Sozialabgaben-Schelle: Beiträge für Krankenkasse und Pflege erreichen schon 2025 einen Rekordwert
Krankenversicherung und die Pflege jetzt, die Rente in der Zukunft: Die Sozialabgaben steigen schon 2025 auf einen Höchststand. Zukünftig sind die Aussichten noch düsterer.
München – Die Abgabenlast für die Sozialversicherung nimmt immer weiter zu. Schon bald, konkret ab 2028, könnte diese bei 44 Prozent des Bruttogehalts liegen. Doch bereits im kommenden Jahr steigen die Beiträge auf 42,5 Prozent – sollte die Politik keine überraschenden Reformen umsetzen. Das wäre ein neuer Höchststand. Diese Schwelle war selbst zu der Hochphase unter Helmut Kohl (CDU) als Bundeskanzler in den 90er Jahren nicht erreicht worden. Derzeit kommen alle Beitragssätze für die Sozialversicherung auf 41,5 Prozent.
Sozialbeiträge steigen 2025 weiter an: Krankenversicherung als Treiber – Pflege wackelt
Treiber der höheren Sozialbeiträge ab 2025 ist vor allem die Krankenversicherung. Dadurch steigen diese insgesamt auf 42,3 Prozent. Der Schätzerkreis hatte eine Erhöhung des Zusatzbeitrages von 0,8 Prozentpunkten als nötig erachtet. Damit steigt der durchschnittliche Zusatzbeitrag von 1,7 auf 2,5 Prozent. Wie hoch dieser konkret ist, hängt von der jeweiligen Krankenkasse ab, die diesen Zusatzbeitrag – im Gegensatz zum Grundbeitrag von 14,6 Prozent – selbst festlegen kann. Im Schnitt liegen die Beiträge dann bei 17,1 Prozent.
Die Pflege ist ein weiteres Sorgenkind. Die Ausgaben steigen stark. Für 2025 ist deshalb laut Berechnung der Pflegekassen eine Beitragssatzerhöhung um 0,2 Prozentpunkte nötig, „wenn der Gesetzgeber nicht handelt“. Damit würden alle Beiträge zusammen bei 42,5 Prozent liegen.
Beiträge für Sozialversicherungen steigen: Rente wird in den kommenden Jahren zum Problem
Sozialabgaben | 2024 | 2025 | ab 2028 |
---|---|---|---|
Gesamt | 40,9 Prozent (41,5 Prozent für Kinderlose | 41,9 Prozent (42,5 Prozent für Kinderlose) | 43,4 Prozent (44 Prozent für Kinderlose) |
Rentenversicherung | 18,6 Prozent | 18,6 Prozent | 20 Prozent |
Arbeitslosenversicherung | 2,6 Prozent | 2,6 Prozent | 2,6 Prozent |
Krankenversicherung (Grundbeitrag) | 14,6 | 14,6 Prozent | 14,6 Prozent |
Krankenversicherung (durchschnittlicher Zusatzbeitrag) | 1,7 Prozent | 2,5 Prozent | 2,5 Prozent |
Pflegeversicherung | 3,4 Prozent (+ 0,6 Prozentpunkte für Kinderlose) | 3,6 Prozent (+ 0,6 Prozentpunkte für Kinderlose) | 3,6 Prozent (+ 0,6 Prozentpunkte für Kinderlose) |
Die Rente spielt 2025 noch keine große Rolle. In den Jahren darauf wird die Rentenversicherung dafür ein großer Treiber bei den Sozialbeiträgen. Die Zahl der Menschen im Ruhestand nimmt zu, während es weniger Erwerbstätige gibt, die für sie zahlen. Ohne Maßnahmen steigt der Beitragssatz 2028 laut bisherigen Prognosen um 1,1 Punkte auf 19,7 Prozent an, berichtete die FAZ. Da die Ampel-Koalition Steuerzuschüsse für die Rentenversicherung kürzen will, komme mindestens ein Zehntel dazu.
Ab 2028 könnten Sozialabgaben bei 44 Prozent liegen – weitere Erhöhungen nicht ausgeschlossen
Bei diesen Zahlen ist das Rentenpaket II jedoch nicht berücksichtigt. Das zentrale Projekt der Ampel-Koalition verschärft die Steigerung der Beiträge zusätzlich. Der Plan von Arbeits- und Sozialminister Hubertus Heil (SPD) sieht vor, das Rentenniveau bis 2039 bei 48 Prozent stabil zu halten. Damit müssen die Beiträge stärker steigen – um 0,3 Prozentpunkte auf 20 Prozent ab 2028. Die Gesamtbelastung für Arbeitnehmer könnte durch das Ampel-Gesetz dann bei knapp 44 Prozent für Kinderlose liegen.
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Langfristig drohen weitere Steigerungen – laut Regierung bis zu 22,3 Prozent im Jahr 2035. Arbeitnehmer zahlen damit deutlich mehr für die Rente. Weitere Steigerungen für die Krankenkasse und bei der Pflege sind nicht ausgeschlossen – denn auch dort nehmen die Ausgaben durch die alternde Gesellschaft zu. Damit drohen Sozialabgaben von bis zu 50 Prozent.
Arbeitslosenversicherung könnte Sozialabgaben nach oben treiben – wenn Rezession anhält
In den kommenden Jahren könnte zudem die Arbeitslosenversicherung wieder Thema werden, warnte die FAZ. Derzeit nimmt die Zahl der Erwerbslosen wegen der derzeitigen Rezession zu, nachdem Arbeitslosigkeit in den vergangenen Jahren kein wesentliches Problem dargestellt hat. Derzeit zahlt die Versicherung dem Bericht zufolge jedoch mehr aus, als sie mit einem Beitragssatz von aktuell 2,6 Prozent als Einnahmen erhält. 2026 oder 2027 könnten dann Beitragssteigerungen nötig werden.
Die Belastung der Arbeitnehmer nimmt damit bereits im kommenden Jahr zu – und erhöht sich zukünftig weiter. Sie haben durch die höhere Belastung für die Sozialversicherungen immer weniger Netto vom Brutto. Laut einer Studie kommt es zu Sozialabgaben von 50 Prozent, wenn keine Reformen erfolgen.
Belastung für Arbeitnehmer und Unternehmen durch Sozialabgaben steigt deutlich
Und auch für Unternehmen haben die höheren Beiträge Konsequenzen, weil sie die Hälfte übernehmen. Sie verteuern die Kosten für Mitarbeiter – und schrecken damit vom Standort Deutschland ab. So lauten die Befürchtungen von Firmen. Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger forderte deshalb gegenüber der FAZ die Rückkehr zur 40-Prozent-Grenze: „Sonst wird weniger in Deutschland und mehr im Ausland investiert.“