur Zahlung herangezogen werden. Auch das Einkommen des Ehepartners wird berücksichtigt, sofern er im gleichen Haushalt lebt, wobei etwa 1000 Euro netto pro Monat für den eigenen Bedarf des Ehepartners verbleiben. Daher ist es ratsam, frühzeitig mit der Vorsorge zu beginnen.