Streit um Dieselkraftstoff HVO100 - ADAC schießt gegen Deutsche Umwelthilfe
Der alternative Kraftstoff HVO100 soll Dieselautos umweltfreundlicher machen. Ob das wirklich so ist, darüber gehen die Meinungen zweier Verbände auseinander.
München/Radolfzell - Seit einigen Wochen können Dieselfahrer den alternativen Kraftstoff HVO100 tanken und damit umweltfreundlicher fahren. „Mit HVO100 können wir die CO₂-Emissionen im Verkehr kurzfristig senken“, so Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP). Grundlage für diese Aussage ist, dass es sich bei „Hydrotreated Vegetable Oils“, kurz HVO, um einen nachwachsenden Kraftstoff handelt, für dessen Herstellung überwiegend nachhaltige Rest- und Abfallstoffe wie zum Beispiel Altspeisefette verwendet werden.
ADAC und Deutsche Umwelthilfe über HVO100: Gesundheitsschädlich und problematisch
Um HVO100 ist nun ein Streit entbrannt. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) sieht den Kraftstoff äußerst kritisch. „Bei der Verbrennung von HVO100 werden neben mehr ultrafeinen Rußpartikeln auch mehr Stickoxide (NOx) ausgestoßen“, heißt es in einer Mitteilung des Verbandes. Dies würden aktuelle Messungen der DUH an einem Euro-5-Diesel-Pkw VW Touareg 3.0 sowie Messungen des ADAC zeigen. Unter Berufung auf Messungen des ADAC wird zudem behauptet, dass die Anzahl der besonders gesundheitsschädlichen ultrafeinen Partikel deutlich ansteige.

„Unsere Messungen an einem VW Touareg Euro 5 zeigen, dass die Stickoxidemissionen bei HVO100 ungefähr 20 Prozent höher sind als bei herkömmlichem Diesel. Besonders problematisch ist jedoch, dass auch die ultrafeinen Partikel ansteigen“, urteilt Axel Friedrich, Leiter des Emissions-Kontroll-Instituts der DUH. Der Umweltverband bezeichnet daher HVO100 als „Scheinlösung“, die wie andere alternative Kraftstoffe keine Alternative zu einer grundlegenden Mobilitätswende und der Nachrüstung schmutziger Diesel-Pkw im Bestand darstelle.
ADAC und Deutsche Umwelthilfe über HVO100: Versuch der Diskreditierung des neuen Dieselkraftstoffes
Gegen die HVO100-Kritik auch unter Berufung auf den ADAC wehrt sich der Verkehrsclub. Die DUH unternehme einen „durchsichtigen Versuch“, den neuen Dieselkraftstoff zu diskreditieren. Der ADAC beruft sich dabei auf eigene Messungen, nach denen die Emissionen von HVO100 weit unter den Grenzwerten liegen. Der Ausstoß von Rußpartikeln (PN) und Stickoxiden (NOx) wird demnach um bis zu 97 Prozent beziehungsweise 78 Prozent unterschritten. Der ADAC kritisiert die alarmistische Darstellung der DUH als tendenziös und Verbraucher verunsichernd.
Eine solche Verdrehung der Tatsachen sei für den ADAC nicht nachvollziehbar. Die DUH verkenne damit die Chancen von HVO100 für einen klimafreundlichen Verkehr. Gerade vor dem Hintergrund eines zögerlichen Hochlaufs der Elektromobilität gelte es, die Möglichkeiten alternativer Kraftstoffe für Bestandsfahrzeuge voll auszuschöpfen.
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Der ADAC fragt sich zudem, warum die DUH bei ihren eigenen Messungen mit dem Touareg 3.0 TDI Euro 5 ein Fahrzeug ohne HVO-Zulassung verwendet habe. „Für mich ist das Ziel der Untersuchung sowie der Veröffentlichung klar. Es geht um Stimmungsmache und nicht um die Sache“, so der ADAC-Technikpräsident Karsten Schulze.