Deutlich weniger Abi-Jahrgänge in Bayern: Bleiben dadurch FSJ-Stellen unbesetzt?

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Mirnela Burazerovic absolviert gerade ein Freiwilliges Soziales Jahr bei der Krankenhaus Weilheim-Schongau GmbH. © KKH

Wer sich nach dem Abitur eine Auszeit gönnen oder die Wartezeit aufs Studium überbrücken und dabei etwas Sinnstiftendes machen möchte, entscheidet sich oft für ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ). Doch heuer gab es wegen der Umstellung auf G9 keine Abi-Abschlussklassen. Stellt das die FSJ-Anbieter vor Probleme?

Landkreis – Immer eine gute Anlaufstelle für FSJ-ler ist die Krankenhaus Weilheim-Schongau GmbH. „Wir haben jeweils sechs Plätze im SOGesund in Schongau und im Weilheimer Krankenhaus“, berichtet Pflegedienstleiterin Sandra Buchner im Gespräch mit der Heimatzeitung. Heuer seien bislang noch vier Plätze unbesetzt. Das sei jetzt nicht außergewöhnlich, räumt sie ein. Auch in den vergangenen Jahren blieb immer mal wieder eine Stelle frei.

Der Paritätische Wohlfahrtsverband sei Träger des FSJ, berichtet sie. Ein Freiwilliges Soziales Jahr könne jeder, der mindestens 16 und höchstens 25 Jahre alt sei, absolvieren. Im Prinzip, erklärt sie, sei ein FSJ bei der Krankenhaus GmbH mit dem ersten Lehrjahr zu vergleichen. „Das sind keine Hilfsarbeiten, die unsere FSJler leisten“, berichtet sie. Stattdessen sollen die jungen Menschen sehen und erfahren, wie interessant, abwechslungsreich und sinnstiftend die Arbeit in der Pflege sein kann. Unter Anleitung erfahrener Kollegen werden den Freiwilligen zahlreiche Kenntnisse vermittelt, die sie später bei der Pflege der Patienten einsetzen können. „Dazu gehört das Waschen des Rückens, aber auch das korrekte Messen des Blutdrucks“, so Buchner.

Kein Abi-Jahrgang in Bayern: Bleiben dadurch FSJ-Stellen unbesetzt?

Prüfungsstress brauchen die FSJler allerdings nicht zu befürchten – „die gibt es für sie nicht“. Stattdessen gebe es Seminartage, bei denen die Freiwilligen „tolle Sachen machen. Da gehen sie in den Kletterpark oder nehmen an Teambuilding-Veranstaltungen teil.“ Entgolten wird das FSJ mit rund 500 Euro, Urlaub gibt es auch. Aber das sei nicht das Wichtige beim Freiwilligen Sozialen Jahr, so die Pflegedienstleiterin.

Viele FSJler würden die Zeit – möglich sind sechs oder zwölf Monate, manchmal wird sogar auf 18 Monate verlängert – nutzen, um sich darüber klar zu werden, welchen Weg sie in Zukunft einschlagen wollen. Deswegen seien es eben nicht nur Abiturienten, die sich für ein FSJ entscheiden, sondern auch Absolventen von Mittel- und Realschulen, die zum Teil bereits eine andere Ausbildung begonnen hatten.

Beim BRK sind vier von sechs Stellen für FSJler besetzt

Besonders erfreulich für die Krankenhaus GmbH: Die Zahl der FSJler, die im Anschluss bleiben und eine Ausbildung machen, ist sehr, sehr hoch und liegt, wie Buchner verrät, bei rund 80 Prozent. Für sie ist das nicht verwunderlich: „Die jungen Leute bekommen einen sehr guten Eindruck davon, wie interessant und vielseitig ein Beruf in der Pflege ist. Deswegen dürfen und sollen sie in ihrer Zeit bei uns sehr viel sehen und machen.“

Ähnlich hoch sei die Quote derer, die im Anschluss bleiben, auch beim BRK, sagt dessen Kreisgeschäftsführerin Anke Ringel. Beim BRK seien heuer vier von sechs Stellen für FSJler besetzt, was eine gute Quote sei. Das war auch nicht unbedingt zu erwarten, da FSJler beim BRK 18 Jahre alt sein müssen, da die Stellen einen Führerschein erfordern. Heuer habe man – auch weil es, wie eingangs erwähnt, keine Abschlussklassen an den Gymnasien gab – keine Abiturienten als FSJler. Besonders beliebt bei den Bewerbern seien natürlich die Stellen im Rettungsdienst, bei denen die Freiwilligen Einsätze mitfahren. Dazu gebe es Möglichkeiten im Fahrdienst für Senioren. Und eine Stelle in der „Schularbeit“, bei der sehr viel Selbständigkeit gefragt ist.

Vorbereitung für mögliche Ausbildung

Auch für Anke Ringel ist es wichtig, dass die Freiwilligen „reinschnuppern“ können, einen genauen Eindruck von der Arbeit im Rettungsdienst bekommen. Auf Wunsch könnten sie in dieser Zeit auch schon Qualifikationen erwerben, die ihnen später bei einer eventuellen Ausbildung helfen würden.

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Insofern beobachtet die BRK-Kreisgeschäftsführerin derzeit auch mit Interesse die Debatte über die Wiedereinführung der Wehrpflicht oder gar einer Dienstpflicht für junge Männer und Frauen. Es wäre schon schön, wenn man mehr Freiwillige zur Unterstützung der vielfältigen Aufgaben des BRK habe, so Ringel.

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