Mitte September beginnen die Bauarbeiten an Hohenpeißenbergs „größtem Zukunftsprojekt“: So zumindest bezeichnet Bürgermeister Thomas Dorsch den Anschluss der örtlichen Abwasserbeseitigung an die Kläranlage in Peißenberg. Die Planungen waren zeitaufwendig und technisch schwierig.
Vor ziemlich genau vier Jahren wurde eine für Hohenpeißenberg richtungsweisende Entscheidung getroffen: Gemeinsam mit den Peißenberger Gemeindewerken verständigte sich die Rigi-Gemeinde damals darauf, ihre Abwasserentsorgung an die Kläranlage in Peißenberg anzuschließen. 2024 sollte die Verbundleitung in das Peißenberger Kanalsystem bereits fertiggestellt sein. Doch wie sich relativ schnell herausstellte, war der Zeitplan zu ambitioniert. „Der Termin war nicht zu halten“, so Bürgermeister Thomas Dorsch im Gespräch mit der Heimatzeitung: „Die Planung war technisch herausfordernd. Es ist viel getüftelt worden.“
Zur Verbundleitung nach Peißenberg gab es jedoch keine Alternative. Dorsch spricht im Zusammenhang mit der Anschlussmöglichkeit an die Peißenberger Kläranlage nach wie vor von einem „Glücksfall“ für Hohenpeißenberg – und das nicht ohne Grund. Für die eigene, in die Jahre gekommene Kläranlage (Dorsch: „Sie ist technisch am Limit“) hätte es keine weitere wasserrechtliche Betriebserlaubnis mehr gegeben. Die Vorflutung in den Eierbach wurde von den Behörden untersagt. Der Bau einer neuen, eigenen Kläranlage wäre finanziell nur schwer zu stemmen gewesen. Den Anschluss an die Peißenberger Kläranlage bezeichnet Dorsch als „Win-win-Situation“: „Ökologisch und wirtschaftlich hat das einen großen Nutzen.“
Peißenberger Anlage erfüllt alle Auflagen
Die Kläranlage in Peißenberg erfüllt die hohen Auflagen bezüglich der Reinigungsstufen inklusive Klärschlammverfaulung. Und die Kosten verteilen sich aus Peißenberger Sicht auf mehr Gebührenzahler. „Mit Hohenpeißenberg gibt es zusätzliche Einleiter“, so Dorsch. Auch die Hohenpeißenberger Gebührenzahler würden profitieren. Hätte man eine neue Kläranlage bauen oder die alte aufrüsten müssen, „dann hätte es ordentlich geschnackelt“, erklärt der Bürgermeister: „Das ist vielen gar nicht so klar. Nun können wir die Gebühren auf moderatem Niveau halten.“
Mitte September beginnen die Bauarbeiten an der Verbundleitung. Selbige wird von der Hohenpeißenberger Kläranlage abzweigen und unter einem bereits errichteten Durchlass unter der Umgehung und dann entlang von Forstwegen zwischen Hohenwart und Schendrich Richtung Peißenberg führen. Der Anschluss an das dortige Kanalnetz erfolgt im Bereich der Firma „EVN-Blechverarbeitung“ an der Otto-Hahn-Straße. Die richtige Trasse zu finden, war durchaus diffizil. Einige Grundstücksbesitzer stellten sich quer und untersagten die Durchleitung oder verlangten zu hohe Entschädigungszahlungen. Auch die Trassenführung durch eine Trinkwasserschutzzone wurde verworfen: „Hohenpeißenberger Abwasser durch ein Peißenberger Wasserschutzgebiet zu leiten, das wäre schwer zu vermitteln gewesen“, so Dorsch.
2,4 Millionen Euro Kosten für Gemeinde
Der Bau der Verbundleitung wird die Gemeinde Hohenpeißenberg voraussichtlich 1,9 Millionen Euro kosten, wobei 530 000 Euro staatlich bezuschusst werden. Für den Einkauf in die Peißenberger Kläranlage werden dann noch einmal rund eine Million Euro fällig: „Das kommt letztlich auf den aktuellen Buchwert der Anlage an“, so Dorsch. Und wie sieht die technische Planung aus? Vorgesehen ist eine Ableitung des Abwassers nach Peißenberg im Schwallbetrieb. Das heißt, es wird das natürliche Gefälle ausgenutzt ohne zusätzlichen Energieaufwand. Die Hohenpeißenberger Kläranlage wird übrigens weiter in Betrieb bleiben. Sie wird das Abwasser vor der Einleitung in die Verbundverrohrung vorreinigen. Die Anschlussleitung nach Peißenberg soll bis zum Frühjahr 2026 fertiggestellt sein.
„Das ist eine tolle Ingenieursleistung.“